Pannonien
,
röm.
Donauprovinz, wurde im W. durch den
Mons
[* 2] Cetius
(Wienerwald) von
Noricum, durch die
Julischen Alpen von
Oberitalien,
[* 3] im S. durch den Sausfluß
(Save) von
Liburnien, im O. durch den
Danubius
(Donau) von
Dacien und
Sarmatien
und im N. durch denselben
Fluß von Germanien
[* 4] geschieden und umfaßte somit den östlichen Teil von
Österreich,
[* 5]
Steiermark,
[* 6] einen Teil von
Krain,
[* 7]
Ungarn
[* 8] zwischen der
Donau und
Save,
Slawonien und den Nordrand von
Bosnien.
[* 9] Nach der Unterwerfung Pannoniens
durch die
Römer
[* 10] wurde es unter Trajan in zwei Hauptteile geteilt; der westliche Teil hieß Oberpannonien
(Pannonia superior), der östliche Unterpannonien
(Pannonien inferior).
Seiner physischen
Beschaffenheit nach bildet eine große, nur im
NW. und S. von
Gebirgen umschlossene
Ebene, die bloß von niedrigen
Hügelreihen durchzogen wird. Als Hauptflüsse sind außer dem Grenzstrom
Danubius dessen Nebenflüsse: Arrabo
(Raab),
[* 11] Dravus
(Drau) mit Murus
(Mur) und
Saus
(Save) mit Colapis
(Kulpa) zu nennen. Der bedeutendste
See war der Pelso
(Plattensee).
Pannonien
galt für rauh, steinig und wenig ergiebig. Das
Holz
[* 12] war das wichtigste
Produkt; den Metallreichtum des
Landes scheinen die
Alten noch nicht gekannt zu haben.
Die Einwohner (Pannonier) waren illyrischer Abkunft, ein tapferes, kriegerisches, aber auf sehr niedriger
Stufe der
Kultur stehendes
Volk. Seit dem 4. Jahrh. wanderten keltische
Völker ein:
Taurisker,
Karner, Latoviker im W., Aravisker
im
NW., Skordisker im S., welche im ersten vorchristlichen
Jahrhundert von den gleichfalls keltischen
Bojern unterworfen wurden.
Seit
ca. 50
v. Chr. bildete eine
Provinz des dacischen
Reichs. Den ersten
Angriff auf Pannonien
machte
Augustus (35
v. Chr.), welcher den
Süden bis zur
Drau eroberte.
Als jedoch bald darauf der
Kampf
Marbods gegen
Rom
[* 13] begann, erhoben sich auch die Pannonier wieder und konnten erst nach blutigen
Kämpfen unter Anführung des
Tiberius (9
v. Chr.) von neuem unterworfen werden. In diesem
Verhältnis blieb
Pannonien
bis zur Zeit der
Völkerwanderung; in diesem Zeitraum wurde das Land bedeutend kultiviert, der
Verkehr gehoben, die
Grenzen
[* 14] gesichert. Mitte des 5. Jahrh. wurde Pannonien
von
Kaiser
Theodosius II. an die
Hunnen förmlich abgetreten; nach dem
Untergang des
Hunnenreichs kam es 453 in den
Besitz der Ostgoten, 527 in
den der
Langobarden, die es um 568 den
Avaren
überlassen mußten. Die wichtigsten
Städte waren in Oberpannonien:
Vindobona
(Wien),
[* 15]
Carnuntum
(Ruinen bei
Hainburg),
Savaria
(Stein am
Anger), Arrabona
(Raab), Siscia oder Segestica
(Sissek), Celeja
(Cilli);
in Unterpannonien:
Pötovio
(Pettau),
Aquincum
(Alt-Ofen), Taurunum
(Semlin), Mursa
(Essek) etc. S.
Karte »Germanien«.