Palladio
,
Andrea, ital. Architekt, geboren um 1508 zu Vicenza, war ursprünglich Steinmetz, kam mit Hilfe des Dichters Trissino 1541 nach Rom, [* 2] wo er die antiken Baudenkmäler studierte und aufnahm, und machte dann weitere Studienreisen in Italien. [* 3] Die Resultate seiner Forschungen legte er zunächst in dem Neubau der Basilika [* 4] zu Vicenza nieder, welcher 1549 begonnen, aber erst 1614 vollendet wurde. Seit dem Anfang der 50er Jahre führte er eine Reihe von Palästen und Landhäusern in Vicenza und Umgebung aus, von denen die Palazzi Thiene (1556), Chierigati (jetzt Museo Civico), Valmerana (1566) und Barbarano (1570) und die Villen Maser und Rotonda hervorzuheben sind.
Seit etwa 1560 war er vorzugsweise für
Venedig
[* 5] thätig, wo er unter anderm das Refektorien und die
Kirche
von
San Giorgio Maggiore, die
Fassade von
San Francesco della
Vigna, die
Sala delle quattro
Porte im Dogenpalast und die
Kirche
del Redentore (sein Hauptwerk) erbaute. Auch um Verbesserung des Brückenbaues erwarb sich Palladio
große
Verdienste. Die von ihm
errichtete
Brücke
[* 6] über den Cismone, zwischen
Trient
[* 7] und
Bassano, hat 33 m weite
Joche, die von einem höchst
einfachen und sehr verständig angeordneten
Hängewerk
[* 8] überspannt werden.
Das Werk, in dem er am erfolgreichsten die Früchte seines Studiums der Antike niederlegte, ist das sogen. Olympische Theater [* 9] zu Vicenza, dessen Vollendung er jedoch nicht mehr erlebte. Er starb als Baumeister der Republik Venedig. Palladios Werke sind für die nächstfolgenden Zeiten normgebend gewesen. In strengem Anschluß an die römische Antike geriet er bisweilen in Trockenheit und Nüchternheit. Doch hielt er stets auf strenge und gewissenhafte Durchbildung der Formen und richtige Proportionen, in denen sich ein feines Stilgefühl zeigt. Er war ein Meister in der allgemeinen Komposition und in der Anordnung der Räume.
Charakteristisch für ihn ist die reiche Anwendung von
Halbsäulen an den
Fassaden, welche zuletzt meist durch zwei
Stockwerke
hindurchgingen und bisweilen auch gekuppelt auftreten, und von
Säulenhallen mit
Giebeln.
Palladios hauptsächlichste Baugedanken
wirken noch in der gegenwärtigen
Architektur nach. Palladio
fertigte auch die
Zeichnungen für Barbaros
Ausgabe
des Vitruv, gab 1554 die »Antichità de
Roma«
[* 10] und 1574
Cäsars »Commentarii« (mit 41
Zeichnungen) heraus.
Sein Hauptwerk ist:
»Quattro libri dell' architettura« (1570; spätere Ausg.,
Vicenza 1776-83, 4 Bde.; deutsch von Böckler, Nürnb.
1698). Eine neue
Ausgabe der Werke
Palladios besorgten Chapuy und Beugnot (Par. 1825-42, 2 Bde.).
Sein
Leben beschrieben Temanza (Vened. 1763),
Quatremère (Par. 1830, 2 Bde.),
Magrini (Pad. 1846),
Zanella
(Mail. 1880), Barichella
(Lonigo 1880).