(franz.
Palais, ital.
Palazzo), schloßartiges Wohngebäude. Das
WortPalast ist entstanden aus dem lateinischen palatium,
dem
Namen eines der sieben
HügelRoms, aus welchem die Wohngebäude des
Augustus und andrer
Cäsaren standen. Auf diese stattlichen
Gebäude wurde der
Name des
Hügelsübertragen, welchen
man in der
Folge allen Profangebäuden von großen
Dimensionen, monumentalem
Charakter und künstlerischer Ausführung, besonders den
Wohnungen von
Fürsten und reichen
Privaten,
beilegte. Im
Mittelalter verstand
man in den
Burgen
[* 2] unter palas ein größeres, nur ein Hauptgemach enthaltendes, gewöhnlich
einzeln stehendes Gebäude, das zu Versammlungen, zum Empfang und zur Bewirtung von
Gästen diente (s.
Burg, S. 651); dann auch nur s. v. w. Speisesaal, womit die Bedeutung von palatium in
den
Klöstern übereinstimmt. Vgl.
Pfalz.
(ital. palazzo, frz. palais, vom lat.
palatium,Name eines der sieben Hügel Roms, s. Palatinischer Berg), ein zum friedlichen Wohnsitz für Fürsten und Herren bestimmtes
Bauwerk von weiträumiger Anlage und einheitlicher, künstlerischer Ausführung (s. dagegen Burg). In Zeiten
eines schlichten Bürgertums (in Athen,
[* 4] dem republikanischen Rom,
[* 5] in den deutschen Städten des Mittelalters u. a. a. O.) entstanden
keine Palást. Dagegen findet man sie schon bei den Herrschern Ägyptens und der altorient.
Reiche in großartiger Ausdehnung.
[* 6] Ebenso waren die Palást der röm. Kaiser ihrer Macht entsprechend gestaltet
(Goldenes Haus
des Nero). Aber obgleich sie dem Palást den Namen gaben, entsprechen sie dem modernen Begriffe nur dann, wenn sie
eine geschlossene Komposition bieten. Dies war zumeist der Fall bei den palastartigen Villen Roms. Auch im Mittelalter wurde
die Form des Palást nicht gefunden, der Festungscharakter der Fürstensitze tritt zu stark hervor,
so daß der Wohnbau zu einem Teil der Burg wurde.
Die Italiener sind die eigentlichen Erfinder des Palást, indem sie die Formen der großen öffentlichen Gebäude auf die Sitze
der Machthaber übertrugen und dabei den praktischen Bedürfnissen dieser Rechnung trugen. Die vollendeten Palást bildete Brunelleschi
zuerst in Florenz
[* 7] um 1440 aus (Palást Riccardi, Palást Pitti, das gewaltige Hauptwerk der ganzen Gattung, dreigeschossig,
ganz aus rauh bearbeiteten Quadern, PalástStrozzi und zahlreiche andere). In jeder Stadt gestaltete sich die Form des Palást anders.
Venedig
[* 8] (s. Tafel: Italienische Kunst I,
[* 3]
Fig. 5, und II,
[* 3]
Fig. 1), Genua
[* 9] und Rom bieten die entscheidenden Typen. Der Palastbau steigerte sich in Wucht und teilweise auch in künstlerischem Wert bis
zum 16. Jahrh., fand seinen zweiten Höhepunkt in den röm. Palást der
Barockzeit. Jedoch verlor er mehr und mehr die feste Geschlossenheit, so daß die während des 18. Jahrh.
errichteten Fürstensitze mehr den Charakter eines Schlosses haben. Da die Italiener alle größern Profangebäude
Palazzo nennen (Palazzo pubblico, ducale u. s. w.), so deckt sich die deutsche Terminologie nicht ganz mit der ihrigen.
Schloß nennen wir einen aus mehrern Flügeln und Geschossen bestehenden größern Komplex von Bauten, Palais einen künstlerisch
ausgestatteten städtischen Wohnsitz eines Reichen, Palást aber mehr im dichterischen Sinne ein besonders großartiges
Wohngebäude. Es giebt kein Schloß in Deutschland,
[* 10] das offiziell den NamenPalást trüge. Die Franzosen bezeichnen unsern Begriff
Schloß mit château oder palais, unser Palais mit hôtel (s. d.). Unter den
Pariser Palais sind Louvre, Luxembourg, Tuilerien, das für Richelieu erbaute Palais-Royal (s. d.)
die bedeutendsten, außerdem bezeichnet man öffentliche Gebäude mit diesem Namen (Palais de Justice, Palais de l'Industrie).
In Deutschland begann man Palais erst im 18. Jahrh. zu bauen und zwar vorzugsweise in Norddeutschland
unter Einfluß der Franzosen. Mit dem wachsenden Wohlstand hat sich ihre Zahl in allen großen Städten
wesentlich vermehrt. In Wien
[* 11] nennt man Palais sogar solche große Mietshäuser, in welchen nur ein Geschoß
[* 12] für den Besitzer
künstlerisch ausgestattet ist (Palais Todesco u. a. m.).