Palacky
(spr. pálazki), Franz, ausgezeichneter böhm. Geschichtsforscher, geb. zu Hodoslawitz in Mähren [* 2] als Sohn eines der böhmischen Brüdergemeinde angehörigen Schullehrers, erhielt in Preßburg [* 3] und Wien [* 4] seine wissenschaftliche Vorbildung, wurde 1823 von den Grafen von Sternberg zu ihrem Archivar in Prag [* 5] ernannt und 1827 mit der Redaktion der deutschen und der tschechischen »Zeitschrift des Nationalmuseums« betraut. Die erstere ging 1831 ein, die Redaktion der letztern aber führte er bis 1838 fort; 1839 ward er auf Vorschlag der böhmischen Stände zum Historiographen Böhmens ernannt. In ihrem Auftrag schrieb er seine »Geschichte Böhmens« (tschechisch und deutsch, Prag 1836-67, 5 Bde., bis 1526 reichend).
Paladilhe - Palamas

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Da er aber in
Böhmens ältester Geschichte das slawische
Element zu entschieden hervortreten ließ, zog er sich eine
Menge
Angriffe
von deutschen Historikern zu. Nicht mindern
Widerspruch erfuhren seine Bestrebungen, die
tschechische Sprache wieder in
Aufnahme
zu bringen. Im April 1848 wohnte Palacky
dem deutschen
Vorparlament zu
Frankfurt
[* 6] bei, erklärte sich jedoch
gegen die Vertretung
Böhmens aus dem
Parlament selbst. Er war dann Mitglied des böhmischen Gouvernementsrats, hierauf einer
der
Leiter des slawischen
Kongresses und zuletzt das
Haupt der slawischen
Partei auf dem
Reichstag zu
Kremsier. 1861 wurde er zum
Mitglied des
Herrenhauses ernannt. Namentlich aber seit 1863 trat er politisch hervor als
Führer der tschechisch-föderalistischen
Partei auf dem böhmischen
Landtag; er und sein Schwiegersohn
Rieger verfochten mit hartnäckigem
Eifer die
Idee der
Wenzelskrone
und bekämpften die österreichische
Verfassung mit solcher
Verbindung, daß Palacky
, obwohl
Protestant, selbst den engsten
Bund mit
Ultramontanen und
Feudalen nicht scheute. Auch am Slawenkongreß in
Moskau
[* 7] 1867 nahm er teil. Er
¶
mehr
starb in Prag. Von seinen Werken sind noch hervorzuheben: »Würdigung der alten böhmischen Geschichtschreiber« (Prag 1830, neue Ausg. 1869);
»Synchronistische Übersicht der höchsten Würdenträger, Landes- und Hofbeamten in Böhmen« (das. 1832);
»J. ^[Joseph] Dobrowskys Leben und gelehrtes Wirken« (das. 1833);
»Litterarische Reise nach Italien [* 9] im Jahr 1837 zur Aufsuchung von Quellen der böhmischen und mährischen Geschichte« (das. 1838);
»Die ältesten Denkmäler der böhmischen Sprache« [* 10] (mit Schafarik gemeinschaftlich, das. 1840);
»Archiv český«, seit 1840);
»Über Formelbücher, zunächst in Bezug auf böhmische Geschichte« (das. 1842-47, 2 Lfgn.);
»Österreichs Staatsidee« (das. 1866);
»Die Geschichte des Hussitentums und Professor Konstantin Höfler, kritische Studien« (das. 1868);
»Urkundliche Beiträge zur Geschichte des Hussitenkriegs« (das. 1872-74, 2 Bde.);
»Documenta Magistri Joannis Hus vitam, doctrinam, causam etc. illustrantia« (das. 1869);
»Gedenkblätter etc. aus den letzten 50 Jahren« (das. 1874);
»Zur böhmischen Geschichtschreibung; aktenmäßige Aufschlüsse und Worte der Abwehr« (das. 1871). - Auch sein Sohn Johann, geb. zu Prag, Professor daselbst, hat sich durch wissenschaftlich-geographische Arbeiten in tschechischer Sprache bekannt gemacht.