Pädatrophie
(griech., Darrsucht oder Auszehrung der Kinder), die dem frühern Kindesalter eigentümliche Art von Abzehrung, welche gewöhnlich auf skrofulöser oder tuberkulöser Entartung der Gekrösdrüsen beruht, wobei aber oft auch Tuberkulose andrer Organe, besonders der Lungen, vorhanden ist. Oft leiden solche abmagernden Kinder auch nur an chronischem Magen- und Darmkatarrh (lang dauerndem Durchfall etc.), oder sie sind einfach verhungert, z. B. infolge unverständiger oder vernachlässigter Pflege.
Der Unterleib ist stark aufgetrieben, manchmal fühlt man die vergrößerten und verhärteten Gekrösdrüsen als feste Knoten durch die Bauchdecken hindurch. Dabei fallen die Dünnheit und Magerkeit der Arme und Beine und das Schwinden ihrer Muskeln [* 2] um so mehr in die Augen. Die Haut [* 3] ist welk, faltig, auffallend blaß oder auch von graugelber, kachektischer Farbe. Oft ist die Haut mit reichlichen Mitessern (sogen. Zehrwürmern) besetzt. Das Gesicht [* 4] bekommt frühzeitig ein zusammengeschrumpftes, altes, selbst greisenhaftes Aussehen.
Der Appetit ist entweder gesteigert und wahrer Heißhunger, besonders nach grober mehliger Nahrung (Schwarzbrot, Kartoffeln, Klößen), vorhanden, oder es besteht Widerwille gegen alle Speisen. Die Stuhlausleerung ist unordentlich, bald flüssig, hellgelb, gehackt, bald derb, selbst hart, mit öfterer Leibesverstopfung. Die Geisteskräfte bleiben lange Zeit gut erhalten, oder es zeigt sich selbst eine Art Frühreife. Nur wenn sich zugleich Wasserkopf ausbildet, werden die Kinder stumpfsinnig.
Später gesellen sich schleichendes
Fieber,
Husten,
Röcheln, übelriechender
Atem,
Schwämmchen u. dgl. hinzu,
und der
Ausgang ist in den meisten
Fällen tödlich, obschon sich die
Krankheit oft lange hinzieht. Erholt sich das
Kind wieder,
so bleibt doch ein schwächliches
Körper mit
Anlage zu
Lungenschwindsucht zurück. Angemessene
Diät ist das einzig richtige
Vorbauungsmittel gegen die Pädatrophie.
Ist die
Krankheit einmal da, so ist kaum noch etwas gegen dieselbe zu thun.
Am zweckmäßigsten erscheint noch eine passende leichte, aber nährende
Diät (vorzüglich Milchdiät) sowie die Darreichung
von
Leberthran und schwachen, leichtverdaulichen
Eisenpräparaten bei sorgfältiger Überwachung des Stuhlganges. Rührt die
Krankheit von einem Magendarmkatarrh her, so ist dieser zunächst zu beseitigen.