Titel
Padŭa,
ital. Padŏva.
1) Provinz im Königreich Italien, in der Landschaft Venetien, grenzt im N. an die Provinz Treviso, im O. an Venedig, im S. an Rovigo, im W. an Vicenza und Verona, hat 1955,67 (nach Strelbitskij 2063) qkm und (1881) 397762, nach einer Berechnung 445291 E., d. i. 227 E. auf 1 qkm, zerfällt in die 8 Distrikte Camposampiero, Cittadella, Conselve, Este, Monfelice, Montagnana, Padua und Piove di Sacco mit zusammen 103 Gemeinden. Die Provinz ist meist eben, mit Ausnahme der Euganeischen Berge, fruchtbar und reich bewässert durch die Flüsse Bacchiglione mit Frassine, Etsch, Brenta mit Musone und zahlreiche Schiffahrtskanäle; gebaut werden Reis, Getreide, Hülsenfrüchte, Hanf und Wein, ferner wird Vieh- und Seidenzucht getrieben.
Die gewerbliche Thätigkeit erstreckt sich auf Seiden-, Woll- und Baumwollweberei, auf die Herstellung von Hanf- und Leinengeweben, Töpfer- und Seilerwaren, Mehl, Papier, Ziegeln und Kalk. – 2) Padua, das alte Patavium, Hauptstadt der Provinz Padua, liegt in einer Ebene am Bacchiglione, der die Stadt in mehrern Armen durchfließt, und an den Linien Mailand-Verona-Venedig und Padua-Bologna (123 km) des Adriatischen Netzes und Padua-Bassano (48 km) der Venet. Baugesellschaft, mit Straßenbahnen nach Bagnoli (28 km), Piove (17 km) und Padua-Strà-Fusina (11 km) und durch Kanäle mit der Etsch, der Brenta und den Lagunen verbunden, Sitz des Präfekten, eines Bischofs, einer Handels- und Gewerbekammer, der Venezianischen Baugesellschaft sowie der Infanteriebrigade «Napoli» und der 5. Kavalleriebrigade und
[* 1] ^[Abb.: Wappen von Padua]
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hat (1881) 47334, mit Vororten 51820, als Gemeinde 72174, nach einer Berechnung 80100 E., in Garnison das 75. und 76. Infanterie-, das 3. Kavallerieregiment und 2 Compagnien Alpentruppen. Es hat 7 Thore, hohe Wälle und enge Straßen, die durch Bogengänge (portici) noch mehr verdüstert werden, und zahlreiche Brücken, einige aus der Römerzeit.
Plätze, Denkmäler. Der größte Platz ist die Piazza Vittorio Emanuele (früher Prato della Valle), mit 82 Bildsäulen berühmter Paduaner und um Padua verdienter Männer und den Marmorstandbildern Dantes und Giottos, von Vela, unter der Loggia Amulea. Die Loggia del Consiglio von Biagio Ferrarese birgt ein Standbild Victor Emanuels Ⅱ. von Tabacchi; seitwärts vom Dom steht das bronzene Reiterbild (1453) des venet. Generals Erasmo da Narni, genannt Gattamelata (gest. 1443), von Donatello;
auf dem Platze der Scuola del Carmine das Standbild des Dichters Petrarca von Ceccon;
auf der Piazza Cavour das Bronzedenkmal Cavours, von Chiaradia;
auf der Piazza Garibaldi das Marmordenkmal Garibaldis.
Kirchen. Der Dom, um 1550 im Hochrenaissancestil erbaut, enthält im Schatze Miniaturen (12. bis 15. Jahrh.) und kirchliche Prachtgeräte; anstoßend das Baptisterium, ein Backsteinbau (12. Jahrh.), mit Fresken (1380). Die berühmte Kirche Sant' Antonio, die Grabkirche des heil. Antonius, wurde 1231 begonnen, 1307 im Hauptbau, 1475 in den übrigen Teilen vollendet und nach dem Brande 1749 erneuert; der riesige Bau (115 m lang, 55 m breit) hat 6 Kuppeln, eine Kapelle nach dem Modell Riccios (1500), Silbergeräte, Grabdenkmäler (darunter das des heil. Antonius mit dessen Reliquien) und ein Santuario, 1690 angebaut, mit Goldschmiedearbeiten des 15. und 16. Jahrh. Daneben die Scuola del Santo, Versammlungsort der Bruderschaft des heil. Antonius, mit 17 Fresken, die Wunder des Heiligen darstellend, darunter drei von Tizian (1508). Santa Giustina (111 m lang, 30 m, im Querschiff 76 m breit), 1516 von Riccio begonnen und 1532 vollendet, hat drei Schiffe mit 7 Kuppeln und das Grab der heil. Justina; das anstoßende Kloster ist jetzt Kaserne. Die ehemalige Augustinerkirche degli Eremitani (13. Jahrh.), 1880 erneuert, enthält Fresken Mantegnas und seiner Genossen aus der Schule Sauarciones, die zu den hervorragendsten Denkmälern oberital. Kunst gehören, die Kapelle Madonna oder Annunziata dell' Arena, 1303 erbaut, Fresken von Giotto, die Scuola del Carmine, jetzt Baptisterium, ebenfalls Fresken.
Weltliche Bauten. Der Salone oder Palazzo della Ragione, als Gerichtsgebäude 1172–1219 erbaut, mit Loggien (1309), hat seinen Namen von dem großen, 1420 hergestellten Saal (82 m lang, 27 m breit, 27 m hoch) mit gewölbter Holzdecke und birgt unter anderm das berühmte hölzerne Pferd von Donatello. Im bischöfl. Palast befinden sich die Bildnisse von Erzbischöfen und Fresken von Montagnano. Das Museo civico, 1881 durch den Mailänder Boito umgebaut, enthält die Altertümersammlung, die Bibliothek und das Archiv der Stadt sowie die Gemäldegalerie. Das fast ganz aus Marmor erbaute städtische Kaffeehaus Pedrocchi, unter österr. Herrschaft Ausgangspunkt der Studentenunruhen, ist das größte in Italien.
Unterrichts- und Bildungswesen. Die Universität, 1222 als Generalstudium durch Auswanderung von Scholaren aus Bologna entstanden, geriet durch die Tyrannei Ezzelinos (1237–59) in Verfall und wurde 1260 von der Gemeinde wieder gehoben durch Einrichtung der grammatischen, rhetorischen und mediz. Studien. 1363 wurde das Studium der Theologie eingerichtet; im 15. Jahrh. hatte die Universität diejenige zu Bologna überflügelt und wurde im 16. Jahrh. besonders von Deutschen besucht.
Nach einer Zeit des Niedergangs hob sie sich wieder, besonders durch die Unterstützung der österr. Regierung nach 1814 und später der ital. Regierung. Die Universität hat eine jurist., mediz.-chirurg., mathem.-naturwissenschaftliche und philos. Fakultät, eine Ingenieurschule, Specialkurse für Pharmaceuten, eine Schule für Hebammen und (1891–92) 115 Docenten, 1274 Studierende und 42 Hörer. Zur Universität gehören eine 1629 gegründete Bibliothek (127640 Bände, 45300 kleinere Schriften, 2480 Handschriften), eine Sternwarte und ein botan. Garten, 1545 angelegt, der älteste bestehende, mit Bäumen aus dem 16. Jahrh. Außerdem hat Padua ein Gymnasium, Lyceum, eine Oberrealschule, technische Industrieschule, ein landwirtschaftliches Institut, eine Kunstgewerbeschule in Volta Brusegana bei Padua, eine städtische Bibliothek (70000 Bände), Seidenraupenzuchtanstalt, ein Museum und drei Theater; ferner ein allgemeines Krankenhaus, Versorgungs- und Arbeitshaus, Findel- und Waisenhaus und Blindeninstitut. ^[]
Die Industrie erstreckt sich auf Herstellung von Maschinen, Teigwaren, Leder, Darmsaiten, Korbwaren und Matten; der Handel auf Vieh, Wein, Öl und Getreide.
Geschichtliches. Karl d. Gr. entriß Padua den Langobarden; im 13. Jahrh. stand es unter der Herrschaft Ezzelinos; hierauf wurde es Republik und 1405 von Venedig unterworfen. Mit diesem kam es an Österreich; 1805 wurde es an Napoleon abgetreten und 1814 an Österreich zurückgegeben, bei dem es bis 1866 verblieb. –
Vgl. Gennari, Annali della città di Padova (3 Bde., Bassano 1804);
Cappelletti, Storia di Padova (Padua 1875).