Ozokerīt
(Erd- oder Bergwachs, Bergtalg, Neftgil), Mineral aus der Ordnung der Harze, findet sich nur amorph, ist in der Konsistenz dem Bienenwachs ähnlich, heller oder dunkler grünlich oder bräunlich bis schwarzbraun gefärbt, wird zwischen den Fingern klebrig und nach und nach sehr bildsam, riecht wie Petroleum, oft noch penetranter, spez. Gew. 0,94-0,96, schmilzt bei 58-98°, sehr selten bei höherer Temperatur, und besteht im wesentlichen aus Kohlenwasserstoffen.
Eine geringere Sorte, Kenderbal, von grünlichbrauner Farbe und butterartiger Konsistenz, schmilzt bei 58-60°. O. verbrennt mit heller Flamme [* 2] mit geringem Rückstand oder ohne solchen, er löst sich leicht in Terpentinöl oder fetten Ölen, schwer in Alkohol und Äther, nicht in Wasser und Alkalien. Er findet sich bei Gamming in Niederösterreich, bei Boryslaw und Dzwieniasz in Ostgalizien, auch in Westgalizien, Ungarn, [* 3] Kroatien, in der Walachei und Moldau, bei Newcastle [* 4] in England, Swätoi-Ostrow und auf der Insel Tscheleken im Kaspischen Meer, in Transkaukasien, Persien, [* 5] Ägypten, [* 6] Algerien, [* 7] Kanada und Mexiko. [* 8] In ausbeutefähiger Menge kommt er nur bei Boryslaw und allenfalls bei Dzwieniasz vor.
Das
Neftgil von
Swätoi-Ostrow ist mit dem Ozokerit
nahezu identisch, weicht aber doch in der
Konsistenz nicht unerheblich ab. Man
gewinnt den Ozokerit
bergmännisch, er bildet wie
Kohle eigne, sich vielfach wiederholende
Flöze, die nicht
nur nahe der Oberfläche, sondern auch in bedeutender Tiefe lagern (in
Boryslaw über 160 m tief). Die
Nester stehen nicht
selten unter sehr hohem
Druck, und wenn sie geöffnet werden, treibt bisweilen das mit eingeschlossen
Gas den Ozokerit
wie
eine weiche
Masse hervor, so daß die
Arbeiter nach höher gelegenen
Stellen des
Schachts flüchten müssen. Ozokerit
erscheint jedoch
auch in eingesprengten runden
Stücken
(Wanzen) oder als Blasenwachs, welches mit eignem hohen Gasdruck durch eine
Kluft förmlich
ausgeblasen wird.
Zur Verarbeitung des Ozokerits
wird das rohe
Material mit
Dampf
[* 9] geschmolzen und nach dem
Absetzen in
Formen
gegossen. Diese
Kuchen verarbeitet man auf
Ceresin,
Paraffin
[* 10] und
Mineralöle.
Vgl. Perutz, Die Industrie der Mineralöle, des Petroleums etc. (Wien [* 11] 1868-80, 2 Bde.);
Pichler, Über Erdwachs, Erdöl [* 12] etc. (das. 1879);
Gintl, Galizisches
Petroleum und Ozokerit
(das. 1873);
Windakiewicz, Erdöl und Erdwachs in Galizien (das. 1875);
Bergmann, Petroleum und Erdwachs (das. 1880);
Paul,
Die
Petroleum- und Ozokerit
vorkommnisse Ostgalizien (das. 1881).