Oxford
,
[* 1] in der Geologie [* 2] ein Schichtenkomplex der Juraformation [* 3] (s. d.).
Oxford
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Oxford,
[* 1] in der Geologie [* 2] ein Schichtenkomplex der Juraformation [* 3] (s. d.).
Oxford,
[* 1] 1) Hauptstadt der nach ihr genannten engl.
Grafschaft, in lieblicher Gegend, an der Mündung des
Cherwell in
die
Themse, mit (1881) 39,186 Einw. Oxford
ist eine der ältesten
Städte
Englands und bewahrt mit ihren zahlreichen von
Wiesen und
Bäumen umgebenen
Colleges noch ganz den
Charakter einer mittelalterlichen
Stadt. Die alte von
Wilhelm dem Eroberer erbaute
Burg ist bis auf wenige
Spuren verschwunden, aber die alten Stadtmauern aus
dem 11. Jahrh. lassen sich fast ihrer ganzen
Länge nach noch verfolgen.
Seinen Ruf verdankt der Universität, der größten und ältesten Hochschule in England. Schon unter Alfred d. Gr. war die Stadt der Sitz einer blühenden Gelehrtenschule, und als Universitas literaria im eigentlichen Sinn erscheint sie bereits im 12. und 13. Jahrh., wo sie sich eines sehr zahlreichen Besuchs erfreute und bald neben Cambridge als das eine der »beiden Geistesaugen Englands« bezeichnet wurde. Ganz wie in Cambridge (s. d.), besteht die Universität aus den Mitgliedern der meisten aus den ältern Hostels (Bursae) hervorgegangenen 21 Colleges und 5 Halls, von denen indes nur erstere die Rechte von Korporationen genießen.
Dazu kommen auch hier seit 1868 »unattachierte« (non adscripti) Studenten. Wie in Cambridge, hat jedes dieser unter einem Präsidenten, Warden, Master, Provost, Rektor oder Principal stehenden Colleges seine Fellows, Graduierten und Undergraduates oder Studenten zu Mitgliedern. Die früher allgemein übliche Einteilung der Studenten in Adlige, Fellow Commoners, Commoners und Servitors (den Sizars in Cambridge entsprechend) wird in den vornehmsten Anstalten kaum noch anerkannt. In dieser Art besteht die Universität (1887) aus 11,476 Mitgliedern, einschließlich der 3062 Studenten.
Oberste Universitätsbehörde ist das
House of Convocation, zu welchem alle Magistri
Artium gehören, welches den
Kanzler, die
beiden Parlamentsmitglieder und mehrere der
Professoren ernennt, das
Patronatsrecht bei Besetzung der
Pfründen ausübt, und
ohne dessen Einwilligung kein
Statut Gesetzeskraft hat. Die Congregation wird gebildet aus den in Oxford
wohnenden Magistri
Artium,
und ihre Thätigkeit beschränkt sich fast ausschließlich auf Bestätigung oder
Verwerfung der vom Hebdomadal
Council (Wochenrat)
gemachten Gesetzesvorlagen.
Dieser Rat besteht außer dem Kanzler, dem Vizekanzler und den Proctors aus 6 Vorständen von Colleges, 6 Professoren und 6 andern Mitgliedern der Convocation, die von der Congregation gewählt werden. Dazu kommt schließlich noch ein House of Congregation, das die vom Kanzler ernannten Examinatoren in ihrem Amt bestätigt und die akademischen Würden erteilt. Die Universitätsbeamten tragen dieselben Titel wie in Cambridge. Die Zahl der Professoren und Lecturers ist 60, neben 7 Sprachlehrern, wobei namentlich das philologische und naturwissenschaftliche Fach durch tüchtige Kräfte besetzt sind.
Von diesen Professoren beziehen 25 einen Gehalt von 700-900 Pfd. Sterl. Studenten werden nach einem Eintrittsexamen zugelassen und müssen im Lauf ihrer drei Universitätsjahre zu je vier Terms drei Examina bestehen, um den Grad eines Baccalaureus zu erringen, nämlich Responsions (Little Go [* 4] oder Smalls in der Studentensprache), Moderations und die Pass Examination. Letztere beschränkt sich auf drei Gegenstände, zu welchen Griechisch oder Lateinisch nicht gerade gehören müssen. So erhält man seinen Pass, auch wenn man z. B. nur in Deutsch, den Elementen der Geometrie und englischer Geschichte geprüft wird.
Kandidaten, die mit Auszeichnung (with honours) zu bestehen wünschen, werden in einer der sechs Schulen (schools) examiniert, als: literae humaniores, d. h. Lateinisch, Griechisch, Logik und Philosophie;
moderne Geschichte;
Theologie. Nach Ablauf [* 5] von 3 Jahren erhalten die Baccalaurei den Grad eines Magister ohne weiteres Examen.
Für andre Würden bestehen besondere Examina. Die Einnahmen der Universität und der Colleges belaufen sich auf 325,000 Pfd. Sterl., wovon die Vorstände des College und die 385 Fellows 132,000 Pfd. Sterl. erhalten. Das Patronatsrecht erstreckt sich auf 439 Pfründen im Jahreswert von 187,660 Pfd. Sterl. Die Universitätsanstalten sind hier zahlreicher und reichlicher ausgestattet als in Cambridge. Das Bodleian Library, 1602 gestiftet, enthält 300,000 Bände nebst einer Gemäldesammlung, und neben ihm bestehen die Universitätsbibliothek im Taylor Institute, die von Radcliffe gegründete Bibliothek (1737-49 erbaut).
Die University Galleries, 1845 eröffnet, enthalten reiche Kunstschätze, einschließlich vieler Originalzeichnungen von Raffael und Michelangelo, und in Verbindung mit denselben steht die von Ruskin 1872 gegründete Kunstschule. Das University Museum (1855-59 erbaut) enthält naturwissenschaftliche Sammlungen; neben demselben steht ein Laboratorium. [* 6] Erwähnung verdienen ferner das Ashmolean Museum mit einer Kuriositätensammlung;
das Sheldonan Theatre, wo die Universitätsfeierlichkeiten stattfinden;
die beiden Sternwarten; [* 7]
die Universitäts- (Clarendon-) Presse; [* 8]
Von den Colleges ist das 1249 gestiftete University College das älteste, Kehle College (1869 gestiftet) das jüngste, aber Christ Church College bei weitem das bedeutendste. Von Kardinal Wolsey 1532 gegründet, wurde es von Heinrich VIII. 1546 mit glänzender Freigebigkeit ausgestattet. Den Eingang zu ihm bildet das nach der im Turm [* 10] hängenden großen Glocke genannte »Tom gate«. Hier, wie in den meisten andern Colleges, sind die ursprünglichen Bauten durch andre Architekten vielfach erneuert oder erweitert worden, so daß neben dem gotischen Stil auch vielfach die Renaissance zur Geltung kommt. Balliol College, obgleich bereits 1268 gegründet, ist in seinen Gebäuden fast ganz neuen Ursprungs. Die Kapelle von Exeter College ist eine Nachahmung der Sainte Chapelle, von G. Scott;
Merton
College (1264 gestiftet) hat im
Mob-Court einen der schönsten
Höfe Oxfords;
Magdalen College (spr. módlen, 1458 gestiftet) zeichnet sich durch seinen schönen gotischen Turm und seine Gärten am Ufer des
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 11] von Oxford.]
¶
Cherwell aus; New College wurde von seinem Gründer, dem Bischof und Baumeister Wykeham, 1380-1385 teilweise selbst erbaut. Die andern Colleges sind: All Souls (1437), Brasenose (1509), Corpus Christi (1516), Hertford (1874), Jesus (1571), Lincoln (1427), Oriel (1326), Pembroke (1624), Queen's (1340), St. John's (1555), Trinity (1554), Wadham (1613) und Worcester (1714). Außer den drei ältern Hallen bestehen noch zwei sogen. Privathallen, abgesehen von dem St. Stephan's House (seit 1876), für Studenten, die sich der Heidenmission zu widmen gedenken, Wycliffe Hall [* 13] (1880) für Theologen, Mansfield College (1886) für Dissidenten.
Ferner hat man auch in Oxford
zwei Colleges für Damen ins Leben gerufen, nämlich Lady Margaret Hall und Somerville
Hall. Endlich haben sich St. David's College (Lampeter) und University College (Nottingham)
[* 14] der Universität affiliiert. Unter den
Kirchen sind am bemerkenswertesten die St. Peterskirche, teilweise noch aus dem 12. Jahrh., die Marien- oder Universitätskirche,
1300-1498 erbaut, und die bereits 1180 eingeweihte protestantische Kathedrale, ursprünglich Kirche der
Abtei der heil. Frideswide. Nicht weit von der Universitätskirche steht das Denkmal der Märtyrer Cranmer, Ridley und Latimer,
die hier verbrannt wurden. Oxford
hat ferner ein Theater,
[* 15] eine Musikhalle und ein Ballspielhaus (tennis-court); wie in Cambridge,
so beleben auch hier den Fluß die zahlreichen Boote der Ruderklubs. Im benachbarten Dorf Cuddesdon steht
der Palast des Bischofs von Oxford
und ein anglikanisches Priesterseminar (College). - Oxford
gehört seit den ältesten Zeiten neben
London
[* 16] und Canterbury zu den bedeutendsten Städten Englands und erhielt seinen ersten Freibrief schon von König Heinrich I. König
Stephan belagerte die Stadt 1142, und König Heinrich II. ernannte 1155 Anton von Vare zum ersten Grafen von
Oxford.
Das Bistum zu Oxford
wurde 1541 gegründet.
Vgl. Ingram, Memorials of O. (Lond. u. Oxf. 1837, 3 Bde.);
Arnold, Oxford
and Cambridge, their colleges etc. (Lond. 1873);
Parker, Oxford
, a handbook for visiters (das. 1876);
Wiese, Deutsche [* 17] Briefe über englische Erziehung (3. Aufl., Berl. 1877);
Stedman, Oxford
, its life and schools (Lond. 1887);
Lyte, History of the University of O. (das. 1887). -
2) Ort im nordamerikan. Staat Mississippi, 100 km südöstlich von Memphis, mit 1534 Einw., ist Sitz der Universität von Mississippi, ausschließlich für Weiße bestimmt.
[* 1] Robert Harley, Graf von, brit. Staatsmann, aus einem alten Geschlecht in Shropshire stammend, ward zu London geboren. 1688 schloß er sich dem Prinzen von Oranien mit einer auf eigne Kosten ausgerüsteten Reiterschar an und trat 1690 als Parlamentsmitglied in das Unterhaus, wo er zu den Führern der Tories gehörte und 1701 und 1702 zum Sprecher des Hauses gewählt ward. Nach Wilhelms III. Tod und unter dem Einfluß der großartigen Erfolge der Whigs unter Marlboroughs Führung näherte er sich allmählich mit andern gemäßigten Tories dem letztern und trat 1704 sogar als Staatssekretär in die Regierung ein, indem er zugleich Sprecher des Hauses der Gemeinen blieb.
Als jedoch die Whigs immer entschiedener die innere Regierung für sich in Besitz nahmen, wurde Harley, der überdies mit dem Minister Godolphin in Zwiespalt geraten war, 1708 aus dem Ministerium entlassen und trat in die Opposition zurück. Harley gewann dadurch, daß er 1710 in dem Prozeß gegen den Prediger Sacheverel dessen Lehre [* 18] von der absoluten Staatsgewalt billigte, die Gunst der Königin Anna, verdrängte die Herzogin von Marlborough aus deren Vertrauen und trat, als die Königin einen völligen, durch die ganz toryistisch ausgefallenen Parlamentswahlen von 1710 unterstützten Systemwechsel vollzog, wieder in die Regierung ein, deren Führung er selbst mit Saint John, [* 19] dem spätern Lord Bolingbroke, übernahm.
Bald darauf wurde er zum Grafen von Oxford ernannt und veranlaßte 1711 jenen berühmten ersten Peersschub, welcher der bis dahin whiggistischen Majorität des Oberhauses ein Ende machte. Auch der auswärtigen Politik gab Oxford eine neue Wendung, indem er nach dem Tod Kaiser Josephs I. (April 1711) zu Utrecht [* 20] die Friedensunterhandlungen eröffnete, Marlborough aber völlig von der Führung der Armee ausschloß. Bald nach dem Abschluß des Utrechter Friedens (1713) veruneinigte sich Oxford jedoch mit Bolingbroke, und da er durch seine eifrigen Bemühungen für die Succession des Hauses Hannover [* 21] auch die Gunst der Königin verscherzte, so wurde er seines Amtes entlassen.
Unter Georg I. ward er im April. 1715 wegen geheimen Einverständnisses mit Frankreich bei den Friedensunterhandlungen des Hochverrats angeklagt und in den Tower gebracht. Im August 1717 freigesprochen, ward er vom König auf seine Güter verwiesen, wo er sich der Litteratur widmete und bis zu seinem Tod eine bedeutende Bücher- und Handschriftensammlung zusammenbrachte. Dieselbe wurde von seinem Sohn, dem Grafen Edward von Oxford, eifrig vermehrt und nach dessen Tod für 13,000 Pfd. Sterl. an einen Buchhändler, Osborn, verkauft. Die Manuskriptensammlung, an 2000 Nummern stark, wurde unter dem Namen Harleyan Miscellanies der Bibliothek des Britischen Museums einverleibt. Mit Alfred, sechstem Grafen von Oxford, erlosch die Familie.