Donaukreis,
OberamtKirchheim, an der
Lauter, hat eine schöne gotische Stadtkirche
mit den Begräbnissen der
Herzöge von
Teck, mechanische
Weberei,
[* 2] Schraubenfabrikation,
Obst- und Weinbau, Schafzucht und (1885) 1404 evang.
Einwohner.
Nahe dabei der steile, mit der Burgruine
Teck gekrönte Teckberg (787 m, mit
Belvedere) und an dessen Abhang die
sagenreiche
Höhle Sibyllenloch.
Vgl. Rooschütz,Owen, seine Geschichte und
Denkwürdigkeiten (Stuttg. 1884).
(spr. oh-en), 1)
John (latinisiert Audoenus oder Ovenus), neulat. Dichter, geb. 1560 zu
Armon in
Wales, studierte zu
Oxford
[* 3] die
Rechte, erwarb sich 1590 das Bakkalaureat, mußte wegen
Armut 1591 eine
Schullehrerstelle in Cryleigh und 1594 in
Warwick annehmen und starb 1622 in
London.
[* 4] Seine
»Epigrammata« (Lond. 1612; beste
Ausg. von
Renouard, Par. 1795, 2 Bde.), die
sich durch ungezwungenen und beißenden
Witz, weniger durch Feinheit der
Sprache
[* 5] und
Eleganz des Versbaues
auszeichnen, geißeln die
Thorheiten der
Menschen, insbesondere auch die
Mißbräuche in der katholischen
Kirche, daher sie auf
den
»Index« gesetzt wurden. Eine Auswahl
(»Epigrammata selecta«) mit Übersetzung gab
Jördens (Leipz. 1813),
einen »Libellus
epigrammatum«
Ebert (das. 1825) heraus; die neueste Übersetzung erschien anonym (vonJ.L. B.,
Nördl. 1863).
2)
Robert, engl. Sozialist, geb. zu
Newtown (Nordwales) als der Sohn eines kleinen Handwerkers, kam mit zehn
Jahren
als
Lehrling zu einem Tuchhändler nach
Stamford und war dann mehrere Jahre
Kommis in
London und
Manchester.
[* 6]
Sein Fleiß, seine
Solidität und seine geschäftliche Begabung bewirkten, daß ihm 1790 die Leitung einer Baumwollspinnerei
mit 500 Arbeitern in
Lancashire anvertraut wurde.
Bald darauf wurde er Teilnehmer und
Direktor der Chorldon
Twist Company ^[richtig:
Chorlton
Twist Company] in
Manchester.
Nachdem er die Tochter des Eigentümers einer großen Baumwollspinnerei in
NewLanark,
Dale, geheiratet hatte, veranlaßte
er 1800 seine
Gesellschaft, diese Spinnerei zu kaufen, deren Leitung er übernahm. Owen nahm sich hier ganz vorzüglich auch
seiner
Arbeiter an, deren
Lage er durch Maßregeln, welche damals noch neu und unerprobt waren, zu heben suchte, wie durch
Bau vonWohnungen, Beschaffung von Lebensmitteln etc. im großen und Überlassung
derselben an die
Arbeiter zu den Selbstkosten, durch Lohnerhöhung mit zinsbarer Anlegung des Mehrbetrags, Kürzung der Arbeitszeit,
Nichtbeschäftigung von
Kindern unter zehn
Jahren, Errichtung einer
Schule, einer Kleinkinderbewahranstalt etc. Diese Bemühungen
waren von dem günstigsten Erfolg gekrönt. In wenigen
Jahren war nicht allein die Arbeiterbevölkerung von 2-3000
Seelen materiell
gut situiert und sittlich gehoben, sondern es war auch der
Reinertrag der
Fabrik erheblich gestiegen.
Trotzdem entstanden zwischen Owen und seinen
Kompagnons Mißhelligkeiten, welche Owen 1813 veranlaßten, das Unternehmen in eine
neue Kapitalgesellschaft umzuwandeln, deren Mitglieder sich mit einer
Rente von 5 Proz. begnügten. Der Beifall, welchen Owen fand,
verleitete ihn zu einer Überschätzung seiner
Kraft.
[* 7] Er fühlte jetzt
in sich den
Beruf, als neuer
Messias
alle
Menschen gut und glücklich zu machen. Diese von ihm zuerst in der
Schrift »A new view of society, or essays on the principle
of the formation of the
¶
mehr
human character« (Lond. 1812) entwickelte Frage war für ihn eine Frage der Erziehung. Von dem Gedanken ausgehend, daß für
Charakter und Handlungen der Menschen nur die äußern Verhältnisse, unter denen sie lebten, bestimmend seien, und daß demnach
niemand für seine Handlungen persönlich verantwortlich sei, forderte er eine Reform der Erziehung, bei
welcher es vor allem darauf ankäme, günstige physische, moralische und soziale äußere Verhältnisse für jeden einzelnen
von seiner frühsten Jugend an zu schaffen.
Hierbei gelangte Owen allmählich zu rein kommunistischen Ideen; er entwarf eine neue Gesellschaftsordnung, nach welcher das
gesamte wirtschaftliche und soziale Leben sich nur noch in kleinen kommunistischen Gemeinden mit gemeinsamer
Erziehung der Kinder vollziehen sollte (s. Kommunismus, S. 989), und machte es jetzt zu seiner Lebensaufgabe, für die Verwirklichung
seiner kommunistischen Ideen zu agitieren. Owen war ein reicher Mann geworden. Die Gründung solcher Gemeinden forderte er zuerst 1817 in
einem »Report to the Committee of the House of Commons on the PoorLaw« als ein Mittel zur Beseitigung der
Armut (vgl. auch sein Hauptwerk: »The book of
the new world«, Lond. 1820). Zwei Jahrzehnte entfaltete er eine rastlose Thätigkeit als
Agitator, hielt über 1000 Reden, schrieb über 2000 Artikel in Journalen, ohne jedoch in England praktische
Erfolge zu erzielen. Er begab sich deshalb, nachdem er wegen seines Atheismus mit der englischen Geistlichkeit in Konflikt gekommen
war, 1825 nach Amerika,
[* 9] wo er New Harmony in Indiana kaufte, um hier eine kommunistische Gemeinde zu gründen.
Gleichzeitig machte einer seiner Schüler, AbrahamCombe, einen Versuch zu Orbiston bei Glasgow.
[* 10] Beide kostspieligen
Unternehmungen mißglückten. 1827 nach London zurückgekehrt, verlor Owen bei einem phantastischen Unternehmen, »National labour
equitable echange« ^[richtig: »National equitable labour exchange«], welches die Ersetzung des Geldes als Tauschmittel durch
Arbeitsstunden bezweckte, 1832 fast sein ganzes Vermögen. Andre verfehlte Versuche mit kommunistischen Gemeinden wurden unter
andern zu Ralahine in Irland und zu Tytherly in Nampshire vorgenommen.
Bessere Erfolge erzielte Owen dagegen mit seiner bis in die 40er Jahre fortgesetzten Agitation für Einführung einer Fabrikgesetzgebung
und des obligatorischen Schulunterrichts, für Kürzung der Arbeitszeit in den Fabriken, für Gründung von Genossenschaften
der Arbeiter etc. In seinen spätern Jahren wurde Owen Anhänger des Spiritismus. Er starb in seiner
Geburtsstadt.
Vgl. »Life of RobertOwen,. Written by himself« (Lond. 1857);
Sargant, RobertOwen and his social philosophy (das.
1860);
3) Richard, Naturforscher, geb. zu Lancaster, studierte seit 1824 Medizin in Edinburg,
[* 13] ließ sich dann als Wundarzt
in London nieder, ward 1835 Konservator des Museums und Professor der Physiologie am College of surgeons; auch
lehrte er Paläontologie an der School of mines und Physiologie an der RoyalInstitution, mußte aber aus Gesundheitsrücksichten
seine Lehrthätigkeit aufgeben und ward Vorstand der naturhistorischen Abteilungen des BritischenMuseums. Er lieferte einen
fünfbändigen illustrierten Katalog der anatomischen, physiologischen, vergleichend-anatomischen und naturwissenschaftlichen
Sammlungen von HuntersMuseum, eine musterhafte Anatomie des Nautilus (1832), der Brachiopoden
[* 14] etc.; vor allem
aber waren es seine systematischen Arbeiten über fossile Tiere, durch welche er nicht nur den Wert strenger Vergleichung mit
Bezug auf die Wiedererkennung und Rekonstruktion selbst nur bruchstückweise erhaltener abgestorbener Tiere in glänzender
Weise darlegte, sondern aus welchen er auch umgekehrt wichtige Beiträge zur Erläuterung des gesetzmäßigen
Baues der Tiere überhaupt ableitete. Er versuchte mit außerordentlichem Scharfsinn und strenger Konsequenz die Grundformen
der einzelnen anatomischen Systeme der Wirbeltiere, zunächst des Knochensystems, nach ihren verschiedenen Wandlungen zu entwickeln,
und wenn auch einzelnes in seinen Ausführungen wegen zu geringer Berücksichtigung der Entwickelungsgeschichte
[* 15] nicht im ganzen Umfang haltbar erscheint, so waren doch seine Arbeiten ungemein fördernd, insofern sie zum erstenmal ein in
seltener Reichhaltigkeit zusammengebrachtes Material konsequent nach einer bestimmten Theorie geordnet darboten. Außer zahlreichen
Abhandlungen in Fachjournalen schrieb er: »Archetype and homologies of vertebrate skeleton« (Lond. 1848);
»British
fossil reptilia of the cretaceous period« (das. 1851);