dieser vertrieb Lothar, verheerte die Champagne und drang bis
Paris
[* 3] vor. Im Frieden blieb Lothringen bei
Deutschland.
[* 4] Kaum
war dieser Kampf beendigt und 979 auch
Herzog Mesco von
Polen zur Unterwerfung gebracht, so eilte Otto 980 nach
Rom,
[* 5] wo er das
Ansehen des durch Crescentius vertriebenen Papstes
Benedikt Ⅶ. rasch wiederherstellte. Vorzüglich aber
war ganz
Italien
[* 6] gefährdet durch das Vordringen der Sarazenen unter dem
FâtimidenAbûl-Kâsim von
Sicilien aus. Die Griechen,
noch im
Besitz von
Apulien und
Calabrien, aber nicht im stande, diese
Provinzen zu schützen, hielten es mit den Sarazenen gegen
Otto. Dieser drang siegreich vor, eroberte Neapel,
[* 7]Bari,
Tarent und lieferte bei Colonna in
Calabrien den
Arabern
eine siegreiche
Schlacht, in welcher
Abûl-Kâsim fiel.
Aber nach dem
Siege unvorsichtig vorrückend, erlitt er im Juli 982 in der Gegend von Cotrone eine große
Niederlage. Er selbst
entging mit Mühe der Gefangenschaft. Auf einem
Reichstage zu Verona
[* 8] im Juni 983 wurde von deutschen und
ital. Fürsten sein dreijähriger Sohn Otto zum Nachfolger gewählt und ein neuer Feldzug
beschlossen. Aber schon 7. Dez. 983 starb Otto in
Rom. –
Vgl. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 1 (5.
Aufl., Braunschw. 1881);
Die
Urkunden O.s Ⅱ. (gesammelt in den «Monumenta
Germaniae historica. Diplomata»,
Bd. 2, Hannov. 1888).
Ⅲ., römisch-deutscher
Kaiser (983‒1002), Sohn des vorigen, war 3 J. alt, als er 983 in Verona gewählt, in
Aachen
[* 9] gekrönt wurde. Sofort nach
Ottos Ⅱ.
Tod wurde der entsetzte und gefangene
HerzogHeinrich Ⅱ. von
Bayern
[* 10] vom
Bischof
von
Utrecht
[* 11] aus seiner Haft entlassen, bemächtigte sich des
Knaben und suchte die
Krone des
Reichs selbst
an sich zu reißen.
Da er aber nach vorübergehenden Erfolgen bei den meisten Fürsten
Widerstand fand, lieferte er 984 den
jungen Otto wieder aus und erhielt 985 sein Herzogtum zurück.
Während nun Otto unter des
BischofsBernward und später unter des berühmten Gerbert (s.
Sylvester Ⅱ.)
von Reims
[* 12]
Hand
[* 13] die sorgsamste Erziehung genoß, aber auch mit phantastischen Idealen erfüllt und seinem
Volke entfremdet wurde,
leiteten seine
MutterTheophano, seine Großmutter
Adelheid und die staatskluge
Äbtissin von
Quedlinburg,
[* 14] Mathilde, unter dem
Beistande des Erzbischofs Willigis von Mainz,
[* 15] mit Einsicht und
Glück die Regierung. König Lothar von
Frankreich, der einen neuen Versuch zur Eroberung Lothringens plante, wurde durch Gegner im eigenen
Lande daran gehindert.
Der infolge der
NiederlageOttos Ⅱ. ausgebrochene Wendenaufstand wurde mit großer Anstrengung und Tapferkeit bekämpft,
Meißen
[* 16] wiedergewonnen. 996 übernahm Otto selbst die Regierung und zog nachRom, wo Crescentius (s. d.)
sich unter dem
Namen eines Patricius der Gewalt bemächtigt hatte. Nach dem
TodeJohanns ⅩⅤ. ließ Otto einen seiner Verwandten
zum Papste wählen, der den
NamenGregor Ⅴ. annahm, verzieh dem Crescentius und wurde von dem neuen Papste 21. Mai 996 in
Rom
zum
Kaiser gekrönt.
Aber er hatte kaum
Italien verlassen, als Crescentius sich aufs neue empörte, den deutschen Papst verjagte,
an seine
StelleJohann ⅩⅥ. einsetzte und überhaupt willkürliche Herrschergewalt übte. Da eilte Otto, der gerade mit den
aufrührerischen
Wenden kämpfte, 998 zum zweitenmal nach
Italien, die Regentschaft in
Deutschland der
Äbtissin Mathilde überlassend.
Johann ⅩⅥ. wurde gestürzt und geblendet, Crescentius enthauptet,
Gregor Ⅴ. wieder
auf den päpstl.
Stuhl zurückgeführt und, als er im nächsten Jahre starb, durch O.s
Lehrer Gerbert, der den
NamenSylvester Ⅱ. annahm, ersetzt.
Der
Kaiser blieb nun in
Rom, nahm röm.
Sitten und Gebräuche an und löste sich immer mehr von dem nationalen
deutschen
Boden, indem er seinen phantastischen, durch Gerbert genährten
Plänen auf Errichtung eines christl.
Weltreichs nachging.
Nach
Deutschland zurückgekehrt, unternahm er im J. 1000 eine ascetische
Wallfahrt zum
Grabe des heil.
Adalbert nach
Gnesen, erhob
Gnesen zum Erzbistum und stattete den Polenherzog
Boleslaw mit ganz besondern Hoheitsrechten aus, wodurch
er ebenso wie 1001 durch
Anerkennung des Königreichs
Stephans Ⅰ. von
Ungarn
[* 17] den
Grund zu einer freien polit.
Entwicklung der
Völker des
Ostens legen half. Nach einem Besuche der Gruft
Karls d. Gr. in
Aachen zog er 1001 aufs neue nach
Rom. Aber die Empörungen der
Römer
[* 18] brachten sogar sein Leben in Gefahr. Otto verließ
Rom, um in Ravenna
die Ankunft eines deutschen
Heers abzuwarten, starb aber schon, unvermählt, zu Paterno unweit Viterbo, ein Opfer
seiner idealen
Begeisterung für
Rom, das er zur ersten Stadt des
Reichs, zum Sitz des mit dem Papste eng verbundenenKaisers,
zum Mittelpunkt der Welt hatte machen wollen. Ihm folgte in der Regierung
Heinrich Ⅱ. –
Vgl. Jahrbücher des
DeutschenReichs unter
Kaiser Otto Ⅲ., hg. von Wilmans (Berl. 1840);
Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 1 (5. Aufl.,
Braunschw. 1881);
Ⅳ., römisch-deutscher
Kaiser (1198‒1218), geb. 1174, zweiter Sohn
Heinrichs des Löwen
[* 19] und seiner Gemahlin Mathilde, wurde nach der
Ächtung seines
Vaters 1180 am
Hofe seines Oheims, des engl. Königs Richard I.
Löwenherz, erzogen, nahm an dessen
Kriegen gegen Philipp Ⅱ.
August von
Frankreich teil und wurde von ihm 1196 zum
Herzog von
Aquitanien und
Grafen von Poitou erhoben. Als nach dem
TodeKaiserHeinrichs Ⅵ. 1197 die Mehrzahl der deutschen Fürsten ohne
Rücksicht auf die frühere
ErwählungFriedrichs Ⅱ., der erst 3 J. alt war, Philipp von
Schwaben zum deutschen König erwählte,
stellte die niederrhein.-westfäl.
Partei unter
Führung des Erzbischofs
Adolf I. von Köln
[* 20] Otto als Gegenkönig auf, der auch in
Aachen gekrönt wurde. Beide Könige suchten die
Anerkennung des Papstes Innocenz Ⅲ. zu erlangen. Dieser verhielt sich eine
Zeit lang schwankend. Als aber Otto, auf dessen Seite die Könige von England und
Dänemark
[* 21] standen, ihm die
Abtretung der
von dem röm.
Stuhl in
Anspruch genommenen Reichslehn zugesichert hatte, entschied er sich 1201 für den
Welfen und führte
ihm zugleich den Böhmenkönig Ottokar Ⅰ. als Bundesgenossen zu. Dennoch gewann Philipp durch das
Glück der Waffen
[* 22] und
verschwenderische Freigebigkeit mit dem Reichsgut und den Kronrechten 1204 die Oberhand, aber nach seiner
Ermordung 1208 wurde Otto allgemein als König anerkannt. Er sprach über Philipps
Mörder die
Reichsacht aus, begab sich 1209 nach
Italien, bewilligte dem Papste die freie
Wahl der
Bischöfe durch die
Kapitel und die
Berufung in allen geistlichen Dingen nach
Rom, und wurde darauf inRom zum
Kaiser gekrönt. Als indes Otto die mit dem päpstl. Gebiet vereinigten
Landschaften
Ancona
[* 23] und
Spoleto sich wieder zueignete und auch das
Friedrich Ⅱ. gehörige
Apulien angriff, sprach Innocenz,
als der
Kaiser nach
¶
mehr
Sicilien übersetzen wollte, den Bann gegen ihn aus, entband die deutschen Fürsten ihres Eides und half dazu, daß Friedrich II.
in Deutschland zum Gegenkönig erwählt wurde. Otto eilte im Febr. 1212 nach Deutschland zurück, verwüstete das Gebiet des
Landgrafen von Thüringen, setzte seinen Gegner Ottokar von Böhmen
[* 25] ab, verlor aber, als Friedrich plötzlich
in Deutschland erschien und er selbst vom König von Frankreich, gegen den er mit dem engl. König Johann ohne Land einen Kriegszug
unternommen hatte, bei Bouvines geschlagen wurde, sein Ansehen vollends. Er zog sich nach Braunschweig
[* 26] zurück,
das ihm bei der Teilung der welfischen Erblande 1203 zugefallen war, bis er auf der Harzburg
starb. Otto war seit mit Beatrix (gest. der Tochter Philipps von Schwaben, und seit 1214 mit Maria, der
Tochter Heinrichs von Brabant, vermählt. -
von Nordheim, Herzog von Bayern (1061-70), aus einer angesehenen sächs. Familie, erhielt als Lohn für seine Dienste
[* 27] in Reichsgeschäften 1061 das Herzogtum Bayern, das bisher die Kaiserinwitwe Agnes selbst verwaltet hatte.
Voll Ehrgeiz schloß er sich trotzdem den Ränken gegen die Kaiserin an und entführte im Bunde mit Anno von Köln und dem
Markgrafen von Meißen 1062 den jungen König Heinrich IV. seiner Mutter. O.s Energie ist das Betreiben und der Erfolg des ungar.
Feldzugs 1063 zu verdanken, und dreimal, 1064, 1066 und 1068, ist er teils im Interesse des Papstes Alexanders
II., teils in dem des Königs in Italien thätig gewesen.
Gegen die Slawen und gegen den aufständischen Markgrafen Dedi von der sächs. Ostmark begleitete
Otto 1069 den König, wurde aber 1070 auf eine wohl unbegründete Anklage hin wegen Hochverrats für friedlos
erklärt und seines Herzogtums entsetzt. Die Acht wurde bald aufgehoben, auch seine Eigengüter erhielt Otto zurück; aber er
blieb fortan die eigentliche Seele der sächs. Aufstände gegen Heinrich IV. (s. d.), ja nach dem Tode des Gegenkönigs Rudolf
von Schwaben 1080 wünschten die Sachsen
[* 28] O.s Erhebung als Rudolfs Nachfolger. Er blieb der gefährlichste
Gegner des Königs und starb -
erster Herzog von Bayern (1180-83) aus dem Hause Wittelsbach, geb. um 1120, begleitete seinen Vater, den bayr.
Pfalzgrafen Otto V., 1147 auf dem Kreuzzuge und trat schon früh in ein vertrautes Verhältnis zu Friedrich
von Schwaben, dem nachmaligen KaiserFriedrichI., dem er als Rat wie als Feldherr allezeit, besonders in den ital. Kriegen und
in dem Kampf gegen Heinrich den Löwen, hervorragende Dienste geleistet hat. Dafür wurde er beim Sturz des Löwen 1180 mit
dem Herzogtum Bayern belehnt. Doch wurde die Steiermark
[* 29] von Bayern gelöst und zum selbständigen Herzogtum erhoben. Die Pfalzgrafschaft
überließ Otto damals seinem gleichnamigen jüngern Bruder, mit dessen Sohn Otto von Wittelsbach diese Linie 1209 wieder erlosch.
IhreGüter fielen an die herzogliche zurück. Otto starb -
von Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern, der Mörder König Philipps von
Schwaben, ein Bruderssohn des vorigen, kämpfte
gegen Otto IV. für Philipp von Schwaben, der ihm eine seiner Töchter zur Gemahlin versprochen hatte.
Aber kurz vor derVerlobung trat Philipp zurück, vielleicht weil er die Otto zugedachte Braut dem Neffen des Papstes vermählen
wollte. Dann meinte Otto, Philipp hintertriebe seine Verlobung mit Gertrud, Tochter Heinrichs von Schlesien.
[* 30] Beide Kränkungen
sollen ihn zur Ermordung des Königs in Bamberg
[* 31] geführt haben. Der Markgraf Heinrich von Istrien
[* 32] und dessen Bruder, der Bischof Ekbert von Bamberg, wurden für mitschuldig gehalten, aber vielleicht nur, weil sie O.s Flucht
begünstigten. Otto IV. erklärte den Mörder in die Acht. Der Marschall Heinrich von Pappenheim tötete 1209 den Geächteten
auf der Flucht an der Donau; HerzogLudwig von Bayern brach seine Burgen,
[* 33] auch die Stammburg Wittelsbach,
und machte sie der Erde gleich.
Wilh. Luitpold Adalbert Waldemar, König von Bayern, geb. zu München,
[* 34] Sohn des Königs Maximilian
II. und der Prinzessin Maria von Preußen,
[* 35] machte den Krieg von 1866 in dem Hauptquartier seines Großoheims,
des Prinzen Karl, und den von 1870 und 1871 im Großen Hauptquartier des Königs Wilhelm mit. Schon 1872 zeigten sich bei ihm
Trübungen des Geistes, die eine ärztliche Pflege nötig machten. Er wurde nach Schloß Nymphenburg gebracht und dort streng
überwacht. 1878 wurde er nach dem Schloß Schleißheim und bald darauf nach Schloß Fürstenried gebracht.
Nach dem Tode seines BrudersLudwig II. wurde er zum König proklamiert; doch übernahm sein Oheim, Prinz Luitpold
(s. d.), für ihn die Regentschaft. Mehrfache Anregungen, das Königtum
von dem als unheilbar geisteskrank erkannten Otto auf den Prinzen Luitpold zu übertragen, scheiterten
an den Bestimmungen der bayr. Verfassung.
Markgraf von Brandenburg
[* 36] (1170-84), ältester Sohn Albrechts des Bären, geb. etwa 1128, war schon zu Lebzeiten
seines Vaters an der Regierung der Mark beteiligt, vergrößerte seine Herrschaft durch die Eroberung der Länder Glin und Löwenberg
und war Stifter der AbteiLehnin. Im Kampfe gegen Heinrich den Löwen hat Otto den Kaiser kräftig unterstützt. Er starb