Otto
,
s. Rosenöl.
Otto
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Otto,
s. Rosenöl.
(Odo, Otho, Udo, Audo), deutscher Name (v. altd. ot, Gut, also s. v. w. Herr von Besitztum). Die merkwürdigsten Träger [* 2] desselben sind:
1) Otto I., der Große, Sohn des deutschen Königs Heinrich I. und dessen zweiter Gemahlin, Mathilde, geb. 23. Nov. 912, wurde noch bei seines Vaters Lebzeiten, mit Übergehung seines ältern Bruders Thankmar, zum Nachfolger bestimmt und 8. Aug. 936 zu Aachen [* 3] von den Vertretern aller deutschen Stämme gewählt und vom Erzbischof von Mainz [* 4] gekrönt. Entschieden in seinem Wollen, kühn und ausdauernd im Handeln, von imponierender Gestalt und gewandt in ritterlichen ¶
Übungen, tiefinnerlich fromm im Sinn seiner Zeit, ernst von Ansehen und Haltung, mild und freundlich gegen das Volk, Freunden treu und zur Versöhnung mit Feinden geneigt, trug er viel zur Hebung [* 6] des Ansehens des deutschen Namens und zur Kräftigung des Reichs nach innen und außen bei. Gleich anfangs hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen: die Böhmen [* 7] und Wenden empörten sich, und in Bayern [* 8] nahmen die Söhne Herzog Arnulfs nach dessen Tod eigenmächtig von der herzoglichen Gewalt Besitz. Otto unterwarf die letztern und beraubte sie ihrer Herrschaft und schlug auch die Erhebung seines Bruders Thankmar, der 938 in der Eresburg getötet wurde, und des Herzogs Eberhard von Franken nieder.
Langwieriger war der Kampf gegen den Aufstand seines jüngern Bruders, Heinrich, der sich mit Eberhard von Franken sowie mit Giselbert von Lothringen und Friedrich von Mainz verbündet hatte und auch vom französischen König Beistand erhielt. Otto siegte bei Birthen 939, die beiden Herzöge fanden bei Andernach ihren Untergang, und auch Heinrich mußte sich unterwerfen; er machte zwar 941 noch einen Mordversuch, indes erlangte er die Verzeihung des Königs wieder und ward fortan sein treuester Anhänger. Otto vergab nun die Herzogtümer an seine nächsten Verwandten, Lothringen an seinen Schwiegersohn Konrad den Roten, Bayern an seinen Bruder Heinrich, Schwaben an seinen Sohn Ludolf, während er Franken und Sachsen, [* 9] welches letztere er erst 961 an Hermann Billung abtrat, für sich behielt; sein Bruder Brun ward Erzbischof von Köln. [* 10] Er waltete als strenger, aber gerechter Richter, hielt die Vasallen in Gehorsam, machte seinen glänzenden Hof [* 11] zum Mittelpunkt des Reichs, vermehrte den Besitz der Krone und suchte eine wirksame Stütze in der Geistlichkeit.
Auch unterwarf er die Wenden und Böhmen (950) wieder und unternahm 947 einen siegreichen Feldzug gegen die Dänen. Durch Gründung zahlreicher Bistümer suchte er das Christentum an der Nord- und Ostgrenze Deutschlands [* 12] zu befestigen und auszubreiten. Als er sein Reich zum mächtigsten der Christenheit erhoben, zog er 951, von der Witwe Lothars von Italien, [* 13] Adelheid, zu Hilfe gerufen, über die Alpen, [* 14] vermählte sich, da seine erste Gemahlin, die angelsächsische Prinzessin Editha, 946 gestorben war, mit Adelheid und nannte sich König von Italien.
Nachdem er eine Empörung seiner Söhne Ludolf und Konrad des Roten 953-954 niedergeschlagen und dieselben ihrer Herzogtümer beraubt hatte, errang er 10. Aug. 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg [* 15] einen glänzenden Sieg über die Ungarn, [* 16] denen er die bayrische Ostmark entriß. 961 zog er von neuem nach Italien, vertrieb Berengar, der sich der königlichen Herrschaft bemächtigt hatte, wurde 2. Febr. 962 in Rom [* 17] zum römischen Kaiser gekrönt und stiftete damit das heilige römische Reich deutscher Nation. Er wies hierdurch seinen Nachfolgern den Weg zur Weltherrschaft und verwickelte sie in Kämpfe, welche zwar die Entwickelung der Kultur förderten, aber dem Frieden und der Eintracht Deutschlands sehr nachteilig wurden.
Zwei Aufstände der Römer [* 18] schlug er nieder und entsetzte Johann XII. und Benedikt V. der päpstlichen Würde. Er vereinigte die höchste weltliche und geistliche Gewalt im Abendland in seiner Hand. [* 19] Dagegen gelang es ihm nicht, Unteritalien zu erobern. Er starb 7. Mai 973 zu Memleben in Thüringen und ward in dem von ihm gegründeten Dom zu Magdeburg [* 20] beigesetzt, wo ihm ein Reiterstandbild errichtet wurde. Sein Nachfolger in der Regierung war sein Sohn Otto II.
Vgl. Vehse, Kaiser Otto d. Gr. und sein Zeitalter (3. Aufl., Leipz. 1867);
Köpke und Dönniges, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Otto I. (Berl. 1838-39, 2 Bde.);
Köpke-Dümmler, Kaiser Otto d. Gr. (Leipz. 1876).
2) Otto II., der Rote, Sohn des vorigen und seiner zweiten Gemahlin, Adelheid, geb. 955, von kleiner, zierlicher Gestalt, feiner Bildung, heiterm, ritterlichem Wesen und kriegerischer Tüchtigkeit, doch jugendlichem Ungestüm, ward schon bei seines Vaters Lebzeiten 961 zum deutschen König und 967 zum römischen Kaiser gekrönt und trat nach seines Vaters Tod 973 die Regierung an. Als er seinem Neffen Otto das Herzogtum Schwaben und den Babenbergern die Mark Österreich [* 21] verlieh, verschwor sich Herzog Heinrich der Zänker von Bayern gegen ihn.
Doch bezwang ihn Otto in mehreren Feldzügen und nahm ihn 978 gefangen; auch den König von Dänemark [* 22] und den Herzog von Böhmen besiegte er. Währenddessen war König Lothar von Frankreich in Lothringen eingefallen. Auch er ward von Otto zurückgeworfen und 978 bis Paris [* 23] verfolgt. In dem darauf folgenden Frieden von Chiers 980 mußte Lothar allen Ansprüchen auf Lothringen entsagen. In Rom und Mailand [* 24] entstandene Unruhen dämpfte Otto durch sein bloßes Erscheinen; in Unteritalien entriß er Apulien und Kalabrien den Griechen und brachte auch die Städte Neapel [* 25] und Salerno, 982 sogar Tarent in seine Gewalt.
Als aber der griechische Kaiser die Araber von Sizilien [* 26] zu Hilfe rief, wurde Otto durch einen Hinterhalt derselben bei Colonna in der Nähe von Cotrone in Kalabrien 13. Juli 982 völlig geschlagen und rettete sich selbst kaum auf einem griechischen Schiff [* 27] nach Rossano. Zwar ward auf dem Reichstag zu Verona [* 28] einer neuer Feldzug gegen die Griechen und Araber und sogar die Eroberung von Sizilien beschlossen; ehe derselbe jedoch zu stande kam, starb Otto 7. Dez. 983 zu Rom und wurde in der Vorhalle der Peterskirche beigesetzt. Er war vermählt seit 972 mit der griechischen Prinzessin Theophano. Ihm folgte sein schon auf dem Reichstag in Verona zu seinem Thronerben erwählter Sohn Otto III.
Vgl. Giesebrecht, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter der Herrschaft Kaiser Ottos II. (Berl. 1840);
Detmer, Otto II. bis zum Tod seines Vaters (Leipz. 1878);
Matthäi, Die Handel Ottos II. mit Lothar von Frankreich (Halle [* 29] 1882).
3) Otto III., das Wunder der Welt (mirabilia mundi) genannt, einziger Sohn des vorigen, geboren im Juli 980, ward nach seines Vaters Tod (7. Dez. 983), erst drei Jahre alt, 25. Dez. in Aachen zum König gekrönt, entwickelte unter des Bischofs Bernward und später des berühmten Gerbert Leitung seine körperlichen wie geistigen Vorzüge auf das glänzendste, während seine Mutter Theophano, seine Großmutter Adelheid und die staatskluge Äbtissin von Quedlinburg, [* 30] Mathilde, Ottos II. Schwester, unter dem Beistand des Erzbischof Willigis von Mainz ihm die Krone gegen Heinrichs des Zänkers Umtriebe retteten und mit Einsicht und Glück die Regierungsangelegenheiten leiteten.
Lothar von Frankreich, der einen neuen Versuch zur Eroberung Lothringens machte, ward zurückgetrieben, die Aufstände der Wenden wurden mit Erfolg bekämpft, und Otto nahm an den Feldzügen von 986 und 991 persönlich teil. 996 von Papst Johann XV. nach Italien eingeladen, stellte er dort die Ordnung her und ward durch den von ihm ernannten Papst Gregor V. 21. Mai 996 in Rom zum Kaiser gekrönt. Neue, von dem römischen Senator Crescentius veranlaßte Unruhen riefen Otto 998 zum zweitenmal über ¶
die Alpen. Im Februar zog er an der Spitze des deutschen Heers in Rom ein. Die stolzesten Pläne: das alte römische Reich in seinem Glanz wiederherzustellen und Rom zum Mittelpunkt der Weltherrschaft zu machen, erfüllten seine Seele. Mit barbarische Strenge stellte er die Ruhe wieder her und erhob 999 seinen Lehrer Gerbert unter dem Namen Silvester II. auf den päpstlichen Stuhl. Asketische Neigungen, welche neben den Weltherrschaftsplänen die Seele des jungen Kaisers erfüllten und ihn zu Wallfahrten und strengen Bußübungen antrieben, bewogen ihn 1000 zu einem Besuch des Grabes des heil. Adalbert in Gnesen, wo er ein Erzbistum gründete, und desjenigen Karls d. Gr. in Aachen. Nach Rom zurückgekehrt, sah er sich hier 1001 von dem Volk in seinem eignen Palast belagert. Er entfloh nach Ravenna, um hier die Ankunft eines deutschen Heers abzuwarten, starb aber schon in Paterno unweit Viterbo. Er wurde zu Aachen beigesetzt. Otto war unvermählt. Ihm folgte in der Regierung Heinrich II.
Vgl. Wilmans, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Kaiser Otto III. (Berl. 1840);
Dondorff, Kaiser Otto III. (Hamb. 1886).
4) Otto IV., dritter Sohn Heinrichs des Löwen und der Mathilde, Tochter König Heinrichs II. von England, geb. 1182, führte nach der Ächtung seines Vaters (1180) nach den den Welfen gehörenden Allodialgütern den Namen Otto von Braunschweig. [* 32] Er wurde am Hof seines Oheims, des Königs Richard Löwenherz, erzogen und erhielt von demselben für seine Teilnahme an dem Kriege gegen Philipp II. August von Frankreich die Grafschaft Poitou und das Herzogtum Aquitanien. Er war ein stattlicher Kriegsmann, kühn und tapfer, aber leidenschaftlich und roh.
Seine Bildung war überwiegend französisch. Nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. ward er zu Köln von der welfischen Partei dem Hohenstaufen Philipp von Schwaben als Gegenkönig entgegengestellt, unterlag aber, wiewohl von England, Dänemark und dem Papst, mit dem er das demütigende Konkordat von Neuß [* 33] schloß, unterstützt, in dem nun ausbrechenden Krieg und mußte 1207 nach England fliehen; indes verweigerte er hartnäckig jede Versöhnung. Erst nach Philipps Ermordung 1208 wurde er allgemein als deutscher König anerkannt und in Frankfurt [* 34] nochmals gewählt sowie vom Papste, dem er das Investiturrecht und das Recht der Berufung in allen geistlichen Angelegenheiten bewilligt hatte, in Rom zum Kaiser gekrönt.
Als er aber letzterm die gegebenen Versprechungen nicht hielt, vielmehr die kaiserlichen Hoheitsrechte über Italien in Anspruch nahm, that ihn derselbe November 1210 in den Bann und erklärte 1212 den Hohenstaufen Friedrich II. für den rechtmäßigen König Deutschlands, und ganz Süddeutschland fiel diesem zu. In dem nun beginnenden Kampf unterlag Otto, auch von dem französischen König bei Bouvines geschlagen, bald seinem Gegner. Er zog sich nach Friedrichs II. Krönung in Aachen 1215 in seine Erbländer zurück und kämpfte von da aus noch mit dem Dänenkönig Waldemar und dem Erzbischof von Magdeburg. Otto starb auf der Harzburg. Er war seit 1212 mit Beatrix, der Tochter seines Rivalen Philipp von Schwaben, und in zweiter Ehe mit Maria, Tochter des Herzogs Heinrich IV. von Brabant, vermählt.
Vgl. Otto Abel, Kaiser Otto IV. und König Friedrich II. (Berl. 1856);
Langerfeldt, Kaiser Otto IV. (Hannov. 1872);
Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig (Leipz. 1873, 2 Bde.).
5) Otto von Nordheim, Herzog von Bayern, aus einer alten sächsischen, bei Göttingen [* 35] begüterten Familie gebürtig, umsichtig und schlau, gleich groß als Feldherr wie als Krieger, aber selbstsüchtig, rücksichtslos in der Wahl seiner Mittel zur Befriedigung seines Ehrgeizes, undankbar und treulos, erhielt nach Heinrichs III. Tod (1056) von der Kaiserin Agnes das Herzogtum Bayern, verschwor sich 1062 mit Anno von Köln und Ekbert von Meißen [* 36] zum Raub des jungen Heinrich IV. in Kaiserswerth, befehligte 1063 den Feldzug gegen Ungarn, half 1066 in Tribur Adalbert von Bremen [* 37] stürzen, erlangte maßgebenden Einfluß auf die Reichsregierung und war einer der hartnäckigsten Widersacher Heinrichs IV. Als er daher von einem gewissen Egino eines Mordanschlags gegen den König beschuldigt wurde und sich weigerte, durch ein Gottesurteil seine Unschuld zu beweisen, wurde er 1070 geächtet und seines Herzogtums beraubt. Er versuchte bewaffneten Widerstand, mußte sich indes 1071 unterwerfen und erhielt seine Allodialgüter zurück. 1073 stellte er sich an die Spitze des Aufstandes der Sachsen, erzwang im Frieden von Gerstungen die Rückgabe Bayerns, wurde aber bei Langensalza [* 38] von Heinrich IV. geschlagen und mußte sich 26. Okt. bei Sondershausen [* 39] zum zweitenmal dem König unterwerfen. Er fand Gnade und wußte sich so sehr das Zutrauen Heinrichs zu gewinnen, daß dieser ihm die Verwaltung Sachsens übertrug.
Aber Otto vergalt diese Milde mit Undank und fiel 1076 von neuem ab; er trug am meisten zur Absetzung Heinrichs IV. in Tribut und zur Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig 1077 in Forchheim bei, führte dann in den Kämpfen zwischen den beiden Königen den sächsischen Heerbann bei Melrichstadt ^[richtig: Mellrichstadt] (1078), Flarchheim und Zeitz [* 40] (1080), wo er den Sieg entschied, und setzte auch nach Rudolfs Tode den Widerstand fort, bis er starb.
Vgl. Mehmel, Otto von Nordheim (Götting. 1870);
Vogeler, Otto von Nordheim (Minden [* 41] 1880).
6) Otto I., Graf von Wittelsbach, Herzog von Bayern, geboren um 1120, begleitete als Bannerträger Friedrich I. auf seinem ersten Römerzug 1154, erzwang 1155 durch kühne Eroberung einer Felsenburg den Durchzug durch die Veroneser Klause für das kaiserliche Heer, ward dafür zum Pfalzgrafen von Bayern ernannt und erwarb sich durch kühne Tapferkeit und staatsmännische Geschicklichkeit so große Verdienste um den Kaiser in Deutschland [* 42] und Italien, daß ihm dieser auf dem Reichstag zu Regensburg [* 43] das Heinrich dem Löwen [* 44] aberkannte Herzogtum Bayern übertrug und ihn 10. Sept. in Altenburg [* 45] feierlich damit belehnte. Otto starb
7) Otto VII., Graf von Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern, ein heftiger, jähzorniger Mann, ermordete, vermutlich um eine empfangene Ehrenkränkung zu rächen, in Bamberg [* 46] den König Philipp von Schwaben, ward dafür von Otto IV. geächtet und 1209 von Heinrich v. Kalindin in der Nähe von Regensburg erschlagen.
8) Otto II., der Erlauchte, Herzog von Bayern, geb. 1206, Sohn Ludwigs des Kelheimers, erhielt von diesem 1228 die Pfalz am Rhein und folgte ihm nach dessen Ermordung 1231 als Herzog von Bayern. Obwohl mit der welfischen Fürstentochter Agnes vermählt, war er doch ein treuer Anhänger des staufischen Kaiserhauses. Zwar wußte ihn die päpstliche Partei eine Zeitlang in seiner Anhänglichkeit an Friedrich II. wankend zu machen, jedoch in der Zeit der höchsten Gefahr 1246 vermählte er seine Tochter ¶