Ostpyrenäen
(Pyrénées-Orientales), Departement im südlichen Frankreich, gebildet aus der ehemaligen Landschaft Roussillon, dem durch den Pyrenäenvertrag an Frankreich gekommenen Teil von Cerdagne und einem Teil von Languedoc, grenzt im N. an die Departements Aude und Ariége, im Osten an das Mittelländische Meer, im S. an Spanien, [* 2] im W. an die Republik Andorra und hat einen Flächenraum von 4122 qkm (74,9 QM.). Den südlichen und westlichen Teil des Landes erfüllen die Pyrenäen, welche sich von dem Gebirgsknoten des Puy de Prigue (2810 m) nordwestlich von Montlouis aus in mehrere Bergketten verzweigen, wovon eine nordöstlich zwischen den Flüssen Tet und Agly, eine andre südwestlich gegen die Quellen der Ariége mit dem 2828 m hohen Pik Pédroux und eine östlich zwischen Tet und Segre sich hinzieht.
Von der letztern Kette (Puigmal, 2909 m hoch) zweigen sich wieder mehrere Gebirgszüge ab, welche gegen N. tief in das Land hineinstreichen, darunter insbesondere der das Gebiet zwischen Tet und Tech ausfüllende Gebirgsstock des Canigou (2785 m). Zwischen diesen teilweise mit ewigem Schnee [* 3] bedeckten Bergketten liegen schöne, fruchtbare Thäler, und den Nordosten des Departements nimmt die weite, von zahlreichen Kanälen durchschnitten Alluvialebene von Perpignan ein.
Längs der Küste befinden sich mehrere Seen, darunter Etang de Leucate, Etang de St. Nazaire, und viele Sümpfe. Die Hauptflüsse sind die bereits erwähnten Küstenzuflüsse des Mittelländischen Meers: Agly, Tet und Tech, von denen jedoch keiner schiffbar ist;
außerdem haben die Aude und der seine Richtung nach Spanien nehmende Segre hier ihren Ursprung.
Das Klima [* 4] ist im Sommer sehr heiß, in der Küstenebene auch im Winter mild (7,1° C. in Perpignan), auf den Gebirgen rauher; die Küstengegenden sind wegen der Sümpfe teilweise sehr ungesund. Die Bevölkerung [* 5] belief sich 1886 auf 211,187 Bewohner, deren Haupterwerbszweige Ackerbau und Viehzucht [* 6] bilden. Vom Gesamtareal kommen auf Äcker 89,626, Wiesen 9395, Weinberge 80,000, Wälder 48,306, Heiden und Weiden 191,272 Hektar. Hauptprodukte des erstern sind Getreide [* 7] (jedoch in nicht zureichender Menge), Kartoffeln, Gemüse, Öl, Südfrüchte, vorzüglich aber Wein (in guten Jahren über 2 Mill. hl). Die Viehzucht liefert besonders Pferde [* 8] und feinwollige Schafe; [* 9] auch die Seidenzucht, die Thun- und Sardellenfischerei ist beträchtlich.
Das Mineralreich liefert namentlich Eisenerz. Die Industrie ist auf Fabrikation von Eisenwaren, Öl, Woll- und Seilerwaren, Leder, Faßbinderei, Korkschneiderei, Branntweinbrennerei und Salzschlämmerei beschränkt. Der Handel ist hauptsächlich Küstenhandel und vertreibt besonders Wein, Branntwein, Olivenöl, Seide, [* 10] Eisen, [* 11] feine Wolle und Hanf. Das Departement besitzt vier Häfen: Barcarès St. Laurent, Collioure, Port Vendres und Banyuls. Die Eisenbahn von Narbonne nach Barcelona, [* 12] von welcher ¶
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Seitenflügel in die Thäler des Tet und Tech auslaufen, durchschneidet den östlichen Teil des Departements. Dasselbe zerfällt in drei Arrondissements: Perpignan, Céret und Prades, und hat Perpignan zur Hauptstadt.
Vgl. Alard, Géographie historique des Pyrénées-Orientales (Perpignan 1859);
Companyo, Histoire naturelle du départ. des P.-Ostpyrenäen (das. 1864, 3 Bde.).