ehemals reichsunmittelbares Bistum, wurde von Karl d. Gr. nach der Besiegung der Sachsen, wahrscheinlich
erst 810, gestiftet. Sein Sprengel umfaßte die Länder zwischen der Ems und Hunte und war der Erzdiözese Köln unterstellt. Unter
den Bischöfen Osnabrücks im Mittelalter ist am bedeutendsten Benno II. (1068-88), ein treuer Anhänger
Heinrichs IV. Unter Franz, Graf von Waldeck (1532-1553), der zugleich Bischof von Minden und Münster war, fand die Reformation Eingang.
In dem Westfälischen Frieden 1648 wurde festgesetzt, daß Osnabrück abwechselnd einen katholischen und evangelischen Bischof und zwar
letztern aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg haben solle. Während der Regierung des evangelischen Bischofs
sollte die Ausübung der geistlichen Gerechtsame über die Katholiken jedesmal dem Kurfürsten von Köln als Metropoliten übertragen
werden. Der letzte evangelische Bischof war der Herzog Friedrich von York. 1802 ward das Hochstift säkularisiert und kam an Hannover;
das Domkapitel ward aufgehoben und die Diözese in geistlicher Hinsicht mit dem Bistum Hildesheim vereinigt.
Nach dem Tilsiter Frieden ward das Land zum Königreich Westfalen geschlagen, 1810 zum französischen Kaiserreich, in dem es
einen Teil des Departements der Oberems ausmachte, und 1815 zu Hannover. Im April 1857 ward Osnabrück als exemtes Bistum wiederhergestellt.
Sein Sprengel umfaßt die preußischen Regierungsbezirke Osnabrück und Aurich, ferner gehören dazu die apostolische
Präfektur für Schleswig-Holstein und das apostolische Vikariat »Nordische Missionen Deutschlands«. Das Domkapitel zählt 7 Mitglieder.
Nach dem am 30. Juli 1878 erfolgten Tode des Bischofs Johann Heinrich Beckmann (seit 1866), der geschickt den Konflikt mit der Regierung
zu vermeiden wußte, blieb das Bistum mehrere Jahre unbesetzt; gegenwärtig ist Dr. Höting Bischof.
Vgl.
Stüve, Geschichte des Hochstifts Osnabrück (Jena 1853-82, 3 Bde.);
Möller, Geschichte der Weihbischöfe von Osnabrück (Lingen 1887).
Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks und Stadtkreis der preuß. Provinz Hannover, in einem fruchtbaren
Thal an der Hase, Knotenpunkt der Linien Löhne-Rheine, Osnabrück-Brackwede, Wanne-Bremen und Osnabrück-Piesberg der Preußischen
sowie Oldenburg-Osnabrück der Oldenburgischen Staatsbahn, 65 m ü. M., hat in seinem
alten Kern meist enge, winkelige Gassen und Mangel an stattlichen öffentlichen Plätzen, von denen nur der Domhof und die Domfreiheit
mit dem Standbild Justus Mösers (von Drake), der Markt mit der Marienkirche, dem Rathaus und dem 1882 errichteten Stüvedenkmal
sowie der Neumarkt mit dem neuen Justizpalast und dem 1880 enthüllten Kriegerdenkmal Erwähnung verdienen.
Die neuen Stadtteile dagegen zeigen durchweg breite und freundliche Straßen; die niedergelegten Festungswerke zieren schöne
Anlagen. Die Straßen der Stadt sind fast durchgehends kanalisiert. Von hervorragenden Gebäuden sind zu nennen: das ehemalige
bischöfliche Residenzschloß, das Rathaus (aus dem 15. Jahrh.), mit den Porträten der 44 Friedensunterhändler
und andern Erinnerungen an den Westfälischen Frieden, sowie eine Anzahl von Holzgiebelbauten aus dem 16. und 17. Jahrh. Von
den Kirchen
(2 evangelischen und 2 katholischen) verdienen Erwähnung: der große kath. Dom im Übergangsstil aus der ersten Hälfte des 13. Jahrh.,
mit vielen Kostbarkeiten, Reliquien und schönen bischöflichen Grabmälern, die gotische evang. Katharinenkirche
und die St. Johanniskirche. Sämtliche Kirchen sind in den letzten Jahrzehnten restauriert worden. Die Zahl der Einwohner
betrug 1885 mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 78 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 7) 35,899,
darunter 23,309 Evangelische, 12,086 Katholiken und 399 Juden. Osnabrück hat einen Bergwerks- und Hüttenverein, der aus der Georg-Marienhütte
(s. d.) mit 1481 Arbeitern und einer Jahresproduktion von 64,067 Ton. Roheisen und dem Eisen- und Stahlwerk Osnabrück mit 907 Arbeitern
(Produktion 30,966 T. Stahl) besteht, Bergbau auf Steinkohlen (Produktion 1885: 104,485 T.), große Steinbrüche (letztere beiden
auf dem nahen Piesberg), Eisengießereien, eine Eisenbahnhauptwerkstätte, Fabrikation von Dampfkesseln, landwirtschaftlichen
Maschinen, Gasuhren, Eisen-, Stahl- und Marmorwaren, Eisendraht, Drahtstiften, Pianinos, Ziegel- und feuerfesten Steinen, Fleischwaren,
Pumpernickel, Maschinenöl, Wagen, Spirituosen, Papier, Tapeten, Tabak, Zigarren etc., Bierbrauerei, Flachs- und
Baumwollspinnerei.
Der Handel, unterstützt durch eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle und 2 andre öffentliche Bankinstitute, ist besonders
lebhaft mit Pferden, Rindvieh, Leinwand, Getreide, Droguen etc. An Bildungs- und andern ähnlichen Anstalten besitzt Osnabrück ein evangelische
und ein katholisches Gymnasium, ersteres mit einer ansehnlichen Bibliothek und zwei Münzsammlungen, ein
Realgymnasium, ein evangelische und ein katholisches Lehrerseminar, eine Handelsschule, eine Taubstummenanstalt, ein Museum mit
vielen Altertümern und naturwissenschaften Sammlungen, eine Irrenanstalt, eine Hebammenschule etc.; ferner ein Untersuchungsamt
für Nahrungsmittel, ein öffentliches Schlachthaus etc. Die städtischen Behörden zählen 9 Magistratsmitglieder
und 16 Stadtverordnete. Osnabrück ist Sitz einer königlichen Regierung, eines Landratsamtes für den Landkreis
Osnabrück, eines Landgerichts, eines Bergreviers, eines Hauptsteueramtes, ferner eines Bischofs, eines Domkapitels und eines Generalvikariats.
Osnabrück ist Geburts- und Sterbeort Justus Mösers. - Zum Landgerichtsbezirk Osnabrück gehören die 16 Amtsgericht zu Bentheim, Bersenbrück,
Diepholz, Freren, Fürstenau, Iburg, Lingen, Malgarten, Melle, Meppen, Neuenhaus, Osnabrück, Papenburg, Quakenbrück, Sögel
und Wittlage. - Die Stadt war schon 772 eine fränkische Missionsanstalt, erhielt 888 Markt-, Zoll- und Münzrechte, war bereits 1082 umwallt,
trat der Hansa bei und wußte sich trotz der bischöflichen Herrschaft eine Reihe wichtiger Freiheiten bis ins 16. Jahrh. zu
erhalten.
Der Dreißigjährige Krieg ruinierte den Wohlstand der Stadt, der auf der Tuchweberei beruhte; erst seit
der Mitte des 18. Jahrh. begann sie sich besonders durch den ausgedehnten Leinwandhandel wieder
zu heben. Hier Abschluß des Westfälischen Friedens, welcher von 1644 bis 1648 in Osnabrück und Münster verhandelt u. 24. Okt. auf dem
Rathaus in Osnabrück abgeschlossen wurde.
Vgl. Moser, Osnabrückische Geschichte (in dessen »Sämtlichen Werken«,
Bd. 6-8);
Friderici und Stüve, Geschichte der Stadt Osnabrück (Osnabr. 1816-26, 3 Bde.);
E. Müller, Geschichte der Stadt Osnabrück (Berl. 1868, Bd.
1);
»Mitteilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück« (Osnabr. 1848-82, 12 Bde.).
Der Regierungsbezirk (s. Karte »Hannover«) umfaßt 6206 qkm (112,69 QM.),
zählte 1885: 291,125 Einw. (darunter 132,332 Evangelische, 157,206 Katholiken und
1431 Juden) u. besteht aus den 11 Kreisen:
Kreise
QKilometer
QMeilen
Einwohner
Einw. auf 1 QKilom.
Aschendorf
559
10,15
20172
36
Grafschaft Bentheim
916
16,63
31266
34
Bersenbrück
1060
19,25
43148
42
Hümling
808
14,68
15260
18
Iburg
309
5,61
25066
81
Lingen
797
14,48
29736
37
Melle
254
4,61
24662
96
Meppen
829
15,05
20773
25
Osnabrück (Stadt)
31
0,56
35899
-
Osnabrück (Land)
328
5,96
26790
82
Wittlage
314
5,70
18353
58
Vgl. Miquel, Der Landdrosteibezirk Osnabrück (Osnabrück 1882).