Osiander
,
Andreas, gelehrter Theolog, geb. zu Gunzenhausen bei Nürnberg, [* 2] ward, nachdem er sich für Luthers Reformation entschieden hatte, 1522 erster evangelischer Prediger an der Lorenzkirche zu Nürnberg. In dieser Stellung nahm er am Marburger Gespräch, am Augsburger Reichstag, an der Unterschrift der Schmalkaldischen Artikel, an der Einführung der Reformation in Pfalz-Neuburg teil und schrieb unter anderm: »Harmonia evangelica« (Basel [* 3] 1537). Infolge des Augsburger Interim, dem er sich nicht fügen wollte, 1548 seines Amtes entsetzt, folgte er 1549 einem Ruf als Prediger und Professor der Theologie an die neugestiftete Universität zu Königsberg [* 4] und ward hier 1551 auch zum Vizepräsidenten des samländischen Bistums ernannt.
Seine mit großem
Eifer vorgetragene
Ansicht, daß die
Rechtfertigung nicht als ein gerichtliche
Akt
Gottes, sondern als Mitteilung
einer innern
Gerechtigkeit aufzufassen sei, welche aus einer mystischen Vereinigung mit
Christus hervorgehe, rief einen
mit vieler
Bitterkeit geführten Streit mit den strengen
Lutheranern hervor. Nachdem Osiander
während der
Verhandlungen gestorben
war, dauerten die Streitigkeiten fort, bis 1566 alle Osiandristen entsetzt, ihr
Führer, der Hofprediger
Funk, enthauptet und
durch das
»Corpus doctrinae pruthenicum« der Osiandrismus 1567 aus
Preußen
[* 5] verbannt wurde.
Vgl.
Möller,
A. Osianders
Leben und ausgewählte
Schriften (Elberf. 1870);
Hase, [* 6] Herzog Albrecht von Preußen und sein Hofprediger (Leipz. 1879). -
Sein Sohn Lukas, geb. zu Nürnberg, ward 1555 Diakonus zu Göppingen, [* 7] 1567 Hofprediger des Herzogs Friedrich von Württemberg; [* 8] 1598 abgesetzt, starb er 1604 in Stuttgart. [* 9] Er beteiligte sich an mehreren Kolloquien, namentlich an denen zu Maulbronn (1564 und 1576), zu Mömpelgard (1586) und zu Regensburg [* 10] (1594). Auch dessen gleichnamiger Sohn, geb. zu Stuttgart, der 1587 Pfarrer zu Göppingen, später Abt zu Maulbronn ward und als Propst und Kanzler in Tübingen [* 11] starb, bekundete sich im Kampf mit den Gießener Theologen über die Communicatio idiomatum und in seinem »Bedenken gegen Arnds wahres Christentum« (Tübing. 1623) als heftigen Polemiker.