Orviēto
(Urbs vetus, an der Stelle des alten, 280 v. Chr. zerstörten Volsinii, s. d.), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Perugia, liegt malerisch auf der Höhe eines isolierten Tuffhügels an der Eisenbahn von Florenz nach Rom und ist besonders durch seine Kathedrale berühmt. Ihr Bau wurde 1290 (von Lorenzo Maitani aus Siena) begonnen und bis 1580 fortgesetzt. Die Fassade ist eins der herrlichen Werke gotischer Baukunst. Nach den drei Schiffen gegliedert, mit drei zart profilierten Portalen versehen (die seitlichen mit Spitzbogen, das mittlere mit Rundbogen, alles aus weißem Marmor), steigt sie, von einer horizontalen zierlichen Arkadengalerie durchzogen und mit einer prächtigen Rose im mittlern Oberbau geschmückt, in die Höhe und läuft in einen weit aufragenden Mittelgiebel, zwei kleinere Seitengiebel und in vier Strebetürme aus.
An der Fassade sind berühmte Basreliefs (von Giovanni Pisano u. a.) und farbenprächtige Mosaiken angebracht. Das Innere ist eine Basilika mit reichverziertem Dachstuhl und enthält (in der Cappella San Brizio) herrliche Fresken von Fiesole und Luca Signorelli, Glasmalereien, ein schönes Taufbecken (1402), ein silbernes Tabernakel (1337) und schönes Stuhlwerk. Orvieto hat außerdem 5 Kirchen, einen schönen bischöflichen Palast, ein hübsches Theater, eine berühmte Zisterne (von 1527), in welche zwei Spiraltreppen von je 248 Stufen hinabführen, ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Seminar, ein etruskisches Museum, eine 1874 ausgegrabene etruskische Totenstätte und (1881) 7304 Einw., welche trefflichen Wein bauen und Getreide-, Vieh-, Seiden- und Weinhandel betreiben. Die Stadt ist Bischofsitz. - Orvieto kommt als Urbs vetus zuerst im 7. Jahrh. vor und war im spätern Mittelalter Republik. Im 14. Jahrh. herrschten hier die Monaldeschi, von denen Orvieto 1420 an Papst Martin V. kam. 3 km von Orvieto wurden 1864 etruskische Gräber mit Inschriften und Malereien, die Gräberstadt des alten Volsinii, entdeckt.
Vgl. Gruner, Die Basreliefs am Dom zu Orvieto (Leipz. 1858, 83 Tafeln, mit Text von E. Braun);
Fumi, Codice diplomatico della città di Orvieto, sec.
XI-XV (Flor. 1885); Piccolomini, Guida storico-artistica della città di Orvieto (Siena 1885).