Oron
le Châtel (Kt. Waadt,
Bez. Oron
).
725 m. Gem. und kleines Dorf mit zerstreut gelegenen
Häusern, links über
dem der
Broye von rechts zufliessenden
Flon und 1,2 km nö.
Oron la Ville. Strasse nach
Oron la Ville. 400 m s. vom Dorf die
Station
Oron der Linie
Bern-Lausanne. 34
Häuser, 177 reform. Ew. Kirchgemeinde
Oron la Ville. Landwirtschaft.
Sehr altes Schulhaus, das einst als
Scheune zur Aufbewahrung der von den Landvögten bezogenen Zehnten diente. Westl. vom
Dorf das einen Teil der Gegend beherrschende alte und grosse
Schloss, das um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts von den
Herren von
Oron an der Stelle einer einstigen Römerbaute errichtet worden sein soll. Als feste mittelalterliche
Burg mit Mauern, Gräben und Türmen erfuhr das Bauwerk verschiedene Umbauten, so z. B. im 14. oder 15. und wieder im 17. Jahrhundert.
Nachdem es lange Zeit der Sitz einer bedeutenden Burgherrschaft gewesen, diente es
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unter der Berner Oberhoheit als Residenz eines Landvogtes und kam 1798 in Privatbesitz. Das Geschlecht der Edeln von Oron bekleidete seit der Mitte des 11. Jahrhunderts das Amt eines Vitztumes der Abtei Saint Maurice; doch datiert die erste sichere Urkunde darüber, die Vullierme I. von Oron als Vitztum nennt, erst aus 1137. Um 1310 umfasste die Burgherrschaft den Ort Oron la Ville und eine Reihe von andern Dörfern der Umgebung. Daneben gehörten den Oron noch die Herrschaften Attalens, Bossonens etc., sowie Anteile an den Herrschaften Vevey, Montreux u. a. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts legten wie andere Adelige des Landes auch die Herren von Oron dem Grafen Peter von Savoyen den Treueid ab und erhielten dafür in der Ständeversammlung der Waadt (États de Vaud) Sitz und Stimme.
Zugleich bekleideten mehrere Glieder des Geschlechtes hohe savoyische Aemter. Als die Oron mit dem Tode von François I. erloschen, kam die Herrschaft 1383 an die Grafen von Greierz, die aber trotz verschiedener Erbschaften damals schon stark verschuldet waren, so dass sich Graf Rudolf IV. genötigt sah, seinen Besitz zu Oron und Palézieux an Heinrich von Mömpelgard (Montbéliard), Herrn von Orbe, zu verkaufen. Er konnte ihn zwar nachher wieder an sich bringen, doch wurde er schon von seinem Sohn Rudolf 1398 oder 1399 neuerdings veräussert und zwar an Royer Aymond (oder Percival) aus Asti, der oder dessen Sohn die Herrschaft dann seinerseits 1402 an Gaspard de Montmayeur, Herrn von Villars-Salet, weiter verkaufte. 1457 erwarb Franz I. von Greierz, der berühmteste dieser Grafen, die Herrschaft Oron für sein Haus zurück und hinterliess sie seinem Sohne Franz, während der andere Sohn, Ludwig, die Grafschaft Greierz und die Herrschaft Palézieux erhielt.
Diese beiden Herren eroberten nach der Schlacht von Murten (1476), wo sie an der Seite der Eidgenossen gekämpft hatten, ihre inzwischen vom Grafen von Romont besetzten Schlösser wieder zurück. Nachdem Ludwig jung gestorben war, folgte ihm 1499 sein Bruder Franz II. als Graf von Greierz. Mit dessen Sohn Franz III. erlosch die ältere Stammlinie der Greierz. Nachfolger wurde nach mancherlei Streitigkeiten der von Bern und Freiburg, sowie von der Bevölkerung der Grafschaft Greierz unterstützte Johann I. von Montsalvens, der aber mit zahlreichen Schwierigkeiten verschiedener Art zu kämpfen hatte, wie nachher auch sein Nachfolger Johann II. Dieser trat mit seiner ganzen Kraft der von dem damals in diesen Gegenden schon einflussreichen Bern ausgehenden Reformation entgegen, musste aber nach der Eroberung des Waadtlandes durch Bern 1536, nach der offiziellen Einführung der neuen Lehre und nach der gewaltsamen Unterdrückung von Aufständen der Anhänger des alten Glaubens auch in Oron sich der neuen Ordnung der Dinge fügen.
Bern liess ihn im Besitz seiner Herrschaft Oron unter der Bedingung, dass deren Bewohner dem reformierten Glauben angehören müssten. Johann II. starb 1539, worauf ihm sein Sohn Michel, der letzte Graf von Greierz, folgte, dessen Regierung ebenfalls eine unglückliche war. 1555 wurde das Schloss Oron vom Staat Obwalden, einem der Hauptgläubiger des Grafen Michel, an Johann von Steiger verkauft, der aber schon 1556 alle seine Rechte auf Oron und Palézieux an die Stadt Bern abtrat. Von da ab bildeten Oron und Palézieux bis zur Revolution von 1798 eine bernische Landvogtei, deren Vogt in dem um dieselbe Zeit restaurierten Schloss seinen Amtssitz nahm. Man hat in Oron Ruinen aus der Römerzeit aufgedeckt. Heimat des Theologen Jean Mellot († 1650).