Orkneys
(spr. órknis, Orkaden, Orkadische Inseln), brit. Inselgruppe, zwischen der Nordsee und dem Atlantischen Ozean, an der nördlichen Spitze von Schottland, durch die 10 km breite Pentlandstraße (Pentland Firth) vom Festland geschieden. Die Inseln, 67 an der Zahl, haben zusammen einen Flächenraum von 1004 qkm (18,2 QM.), doch sind nur 28 davon bewohnt (zusammen von 32,044 Seelen); die übrigen, Holme genannt, werden zu Weideplätzen, zur Jagd und Fischerei [* 2] benutzt.
Hierzu kommen noch die bei hohem Wasser überfluteten Skerries oder Schären, nackte Felsen, auf denen aus den Meerpflanzen Soda bereitet wird. Die größte Höhe hat die südwestliche Insel Hoy (476 m). Die Meerengen, welche die Inseln voneinander trennen, sind durch reißende Strömungen gefährlich; namentlich sind zwei Strudel bei der kleinen Insel Swona den Schiffern furchtbar. Flüsse, [* 3] Bäche und Seen sind zahlreich. Das Klima [* 4] ist verhältnismäßig mild, was es namentlich dem Golfstrom verdankt, der die Westküsten bespült und an dieselben manchmal aus Westindien [* 5] stammende Hölzer und andre Pflanzenteile anschwemmt.
Februar, der kälteste Monat, hat eine Temperatur von 3,4° C., Juli von 12,9° C., und nur selten kommt es vor, daß die mittlere Temperatur eines Monats unter den Gefrierpunkt fällt. Es fallen jährlich etwa 93 cm Regen. Ein großer Teil der Oberfläche besteht aus Morästen und Torfmooren. Nur 35 Proz. des Areals sind unter dem Pflug, [* 6] 9 Proz. bestehen aus Wiesen und Weiden. An Vieh zählte man 1887: 6128 Pferde, [* 7] 26,218 Rinder, [* 8] 30,763 Schafe [* 9] und 3956 Schweine. [* 10] Auch die Hühnerzucht ist wichtig.
Die Inseln sind reich an See- und Landvögeln; die Eier [* 11] derselben dienen den Einwohnern zur Speise, und ihre Federn bilden einen wichtigen Handelsartikel. Sehr reichen Ertrag gibt die Fischerei (namentlich auf Heringe), welche 342 Boote und 664 Menschen beschäftigt. Auch das Brennen des Seetangs zu Kelp beschäftigt während des Sommers viele Menschen. Von Industrie kann kaum die Rede sein. Die Inseln besitzen 34 Seeschiffe von 2169 Ton. Gehalt, doch ist der direkte Verkehr mit dem Ausland nur unbedeutend.
Die Einwohner sind teilweise normännischer Abkunft, sprechen aber seit Mitte des 18. Jahrh.
nur englisch. Überreste aus grauem
Altertum sind zahlreich. Die wichtigern der bewohnten
Inseln sind:
Pomona oder
Mainland (17,165
Einw.),
South
Ronaldshay, (2557),
Sanday (2082), Westray (2200),
Hoy (1380), Shapinshay (974) und
Rousay (873 Einw.). Orkneys
bildet
mit den
Shetlandinseln eine einzige
Grafschaft. Hauptstadt ist
Kirkwall auf
Pomona.
Vgl. Dennison, Orcadian sketch-book (Kirkwall 1880). -
Die
Inseln (im
Altertum Orcades genannt), vielleicht das
Thule der Alten, wurden von
Julius
Agricola entdeckt und der römischen
Herrschaft unterworfen. Zu Ende des 9. Jahrh. eroberte der norwegische König
Harald Harfagar die Orkneys
und die
Hebriden und setzte Ronald,
Grafen von Mercar, als
Statthalter über sie. Aus der
Familie desselben entsprossen die alten normännischen
Grafen von Orkney. 1266 verkaufte der König
Magnus von
Norwegen
[* 12] die
Inseln an
Alexander, König von
Schottland, welcher einen
Edelmann damit belehnte.
Die neuen Grafen von Orkney unternahmen kühne Seeräuberzüge und unterwarfen sich selbst Caithneß und andre Distrikte in Nordschottland. Nach ihrem Aussterben 1325 fiel die Grafschaft an das verwandte Geschlecht Strathearne und 1379 durch Heirat an die Sinclairs, deren einer sich Fürst von Orkney nannte und mit einer dänischen Prinzessin vermählt war. Später behaupteten die Könige von Dänemark [* 13] und Norwegen die Oberherrschaft. 1468 verpfändete König Christian I. von Dänemark, Schweden und Norwegen seine Oberlehnsherrschaft über die Orkadischen und Shetländischen Inseln an seinen Schwiegersohn, den König Jakob III. von Schottland, und 1470 vertauschte der letzte Graf, William Sinclair, seine Rechte auf dieselben gegen Besitzungen in Schottland. 1590 wurden die Inseln förmlich an Schottland abgetreten.
Den
Titel
Graf von Orkneys
verlieh
Karl I. 1626 einer Seitenlinie des
Hauses
Hamilton, von der er durch
Erbschaft an die
Familie O'Bryen
und 1820 an die
Familie
Fitzmaurice überging, die ihn gegenwärtig führt. Früher waren die Orkneys
weit stärker bevölkert und
konnten namentlich im 12. Jahrh. 7000
Streiter nach fremden
Küsten schicken.
Vgl.
Tudor, Orkneys
and Shetlands,
geology, flora etc. (Lond. 1883);
Wallace, Description of the isles of Orkney (neue Ausg., das. 1884);
Fea, Present state of the Orkney-Islands (das. 1885).