(ElSeseseuze,Geuze,Ingula, Audax), das größte und glänzendste Sternbild am
Himmel,
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zwischen 15° nördlicher und 10° südlicher Deklination und 69°-95° Rektaszension, ist in Europa
[* 4] in den Winternächten sichtbar
und enthält nach Heis 136 mit bloßem Auge
[* 5] sichtbare Sterne, von denen zwei, die rötliche Beteigeuze und der weiße Rigel, von
erster Größe sind. Zwischen ihnen stehen in gerader Linie drei Sterne zweiter Größe, den Gürtel
[* 6] des Orion oder
den Jakobsstab
[* 7] bildend, an welchem das Sternbild leicht kenntlich ist. Unterhalb des mittelsten dieser drei Sterne, in 81°
58' Rektaszension und 5° 30' südlicher Deklination, befindet sich ein prachtvoller Nebelfleck, der sowohl durch seine große
Ausbreitung als durch die Abwechselung in der Lichtverteilung merkwürdig ist.
1) im griech. Mythus ein schöner und gewaltiger Riese und Jäger, Sohn des Königs Hyrieus, aus Hyria in Böotien,
nach andern ein Sohn des Poseidon
[* 8] oder ein Erdgeborner. Eos
[* 9] ward von heftiger Neigung zu ihm ergriffen, worüber die Götter
so lange zürnten, bis Artemis
[* 10] den allzu kühnen Sterblichen mit ihren Pfeilen erlegte. Nach andrer Sage
wandert Orion über das Meer nach Chios, wo er der Merope, der Tochter des Önopion, Gewalt anthut; dafür blendet der Vater den
Schlafenden und wirft ihn ans Meeresufer.
Geführt von Kedalion, zieht er gegen Sonnenaufgang, wo ihm die Sonnenstrahlen sein Augenlicht wieder anzünden.
In Kreta droht er, alle Tiere auf der Erde zu erlegen; über diese Vermessenheit erzürnt, schickt die Erde einen Skorpion, der
ihn durch einen Stich tötet, worauf ihn Zeus
[* 11] auf die Bitten der Artemis unter die Sterne versetzt. Noch einen andern Mythus berichtet
Pindar. Pleione zieht mit ihren Töchtern (den Plejaden) durch Böotien; ihnen begegnet Orion und faßt Neigung
zu ihnen.
Fünf Jahre lang fliehen sie, bis sie Zeus unter die Sterne versetzt, wo ihnen jedoch ihre Furcht vor Orion geblieben ist. Bei den
spätern Dichtern erscheint Orion samt seinem Hund (Sirius) fast nur als Sternbild; sein Erscheinen und sein
Niedergehen bedeuten stürmische Zeit. Von seinen Töchtern Menippe und Metioche erzählt die Sage, daß sie von Aphrodite
[* 12] mit
Schönheit, von Athene
[* 13] mit Webekunst begabt waren und, als bei einer Pest, die Böotien heimsuchte, das Opfer zweier Jungfrauen
verlangt wurde, sich zur Rettung des Landes freiwillig die Kehlen mit dem Weberschiffchen durchstachen,
worauf sie zum Lohn für ihre Opferwilligkeit in Kometen
[* 14] verwandelt wurden.
2) Griech. Lexikograph, aus Theben in Ägypten,
[* 15] im 5. Jahrh. n. Chr., Verfasser eines nicht unwichtigen etymologischen Lexikons
(Ausg. von Sturz, Leipz. 1820) und einer Anthologie aus ältern griechischen Dichtern (hrsg. von Meineke in »Stobaei florilegium«,
Bd. 4, das. 1857).
Vgl. Ritschl, De Oro et Orione (Bresl. 1834; »Opuscula«,
Bd. 1, Leipz. 1867).