Origenes
,
von den Alten wegen seines eisernen Fleißes Adamantius (»der
Stahlharte«) genannt, jedenfalls der gelehrteste Schriftsteller der vorkonstantinischen
Kirche, wurde 185 zu
Alexandria geboren.
Nachdem sein
Vater
Leonidas 202 den Märtyrertod gestorben und das Familienvermögen vom
Fiskus eingezogen
ward, ernährte Origenes
seine
Mutter und
Geschwister durch Bücherabschreiben, während er zugleich an dem christlichen Katecheteninstitut
lehrte.
Schon selbst
Lehrer, war er zugleich Zuhörer des Neuplatonikers
Ammonios
Sakkas.
Sein so emsiges
Studium der
Philosophie befähigte ihn, zahlreiche
Proselyten unter
Heiden und Häretikern zu machen. Unter
Caracalla
(211) besuchte er
Rom,
[* 2] 215
Arabien, 218
Antiochia. Mit seinem auf ihn eifersüchtigen
Bischof
Demetrios geriet
er aber, nachdem er sich auf einer abermaligen
Reise nach
Palästina
[* 3] in
Cäsarea 228 zum
Presbyter hatte weihen lassen, in dauernden
Zwiespalt. Eine alexandrinische
Synode 232 exkommunizierte ihn, und das
Abendland erkannte die Exkommunikation an,
während Origenes
fortan zu
Cäsarea in
Palästina wirkte.
Der Verfolgung unter
Maximinus Thrax entzog er sich durch die
Flucht nach
Kappadokien; um 238 begab er sich nach
Athen,
[* 4] 244 zur
Widerlegung des
Beryll von
Bostra nach
Arabien. In der Verfolgung unter
Decius erduldete er schwere
Mißhandlungen, an deren
Folgen
er 254 in
Tyros starb. Die Werke des Origenes
, angeblich 6000 an der Zahl, sind teils exegetischen und textkritischen,
teils dogmatischen und dogmatisch-apologetischen
Inhalts. Die exegetischen
Schriften zerfallen in kürzere
Scholien, in ausführlichere
Kommentare über verschiedene
Schriften des Alten und
Neuen
Testaments und in praktische
Auslegungen oder
Homilien. In allen übt
Origenes
die sogen.
allegorische Auslegung (s. d.). Unter seinen textkritischen
Arbeiten steht das große
Bibelwerk
»Hexapla« (s. d.)
obenan.
Unter den dogmatischen Werken bieten die vier Bücher »De principiis« einen ersten Versuch systematischer Entwickelung der Glaubenslehre. Die »Stromata« in zehn Büchern, welche eine Vergleichung der christlichen Lehren [* 5] mit den Grundsätzen der griechischen Philosophen enthielten, sind verloren gegangen. Erhalten haben sich dagegen die acht Bücher »Contra Celsum« (deutsch von Mosheim, Hamb. 1745),
eine »Ermahnung zum Märtyrertum« und die
Schrift Ȇber das
Gebet«. Die beste ältere
Ausgabe der Werke des Origenes
(mit
Einschluß der unechten) ist die Benediktinerausgabe von
de la Rue (Par. 1733-59, 4 Bde.;
neue Ausg. 1856), die neueste von
Lommatzsch (Berl. 1831-48, 25 Bde.).
Die
Schule des Origenes
pflanzte sich sowohl in
Alexandria als in
Cäsarea fort. Während aber noch im 4. Jahrh. mehrere der ausgezeichneten
Kirchenlehrer, ein
Eusebios von
Cäsarea,
Basilius d. Gr.,
Gregor von Nazianz,
Gregor
¶
mehr
von Nyssa u. a., vornehmlich dem Studium der Schriften des Origenes
ihre theologische Bildung verdankten, behandelte ihn schon Ende
dieses Jahrhunderts Epiphanius als reinen Irrlehrer, welches Urteil 544 auf einer Synode zu Konstantinopel
[* 7] unter Kaiser Justinian
bestätigt wurde.
Vgl. Thomasius, Origenes
(Nürnb. 1837);
Redepenning, Origenes
, eine Darstellung seines Lebens und seiner
Lehre
[* 8] (Bonn
[* 9] 1841 bis 1846, 2 Bde.);
Böhringer, Kirchengeschichte in Biographien, Bd. 1 (2. Aufl., Stuttg. 1869).