Oregon
(abgekürzt Or.), der nordwestlichste Staat der nordamerikan. Union, zwischen 42° - 46° 20' nördl. Br. und 116° 40' - 124° 30' westl. L. v. Gr. gelegen, wird im W. vom Stillen Ozean, im übrigen von den Staaten Nevada und Kalifornien und den Territorien Washington und Idaho begrenzt. Oregon besteht aus zwei in ihrer Beschaffenheit wesentlich verschiedenen Teilen. Die Küstenregion erstreckt sich bis zum Kamm des Cascade Range, einer nördlichen Fortsetzung der Sierra Nevada Kaliforniens, welche vorwiegend aus jüngerm vulkanischen Gestein besteht, und deren höchster Gipfel der Mount Hood (3421 m) ist. Unter 43° 20' nördl. Br. führt über dieses Gebirge der Summitpaß (1705 m). Die von dieser Kette sich abzweigenden Gebirgszüge treten dicht an die Küste heran und bilden hier steile Vorgebirge. Die ganze Küstenregion ist ein Waldland mit ungeheuern Tannen, Fichten und Zedern. Die Thäler haben fruchtbaren Boden, das Klima ist mild und gleichmäßig. Die Regenzeit dauert vom November bis zum April (ca. 130 cm im Jahr); es fällt nur wenig Schnee, und Gewitter sind äußerst selten. Die mittlere Jahrestemperatur an der Nordgrenze beträgt 11° C. Von den Flüssen ergießen sich der Rogue und der Umpqua ins Stille Meer, der von S. nach N. zwischen dem Küstengebirge und dem Cascade Range fließende Willamette in den Columbia. Sehr verschieden von dieser Küstenregion ist das fast baumlose Binnenland, ein 1200-1300 m hohes Plateau mit seinen ausgedehnten Prärien, deren nahrhaftes Büschelgras große Herden zu nähren im stande ist, und großen Strecken wüsten Landes. Im südlichen Teil desselben liegen mehrere Seen, unter andern der Klamath (s. d.). Der Columbia begrenzt dieses Gebiet im N., sein Nebenfluß, der Snake River, im Osten. In seinem Innern erhebt sich der Höhenzug der Blue Montains ^[richtig: Blue Mountains]. Dieses Binnenland eignet sich nur wenig für den Ackerbau, wohl aber für die Viehzucht. Oregon ist noch sehr reich an Wild, namentlich an Hirschen, Antilopen, Bären, Wölfen, Füchsen und Mardern. Die Biber sind jetzt fast verschwunden. Die Flüsse sind reich an Fischen. Oregon hat ein Areal von 248,578 qkm (4514,5 QM.) mit (1870) 101,883, (1880) 174,768 Einw., darunter 1694 Indianer und 9510 Chinesen, (1885) 194,150 Einw. Außerdem leben noch 5355 Indianer in Stämmen. Die öffentlichen Schulen wurden 1885 von 46,107 Kindern besucht. An höhern Bildungsanstalten gibt es eine Universität und 6 Colleges. Die Landwirtschaft beschäftigt 40 Proz. der Bevölkerung. Gebaut werden Weizen, Hafer, Gerste, Kartoffeln, Hopfen und etwas Tabak. An Vieh zählte man 1880: 124,000 Pferde, 3000 Maultiere, 417,000 Rinder, 1,083,000 Schafe und 156,000 Schweine. Die Fischerei am Columbia ist von Bedeutung. Sie beschäftigte 1880: 6835 Personen mit 1360 Booten und ergab namentlich Lachse und Hummern, die an Ort und Stelle in Büchsen verpackt werden. Der Bergbau fördert namentlich Gold (1885: 800,000 Dollar), Silber, Steinkohlen (1880: 43,205 Ton.) und etwas Eisen (1885: 3500 T. Roheisen). Die Industrie (1880: 1080 Anstalten mit 3473 Arbeitern) ist erst in der Entwickelung begriffen. Vorderhand sind die Getreide- und Sägemühlen noch am bedeutendsten, man fabriziert aber auch schon wollene Waren und Blech und baut Maschinen. Der Columbia (s. d.) bildet den Haupthafen des Staats. Im Betrieb waren 1886:
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1920 km Eisenbahnen, und der Staat besaß 184 Schiffe von 59,192 Ton. Gehalt. Die Einfuhr belief sich 1886-87 auf 231,438 Doll., die Ausfuhr auf 1,357,281 Doll. Der Gouverneur und andre hohe Beamte werden vom Volk auf vier Jahre gewählt. Die gesetzgebende Gewalt übt eine Versammlung, die aus 30 Senatoren und 60 Volksvertretern besteht, von denen erstere auf 4, letztere auf 2 Jahre gewählt werden. Die Richter werden vom Volk auf 6 Jahre gewählt. Ein Vorschlag, den Frauen das Stimmrecht zu geben, wurde 1884 abgelehnt. Die Einnahmen des Staats betrugen 1885: 277,996 Doll., die Staatsschulden 110,000 Doll. Hauptstadt ist Salem.
Oregon hieß ursprünglich das ausgedehnte Küstengebiet an der Nordwestküste von Nordamerika, das Stromgebiet des Oregon River oder Columbiaflusses, das, im W. vom Großen Ozean, im Osten von den Rocky Mountains begrenzt, im S. bis zum 42.° nördl. Br. reichend und im N. mit unbestimmter Grenze, einen Flächenraum von ungefähr 1¼ Mill. qkm einnahm. Das Land wurde 1775 von Spaniern entdeckt und 1778 von Cook besucht. 1791 befuhr der englische Kapitän Gray den Oregon, und 1792 nahmen die Engländer das Gebiet in Besitz. Bis 1804 wurde das Land nur von amerikanischen Pelzjägern und Pelzhändlern besucht. Nachdem aber Jefferson, der Präsident der Vereinigten Staaten, 1805 und 1806 eine Expedition zur Rekognoszierung des Landes ausgesandt hatte, wurde der Besitz desselben eine Streitfrage zwischen England und Nordamerika, die durch den Vertrag vom 13. Juni 1846 dahin geschlichtet wurde, daß die Grenze des nordamerikanischen Gebiets von den Rocky Mountains längs des 49.° nördl. Br. bis zu der Fucastraße reichen sollte. Seitdem zerfiel Oregon in das englische Gebiet nördlich vom 49.° nebst den Vancouverinseln, das als Neukaledonien oder Britisch-Columbia bis 1871 im Besitz der Hudsonbaikompanie war, seitdem aber zum Kanadischen Bund gehört und in den den Vereinigten Staaten gehörigen Teil zwischen 42 und 49° nördl. Br. Derselbe ward durch die Kongreßakte vom 14. Aug. 1848 als Territorium der Union organisiert. 1853 wurde die nördlich vom Columbiafluß liegende Hälfte davon abgetrennt und als eignes Territorium Washington organisiert, die südliche Hälfte aber 14. Febr. 1850 vom Kongreß als selbständiger Staat in die Union abgenommen. Vgl. Dunn, History of the Oregon Territory (Lond. 1846); Gray, History of O. 1792-1849 (Portland 1870); H. G. Müller, Oregon und seine Zukunft (Leipz. 1872); Parkman, Oregon trail (8. Aufl., Lond. 1886).