Orchomenos,
uralte berühmte Stadt in Böotien, an der Mündung des Kephisos in den See Kopais, am Abhang des Akontion sich hinaufziehend, dessen Höhe die Akropolis krönte. Orchomenos war in ältester Zeit Hauptstadt eines mächtigen Reichs der (ungriechischen) Minyer unter eignen Königen, welches das ganze westliche Böotien umfaßte. In der Folge erscheint Orchomenos, das durch seinen Hafen Larymna Seestaat war, als böotische Bundesstadt, welche 367 v. Chr. von den Thebanern aus Eifersucht von Grund aus zerstört wurde.
Philipp von Makedonien stellte sie zwar wieder her, indessen die Blüte der Stadt war für immer dahin. In der römischen Geschichte ist Orchomenos merkwürdig durch den Sieg, welchen hier Sulla über Archelaos, den Feldherrn des Mithridates, 85 erfocht. Ein bienenkorbartiges Gebäude, das sogen. Schatzhaus des Minyas, hat sich noch zum Teil erhalten (1880 von Schliemann ausgegraben); auch von der Akropolis finden sich noch gewaltige Polygonmauern.
Vgl. Orchomenos Müller, Orchomenos und die Minyer (2. Aufl., Bresl. 1844);
Schliemann, Orchomenos, Bericht über meine Ausgrabungen (Leipz. 1881).