Oranjefluß
(holländ. Oranje Rivier), im Koranadialekt der Hottentotten Garib, Gariep oder Kariep, der bedeutendste Strom der Kapkolonie (s. d.) und einer der längsten Afrikas. Seine Länge wird auf 2140 km, sein Stromgebiet auf 1275000 qkm geschätzt. Er entsteht aus zwei Hauptquellflüssen, einem südlichen, dem Nu Garib (d. h. Schwarzer Fluß) oder Oranje (Noka Sinku), der als Oberlauf des Hauptstroms gilt, und einem nördlichen, dem Gei Garib oder Vaal Rivier (d.h. Gelber Fluß), die beide mit ihren zahlreichen Quellarmen an der Westseite des Kathlambagebirges entspringen und sich unter 29°10' südl. Br. und 24°18' östl. L. von ¶
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617 Greenwich vereinigen, worauf der Gesamtstrom eine westl. Richtung annimmt. Der Nu Garib oder Oranjefluß
entspringt am Kathkin
Pik in etwa 3160 m Höhe, bewässert das Basutoland und bildet zu einem großen Teile seines Laufs die Grenze zwischen dem
Oranje-Freistaat und der Kapkolonie. Sein bedeutendster rechtsseitiger Zufluß, der Caledon oder Mogokara,
bildet in der obern Hälfte seines Laufs die Grenze zwischen dem brit. Basutoland und dem Oranje-Freistaat. Der Vaal (auch
Likwa genannt), der im Distrikt Ermelo entspringt, trennt den Oranje-Freistaat von der Südafrikanischen Republik und nimmt
rechts den Mooi und den Haartsfluß auf.
Der vereinigte Oranjefluß
durchzieht als Nordgrenze der Kapkolonie das Hottentottenland in bedeutenden Krümmungen
und mündet unter 28°38' südl. Br. in den Atlantischen Ocean. Seine periodischen Zuflüsse sind von Norden
[* 3] der Hygap oder
Molopo mit dem Kuruman und Nosob, und der Aub oder Große Fischfluß, von Süden aus der Kapkolonie der Ongars und der 270 km
lange Hartebeest. Zwischen den Mündungen des Hartebeest und des Hygap bildet der Oranjefluß
46 m
hohe Wasserfälle, die Anghrabies.
Westlich von der Vereinigung seiner Quellarme hat er schon die Breite [* 4] des Rheins bei Düsseldorf, [* 5] in seinem untersten Laufe während der Regenzeit die Breite von 5 km. Seine Wassermenge ist so gering, daß er den größten Teil des Jahres hindurch an den meisten Stellen zu Fuß durchwatet und ungeachtet der großen Länge seines Laufs nirgends für die Schiffahrt tauglich gemacht werden kann. Seine nur etwa 1220 m breite Mündung wird durch eine Sandbank derart geschlossen, daß in der trocknen Jahreszeit nicht einmal ein Kanu darin einlaufen kann. Kurz vor der Mündung bildet der durch die vorliegende Sandbank aufgestaute Strom einen seichten Süßwassersee. Die in allen diesen Teilen Afrikas plötzlich und mit ungemeiner Heftigkeit eintretenden Gewitterregen bewirken oft ein Steigen des Stroms von 6 bis 10 m über den gewöhnlichen Wasserstand. (S.Karte: Kapkolonien.)