Oranĭen
oder Orange, ehemals ein kleines Fürstentum in Frankreich im jetzigen Depart. Vaucluse, hatte vom 11. bis 16. Jahrh. eigene Fürsten. Der letzte, Philibert von Châlons, starb 1530 ohne Kinder, worauf das Land durch seine Schwester, die mit einem Grafen von Nassau vermählt war, an das Haus Nassau (s. d.), und zwar an die Dillenburger Linie kam, zuerst an René von Nassau-Châlons, dann 1544 an Wilhelm I., den spätern Statthalter der Niederlande. [* 2] In seinem Hause blieb das Fürstentum; der Besitz desselben wurde ihm jedoch durch die schwankenden polit.
Ereignisse bald vorenthalten, bald wieder freigegeben. Nach dem 1702 erfolgten kinderlosen
Tode Wilhelms III., Fürsten von
Oranien
und Königs von England, entstand über den
Besitz der zerstreuten Menge oranischer Herrschaften, insbesondere
des Fürstentums Oranien
, der langwierige Oranische Erbfolgestreit. Hauptbewerber waren der König
Friedrich I. von
Preußen,
[* 3] nach
dem
Testament seines mütterlichen Großvaters, des Fürsten
Friedrich
Heinrich von Oranien
, und der Fürst
Johann Wilhelm Friso von
Nassau-Diez.
Auch die Fürsten von Nassau-Siegen erhoben
Ansprüche, und sämtliche Bewerber nahmen einstweilen den
Titel
des Fürstentums an. Der Ausgang war, daß der König von
Preußen, des
Widerspruchs der andern Häuser ungeachtet, das Land
im
Utrechter Frieden 1713 an
Frankreich abtrat. Der Fürst von Nassau-Diez erhielt jedoch für sich und den ältesten seiner
Nachkommen den
Titel Prinz von Oranien
, der dann auf den König der
Niederlande überging und jetzt nach dem
Staatsgrundgesetz von dem ältesten
Sohne des Königs oder dem Thronerben geführt wird. Hauptort des Fürstentums war die
Stadt Orange (s. d.). –
Vgl. Bastet, Histoire de la ville et de la principauté d'Orange (Orange 1856);
Pontbriant, Histoire de la principauté d'Orange (Par. 1891).