Orang
-Utan
(nicht Utang
,
Waldmensch,
Meias,
Majas,
Pithecus satyrus Geoffr., s.
Tafel
»Affen
[* 3] I«),
[* 4]
Affe aus der Familie der schmalnasigen Affen (Catarrhini) und der Unterfamilie der Anthropomorphen, 1,35 m hoch, klaftert mit den bis zu den Knöcheln herabreichenden Armen 2,4 m, hat einen kegel- oder pyramidenförmig zugespitzten Kopf mit weit vorstehender Schnauze, gerunzelten, stark aufgetriebenen Lippen, flach gedrückter Nase, [* 5] kleinen Augen und Ohren und furchtbarem Gebiß, einen kurzen Hals mit großem Kehlsack;
welcher aufgeblasen werden kann, langen Armen mit langen Händen und Fingern, einen stark hervortretenden Bauch, [* 6] spärliche Behaarung auf Rücken und Brust, längere und reichlichere an den Seiten, bartähnliche im Gesicht; [* 7]
Handfläche und die Oberseite der Finger sind nackt, bläulich oder schiefergrau;
das Haar [* 8] ist dunkel rostrot.
Alte Männchen sind größer, dichter und länger behaart als die Weibchen
und besitzen eigentümliche
Schwielen an den
Wangen, welche das
Gesicht auffallend häßlicher machen.
Junge
Orang
-Utans
sind namentlich auch in der Schädelbildung dem
Menschen viel ähnlicher, bartlos, sonst aber reicher behaart
und dunkler. Mit dem
Alter tritt das
Tierische immer mehr hervor. Der Orang
-Utan
bewohnt
Sumatra und
Borneo, lebt in niedrig gelegenen
sumpfigen Wäldern, meist auf
Bäumen, auf welchen er geschickt und schnell in halb aufrechter
Stellung
von
Ast zu
Ast geht, und zwar auf den
Knöcheln, nicht auf den
Sohlen.
Nachts ruht er in einem Nest, welches er 8-15 m über dem Boden aus Ästen und Laubwerk erbaut, aber selten längere Zeit benutzt. Am Tag sucht er Früchte, frißt aber gelegentlich auch Blätter, Knospen [* 9] und Schößlinge. Nur selten steigt er auf den Boden herab, und niemals geht er aufrecht, es sei denn, daß er sich mit den Händen an höhern Zweigen festhalte. Den Menschen scheint er nicht sehr zu fürchten, und gelegentlich setzt er sich kräftig zur Wehr. Kein Tier greift ihn an, weil er stärker ist als alle.
In der Gefangenschaft zeigt sich der junge Orang
-Utan
gelehrig, anhänglich und verständig, aber niemals neckisch
und lustig wie der
Schimpanse, vielmehr ernst, still und gemessen, oft traurig. Der Orang
-Utan
war schon den Alten bekannt; aber
bis in die neueste Zeit wurde viel über ihn gefabelt, und man sprach von ihm fast wie von einem wilden
Menschen. Die Javaner halten dafür, daß der Orang
-Utan
aus der Vermischung von
Affen mit indianischen Weibern entstanden sei und
wohl reden könnte, wenn er nur wollte. Bontius gab in der Mitte des 17. Jahrh.
Nachrichten, die er auf
Borneo erhalten zu haben scheint. Sichere Nachrichten gab erst
Wallace, und in den letzten
Jahren sind
häufig lebende Orang
-Utans
nach
Europa
[* 10] gekommen.