Opuntĭa
Mill., Fackeldistel, Feigendistel, Feigenkaktus, indische Feige, eine zur Familie der Kakteen [* 2] (s. d.) gehörende und nur in Amerika [* 3] einheimische, jetzt aber in einigen Arten und Formen auch nach Asien, [* 4] Afrika [* 5] und Südeuropa verbreitete Pflanzengattung mit gegen 150 Arten; sie besitzen einen fleischigen, meist aus zusammengedrückten Gliedern bestehenden, seltener walzlichen Stamm, der nur an den jüngsten Trieben kleine stielrunde oder pfriemenförmige, sehr hinfällige Blätter trägt, sonst aber blattlos ist und aus den Stachelbüscheln oder dem Rande oder Scheitel der Glieder [* 6] einzelne oder selten rispige gelbe, seltener weiße oder rote Blüten treibt. Die hierher gehörenden Pflanzen sind mit langen Stachelborsten bewehrt. Die Früchte sind feigenartig, nach Entfernung der äußern stachligen Haut [* 7] meistens eßbar, schleimig, mehr oder minder süß oder fade.
Am bekanntesten ist die sog. indische
Feige oder echte Feigendistel (Opuntia
vulgaris Mill., Cactus opuntia
L.), die, schon früh
aus
Amerika gebracht, in Südeuropa und Nordafrika angepflanzt und an Felsen und dürren Orten verwildert ist.
Ihre
Früchte
sind groß
und werden in jenen Gegenden allgemein gegessen. Als Obstgehölz wird aber besonders Opuntia
ficus
indica Mill. in vielen
Varietäten kultiviert. Eine zwerghafte Form dieser
Pflanze, die mit Unrecht für eine eigene Art (Opuntia
nana)
gehalten worden ist, ist selbst in Südtirol und der südl.
Schweiz
[* 8] an sonnigen Felsen verwildert.
Wichtig ist für manche Gegenden
Amerikas der Cochenillekaktus (Cochenillopuntie) oder die Nopalpflanze
(Opuntia
coccinellifera Mill., s.
Tafel:
Kakteen, Fig. 1), die sich durch rote, nicht ausgebreitete
Blüten und lang hervorragende
Staubgefäße
[* 9] unterscheidet. Sie wird gleich der Tunaopuntie (Opuntia
tuna Mill.), die durch die Anwesenheit langer
Stacheln kenntlich ist, in
Südamerika
[* 10] im großen angepflanzt, weil auf ihnen die Cochenilleschildlaus
(s.
Cochenille) lebt. In neuerer Zeit hat man diese Kultur auch mit Erfolg in Südspanien,
Sicilien und
Algerien
[* 11] eingeführt.
Die Opuntien lassen sich leicht durch abgeschnittene
Stengelglieder vermehren, die man mit der Schnittfläche in den
Boden
(leichten, mit
Humus vermengten Sandboden) steckt, wo sie sich bald bewurzeln. Man zieht die Opuntia
vulgaris
oft im Topfe als Zimmerpflanze,
[* 12] um ihre saftigen
Stengelglieder bei Wunden und Hautentzündungen, in
Stücke zerschnitten,
zur Kühlung aufzulegen, woher der
Name Wundfeige. Einige
Arten dieser Gattung ertragen den Winter im
Freien recht wohl; höchstens
daß sie bei starker Kälte eine leichte
Bedeckung erfordern. Sie werden deshalb neuerdings vielfach in
Gärten angepflanzt, vor allen andern Opuntia
Rafnesquiana Engelm.
und ihre aus
Arkansas stammende Form (var. arkansana).