Optische
Telegraphen, [* 2] diejenigen Telegraphen (s. d.), bei denen von Ort zu Ort sich fortpflanzende Lichtstrahlen telegr. Zeichen überbringen. Es kann dies auf zwei verschiedene Arten geschehen; in dem einen Falle werden die von entsprechend starken Lichtquellen ausgesendeten Lichtstrahlen direkt oder nach Reflexion [* 3] an Spiegeln selbst zur Zeichengebung benutzt, in dem andern Falle entsprechend beleuchtete weithin sichtbare Objekte. Die Dauer des Vorzeigens, die Farbe der Lichtstrahlen, endlich die gegenseitige Stellung der Objekte oder Lichtquellen sind die Elemente, die zur Zusammensetzung der telegr.
Zeichen dienen.
Die erste Art des optischen
Telegraphierens fand bereits in den sog.
Feuer- und Fackeltelegraphen
des
Altertums häufige Anwendung. In unserm Jahrhundert schlug Gauß zum Telegraphieren mit Lichtblicken
seinen für geodätische Messungen konstruierten Heliotropen (s. d.) vor. Für
die Zwecke der Schiffahrt, ferner für
Vermessungs- und Kriegszwecke (s. Feldtelegraphen
) benutzt man heute vorwiegend Lichtblicke
von reflektiertem
Sonnenlicht oder künstlichem, insbesondere elektrischem Licht
[* 4] und bedient sich dabei meist der Morsezeichen,
indem man deren Punkte durch kurze, deren
Striche durch länger dauernde Lichtblicke bezeichnet.
Mitunter wird auch mittels an die
Wolken geworfener und von diesen reflektierter
Strahlen künstlichen Lichts telegraphiert.
Hierher gehören auch die
Spektrotelegraphie (s. d.) und das
Photophon
[* 5] (s. d.). Zu
den der zweiten Art von
Optische Telegraphen
angehörigen optischen Zeichentelegraphen brachen 1633 der Marquis von
Worcester, 1660 der
Franzose Amontons die
Bahn. Der Engländer Rob.
Hooke war der erste, welcher einen solchen
Telegraphen wirklich herstellte; 1763 errichtete
Edgeworth für seinen Privatgebrauch eine telegr.
Linie von London [* 6] nach Newmarket. Die 1750 von Bergsträsser in Hanau [* 7] vorgeschlagene telegr. Flaggenlinie gelangte nicht zur Ausführung. Erst 1789 wurde von den Gebrüdern Chappe (s. d.) ein wirklich brauchbarer Telegraph [* 8] vorgeschlagen. Die erste nach ihrem System ausgeführte Linie wurde 1794 von Paris [* 9] nach Lille [* 10] gebaut und auf ihr als erste Nachricht die Einnahme von Condé nach Paris gemeldet. Diese 225 km lange Linie besaß 22 Stationen, zu deren Durchlaufen ein Zeichen etwa 2 Minuten brauchte. Es folgte schnell eine Reihe von andern Linien, hauptsächlich für Kriegszwecke bestimmt, zunächst in Frankreich, bald auch in England, Deutschland, [* 11] Amerika [* 12] und andern Ländern.
Von Paris nach Calais [* 13] (255 km) lief ein Zeichen in 4 Minuten, nach Straßburg [* 14] (450 km) in 5 Minuten 52 Sekunden, nach Brest (562 km) in 6 Minuten 50 Sekunden. Für die Telegraphenstationen wurden auf erhabenen Punkten Türme oder sonstige Gebäude errichtet, und zwar je nach den Terrainverhältnissen in Abständen von 4 bis 30 km. Jede Station beobachtete mit fest gerichteten Fernrohren die beiden Nachbarstationen und gab die erhaltenen Zeichen weiter, sie gleichzeitig aufzeichnend.
Für die einzelnen
Buchstaben und
Ziffern, zum
Teil auch für ganze Wörter und Satzverbindungen waren bestimmte Zeichen festgesetzt.
Chiffrierte
Telegramme gingen durch alle nicht den
Schlüssel der
Schrift besitzenden
Stationen, ohne daß
in diesen ihr
Inhalt bekannt wurde. Die französischen Optische Telegraphen
bestanden aus einem
Balken
(Regulator)
[* 15] und zwei an seinen
Enden
drehbar befestigten kürzern Flügeln, die durch Hebel
[* 16] und
Schnüre vom Beobachtungszimmer aus so gestellt werden konnten,
daß sie Winkel
[* 17] von 45, 90, 135, 180, 225, 270 und 315° mit dem
Regulator bildeten.
Der
Regulator selbst konnte in einer vertikalen Ebene in 4 verschiedene
Stellungen ( ^[img]) gebracht werden, so daß im ganzen 4 x 7 x 7 = 196 verschiedene
Zeichen gegeben werden konnten ( ^[img] u. s. w.). Jedes Zeichen blieb so lange stehen,
bis es vom nächstfolgenden
Telegraphen nachgebildet wurde. Dem englischen Zeichentelegraphen
gab Lord
Murray 1795 in zwei lotrechten
Rahmen je drei übereinander liegende achteckige, um ihre
Achse drehbare
Klappen, die ihre Öffnung
entweder deckten oder offen ließen; die gegenseitige
Stellung der offenen und geschlossenen Felder lieferte 64 verschiedene
telegr.
Zeichen. Der preußische
Telegraph besaß an jeder Seite eines senkrechten
Mastes drei Flügel, die unter
Winkeln von 0, 45, 90 und 135° gegen den
Mast gestellt werden konnten und so 4096 verschiedene Zeichen zu bilden ermöglichten.
Ein mäßiger
Satz gelangte in 15 Minuten von
Berlin
[* 18] an den Rhein durch 50
Stationen von etwa 15 km durchschnittlicher
Entfernung. Nachts wurde mit Hilfe von Fackeln telegraphiert. Verwandt hiermit sind die noch heute gebräuchlichen Optische Telegraphen
der
Eisenbahnen (s. Eisenbahnsignale, Bd.
5, S. 883 a.). Schiffe
[* 19] verständigen sich am
Tage und bei hellem Wetter
[* 20] durch Signalflaggen (s.
Flaggen,
[* 21] Bd. 6, S. 864 a).