Oppenheim
,
Kreisstadt in der hess.
Provinz
Rheinhessen, auf einem steilen Abhang am linken Rheinufer
und an der
Linie
Mainz-Worms der Hessischen Ludwigsbahn, hat eine evang. Katharinenkirche (schöner gotischer
Bau aus dem 13. und 14. Jahrh., seit 1878 restauriert) und eine kath.
Franziskanerkirche, eine Simultankirche, eine
Synagoge, eine
Realschule, ein Entwässerungsmaschinengebäude, ein
Amtsgericht,
Chinin-,
Drahtstift-,
Leder- und Petroleumkochgeschirrfabrikation, Kalksteinbrüche, einen Flußhafen, eine fliegende
Brücke
[* 2] über den
Rhein, vorzüglichen Weinbau,
Schiffahrt und (1885) 3452 Einw. Über der Stadt die
Ruinen der im 11. Jahrh. erbauten
Burg
Landskron. Bemerkenswert ist noch die Schwedensäule sowie die zum Kriegerdenkmal 1870/71 verwendete Syenitsäule aus
dem Kaiserpalast zu
Nieder-Ingelheim. - Oppenheim
steht an der
Stelle des Römerkastells Bauconica.
Das Hofgut Oppenheim
wurde von
Karl d. Gr. 774 dem
Kloster
Lorsch geschenkt und von diesem erst 1147 an das
Reich
abgetreten.
Schon vor 1226 erscheint es als freie Reichsstadt, doch hatten
Schultheiß und der aus Adligen bestehende
Rat der
Burg
Landskron zunächst ganz die städtische
Verwaltung in
Händen, bis 1287
Rudolf von
Habsburg auch den
Bürgern
Anteil am
Rat gewährte. Oppenheim
wurde 1252 an das Erzstift
Mainz
[* 3] und 1375 an Kurpfalz verpfändet, wodurch es die Reichsfreiheit
verlor. Es wurde im Dreißigjährigen
Krieg wiederholt abwechselnd von den
Schweden
[* 4] und den Kaiserlichen besetzt, im
Oktober 1688 aber
von
Franzosen genommen und zu
Pfingsten 1689 von diesen unter
Mélac fast gänzlich zerstört.
Vgl. W.
Franck,
Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Oppenheim
(Darmst. 1859).