Opium
(Laudanum, Mekonium); ein wichtiger Artikel des Droguenhandels, besteht aus dem an der Luft von selbst eingetrockneten
Milchsaft der Mohnpflanze (Papaver somniferum, schlafmachender
Mohn), der in südlicheren Ländern durch Einschnitte in die
unreifen Kapseln zum Ausfließen gebracht wird, für die Abendländer einer der wichtigsten Arzneistoffe,
für Orientalen und Asiaten das gesuchteste Berauschungsmittel. Wie der
Hanf ist auch der
Mohn in Asien und Europa dieselbe
Pflanze, nur daß sie dort in dem wärmeren Klima, ihrer eigentlichen Heimat, zu größerer Entwickelung gelangt und also
auch mehr Opium
liefert, das übrigens auch im Abendlande, wie die Erfahrung lehrt, in guter Qualität
gewonnen werden kann; allein die Erzeugungskosten sind hier bei uns infolge der vielen Arbeitskräfte, welche die Einsammlung
beansprucht, zu hoch.
Die bei uns gangbare und allein zu offizinellem Gebrauch zulässige Ware ist das türkische oder levantische O., das in Kleinasien, besonders in dem Distrikte von Karahissar, auch in Natolien und Macedonien erzeugt wird und für welches Smyrna und Konstantinopel die Hauptmärkte sind. In Persien und Ägypten wird ebenfalls, O. gewonnen, ¶
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das aber nicht so wertvoll als das türkische und gewöhnlich auch noch verfälscht ist, daher bei uns ebenfalls nicht angewendet wird. Ebenso hat auch die starke Produktion Ostindiens für Europa wenig Bedeutung, da dieselbe teils für lokalen Verbrauch dient, hauptsächlich aber nach China geht und dort verbraucht, genauer gesagt, verraucht wird, und zwar neun Zehntel des ganzen indischen Erzeugnisses.
Die Opium
kultur ist überall ein gewagtes Geschäft; der Mohn ist eine empfindliche Pflanze, die leicht durch Insekten, Wind
oder unzeitigen Regen Schaden nimmt. Der Opium
ertrag ist daher selten ein durchschnittlicher, sondern bewegt sich gewöhnlich
in Extremen zwischen sehr reichen und Mißernten. Natürlich machen dann auch die Marktpreise diese Schwankungen
mit und steigen zuweilen übermäßig hoch. -
Die Einsammlung des Mohnsaftes ist im wesentlichen überall dieselbe. Man macht einige Tage nach dem Abfallen der Blütenblätter, in der Türkei dann, wenn die graublaue Farbe der Kapseln anfängt in Gelb überzugehen, mit feinen, mehrklingigen Schröpfmessern Einschnitte, entweder senkrechte oder ringsum gehende, und zwar so, daß die Schale nur geritzt, nicht durchschnitten wird. In Gegenden, wo die Witterung beständig ist, macht man die Arbeit abends und nimmt den über Nacht ausgetretenen und verdickten Milchsaft des Morgens ab; wo dagegen häufiger Regen und starker Thau fällt, ritzt man des Morgens und sammelt mittags. Um die Pflanzen werden Mohnblätter gelegt, um etwa herabfallende Tropfen aufzufangen. Die also benutzten Mohnköpfe wachsen übrigens weiter und bringen unbeschadet reifen, zu Öl und Aussaat brauchbaren, Samen.
Das gesammelte weiche O. wird durch Kneten zu kleinen Kuchen (in Persien formt man daraus walzenförmige Stangen, die man mit Papier umwickelt) vereinigt, bei feuchtem Wetter geerntetes, salbenähnliches erst so weit getrocknet, bis es knetbar wird. Auch soll man den Ertrag dadurch vermehren, daß man von den ganzen Pflanzen Abkochungen macht, diese eindickt und das Extrakt zu dem Übrigen mischt. Die verschieden großen rundlichen Kuchen werden noch feucht in Mohnblätter gewickelt oder mit den Samen und Blüten einer Ampferart bestreut, um das Zusammenkleben zu verhüten.
Das frisch in den Handel kommende O. ist äußerlich abgetrocknet und braun, während es innerlich noch längere Zeit weich bleibt und hellfarbiger ist. Mit der Zeit wird es fester und dunkler und nach völligem Austrocknen ist es spröde, zerspringt beim Daraufschlagen in Stücke mit wachsglänzendem Bruch und läßt sich zu Pulver stoßen, das lichtbraun aussieht. Durch längeres Kneten wird das O. wieder biegsam und weich. Es riecht widerlich und betäubend, hat einen ekelhaften, bitteren, lange anhaltenden, hinterher scharfen und beißenden Geschmack. In Wasser löst es sich, wenn von guter Qualität, so weit, daß ¼-⅓ des Gewichts im Rückstand bleibt, ähnlich in Alkohol.
In chemischer Hinsicht ist das O. ein sehr zusammengesetzter Körper; man hat schon eine große Zahl von Stoffen
daraus abgeschieden,
welche mehr oder weniger an der Opium
wirkung teilhaben sollen, außerdem noch indifferente, von harziger,
schleimiger Natur u. a. Die wirksamen Stoffe sind sog. Pflanzenbasen
oder Alkaloide, mit Pflanzensäuren, der Meconsäure und der Thebolaktinsäure, zum Teil auch mineralischen Säuren zu Salzen
verbunden. Den Hauptstoff bildet immer das Morphium, das also der Wertmesser jedes O. ist.
Nächst diesem sind die wichtigsten und werden bei Darstellung des Morphiums aus O. mit gewonnen: Codeïn, Narceïn und Narkotin. Die übrigen Bestandteile haben nur chemisches Interesse; es sind dies die Alkaloide: Papaverin, Thebain, Opianin, Kryptopin, Rhöadin, Pseudomorphin und Oxynarkotin;
ferner zwei indifferente Stoffe, das Meconin und Porphyroxin.
Zu bemerken ist jedoch, daß einige dieser Stoffe nur in ganz bestimmten Opium
sorten angetroffen werden,
so fehlen z. B. in dem in Frankreich gewonnenen O. das Narkotin und Thebain, dagegen ist ersteres in dem indischen O. in sehr
reichlicher Menge enthalten;
auch Pseudomorphin findet man nur in einzelnen Opium
sorten.
Diese Bestandteile schwanken in ihren Mengenverhältnissen in den verschiednen Opium
sorten bedeutend;
Morphium macht in den besseren und besten Sorten 8-15% aus, Narkotin 5-9%, Codeïn kaum 1%. Im ägyptischen O. finden sich in
den besten Sorten nur 6-8%, in den geringeren 3-4½, im persischen selten mehr als 1% Morphium. Das ostindische O., das nur
selten nach London gelangt, hat auch höchstens 10-11, gewöhnlich nur 3-5% Morphium und ist daher ebenfalls
bei uns vom medizinischen Gebrauch ausgeschlossen.
Die englische Regierung zieht aus dem Opiumbau
in Ostindien durch den Absatz nach China große Revenüen und hat bekanntlich
auch einen Krieg mit jenem Lande geführt, um hierin nicht gestört zu werden. Alles indische O. muß
gegen bestimmte Preise an die Regierungsdepots abgeliefert werden und wird von dort um das Doppelte weiter verkauft. Den
Pflanzern wird der Anbau durch Vorschüsse ermöglicht. Der indische Opiumbau
ist besonders stark in Bengalen, namentlich
in den Provinzen Benares und Behar, dessen Produkt im Handel als Patnaware geht. Die jährlich in Bengalen
produzierte Menge O. beläuft sich auf über 12 Mill. engl. Pfd. und
trägt der Regierung über 12 Mill. Pfd. Sterl. Gewinn ein. Der Export der türkischen
Ware beträgt etwa 200000 kg. Ein Teil davon gelangt ebenfalls nach China. -
Europäisches O. ist zuerst von Frankreich aus in den Handel gebracht worden. Die dort von einigen Unternehmern im großen betriebene Kultur soll in Zunahme begriffen sein. In Deutschland ist man erst bis zu Versuchen gekommen, die aber ganz ermutigend ausgefallen sind. Man hat im Jahre 1866 an mehreren Orten bei Berlin wie auch im Württembergischen eine ganz zufriedenstellende Qualität O. gewonnen, in letzter Gegend angeblich mit 13% Morphiumgehalt, und zwar hat der blau blühende Mohn die besseren Resultate gegeben, während man im Orient den weißen bevorzugt; wie schon erwähnt, sind aber ¶
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hier die Arbeitslöhne zu hoch. Man nimmt an, daß in Deutschland jährlich für 900000 bis 1200000 Mk.
Opium
eingeführt wird. -
Das O. ist bekanntlich ein stark narkotisches, tötliches Gift; doch sind die wohlthätigen Wirkungen kleiner Gaben schon seit den ältesten Zeiten bekannt und zu Heilzwecken benutzt. Es wirkt beruhigend auf das Nervensystem und einschläfernd, schmerzstillend, verstopfend, schweißtreibend, aber auch aufregend, weil es den Blutlauf beschleunigt, und kommt in sehr vielen Fällen zur Anwendung. In den Apotheken werden aus und mit O. die verschiednen Extrakte, Tinkturen und zusammengesetzteren Mittel bereitet, welche man mit dem Gesamtnamen Opiate bezeichnet.
Häufig aber werden statt des O. jetzt das Morphium und seine Salze, sowie einige der andern Alkaloide verwendet,
welche fabrikmäßig dargestellt und von den größeren Droguenhäusern in den Handel gebracht werden. Diese Stoffe sind
kristallinische Substanzen, wirken stärker als das rohe O. und sind daher sehr starke, nur in kleinsten Mengen verwendbare
Gifte. Ein gutes O. darf beim Austrocknen dünner Scheibchen, durch Schnitte mitten durch die Brote gemacht,
nicht mehr als 20% an Gewicht verlieren; der Minimalgehalt des für pharmazeutische Zwecke bestimmten O. an Morphium soll
10% betragen. - Zoll: Opium
und Morphium, sowie die Opiate ohne Äther- oder Alkoholzusatz sind zollfrei. Tinkturen
mit Äther- oder Alkoholzusatz gem. Tarif im Anh. Nr. 5 a.