Omer
Pascha, türk. General, ein Renegat, hieß ursprünglich Michael Latas, geb. zu Plasky in dem kroatischen Militärgrenzland, wo sein Vater Verwaltungsleutnant des Oguliner Bezirks war, trat als Kadett in das Oguliner Grenzregiment, desertierte 1828, weil sein Vater kassiert wurde, trat zu Widdin in die Dienste [* 2] des Wesirs Hussein Pascha und ward nach Annahme des Islam Erzieher von dessen Kindern. Mit Empfehlungen desselben ging er 1834 nach Konstantinopel, [* 3] wo er eine Anstellung als Schreiber im Kriegsministerium fand.
Bald darauf ward Omer
Efendi, wie sich Latas jetzt nannte, zum Schreiblehrer des
Prinzen und spätern
Sultans
Abd ul Medschid
ausersehen und zugleich mit dem
Rang eines Jüz
Baschi
(Kapitäns) in die türkische
Armee aufgenommen.
Rasch
stieg er von
Stufe zu
Stufe, und schon 1839 erhielt er als Oberst das
Kommando eines nach
Syrien gegen
Ibrahim Pascha beorderten
Korps, mit
dem er den weit überlegenen Feind bei Beksaya aufs
Haupt schlug. 1842 ward er mit dem Militärgouvernement
im
Libanon betraut, mußte es aber wegen allzu vieler
Klagen der
Christen über die
Härte des
Renegaten gegen sie bald wieder
niederlagen. 1843 machte er unter dem Oberbefehl Redschid
Paschas den
Feldzug in
Albanien gegen den
Rebellen Dschuleka mit, den
er gefangen nahm, und 1846 erhielt er das
Kommando gegen die aufständischen
Kurden, welche er wieder unterwarf.
Als 1848 die Unruhen in den Donaufürstentümern ausbrachen, besetzte er dieselben mit den Russen gemeinschaftlich und blieb als Militärgouverneur in Bukarest [* 4] bis April 1850, worauf er einen Aufstand in Bosnien [* 5] unterdrückte. 1853 eröffnete er, nunmehr zum Pascha ernannt, den Kampf gegen Rußland an der Donau, siegte 4. Nov. bei Oltenitza, entsetzte 1854 Silistria und zog in Bukarest ein. Hierauf mit 30,000 Türken nach der Krim [* 6] beordert, kämpfte er mit vor Sebastopol [* 7] und ward 1855 mit einem türkischen Korps nach Batum [* 8] eingeschifft, um die bedrängte Festung [* 9] Kars zu befreien; er kam indessen zu spät.
Dann Gouverneur in Bagdad, fiel er 1859 wegen vielfacher Überschreitung seiner Amtsgewalt in Ungnade und ward nach Kursput verbannt. 1861 nach Konstantinopel zurückgerufen, erhielt erden Oberbefehl in der Herzegowina, wo er 1862 den Aufstand unterdrückte und mit Erfolg den Krieg gegen Montenegro führte. 1864 aber ward er zum Muschir oder Feldmarschall ernannt und an die Spitze des 3. Armeekorps in Monastir gestellt. 1867 wurde er nach Kreta zur Niederwerfung des dort entzündeten Aufstandes gesandt. Trotz der grausamen Strenge, mit der er zu Werke ging, gelang es ihm nicht, desselben Herr zu werden. Im Herbst 1867 kehrte er nach Konstantinopel zurück, lebte mit dem Titel eines Serdar Ekrem (Generalissimus) ohne dienstliche Stellung, war vorübergehend 1868 als Kriegsminister thätig u. starb