aus den Kantonen Aargau,
Luzern,
Basel,
Bern
und Solothurn.
Täglich verkehren hier über 300 Personen- und Güterzüge. Nach allen Richtungen verkehren besondere Arbeiterzüge.
Je ein Postbureau in der Stadt und am Bahnhof, Telegraph und Telephon;
Sitz der Telegrapheninspektion des III. Kreises 1897: 6000 Ew.;
1900: 774 Häuser, 1574 Haushaltungen und 6969 Ew.;
1904 bereits 8200 Ew. in 850 Häusern und mit 1600 Haushaltungen.
Drei Kirchgemeinden (mit je einer Kirche), von denen die reformierte 40% der Bevölkerung ausmacht, die alt- und römisch-katholische
zusammen 60% beanspruchen. Ferner ein Kapuzinerkloster mit Kirche, die beide im Jahre 1646 erbaut worden sind. Zahlreiche
und vorzügliche Schulanstalten. Neues und trefflich eingerichtetes Primarund Bezirksschulgebäude auf
aussichtsreicher Terrasse und eine neue Turnhalle. Die verschiedenen Bureaux der Gemeinde sind im Stadthaus untergebracht.
Am Aarequai stehen das Amtshaus, das auch die Filiale der solothurnischen Kantonalbank birgt, und das Gebäude der 1829 gegründeten
Ersparniskasse der Stadt Olten.
Den Mittelbau zwischen den beiden nimmt ein der letztern gehörender grosser Konzert- und Theatersaal
ein, der zu allen möglichen interkantonalen Versammlungen sehr oft benützt wird. Ausserhalb der Stadt steht am Ufer der
Aare der solothurnische Kantonsspital, der gegenwärtig über 120 Betten zählt. In dem ihn umgebenden grossen Garten befindet
sich das Absonderungshaus. Gute alte und neue Gasthöfe und Restaurants (Bahnhofbuffet). Olten ist eine
bedeutende Industrie- und Gewerbestadt.
Hauptwerkstätte der Schweizerischen Bundesbahnen (früher der Zentralbahn gehörend), 1855 gegründet;
hier baute Ingenieur
Nikolaus Riggenbach 1870 die erste (für den Rigi bestimmte) Bergbahnlokomotive. Ferner zwei Schuhfabriken, Filztuchfabrik,
Eisenwerke, Lederwerke, Maschinenfabriken, Seifefabrik, Lampenfabrik, Zementwarenfabriken und zahlreiche Baugeschäfte,
Akkumulatorenwerke, Automobilfabrik, Gasfabrik, elektrische Installationsgeschäfte, Lagerhäuser der Zentralschweiz, chemische
Wäscherei und Färberei; Buchdruckereien und Zeitungsverlage, Lithographie, Vereinssortiment schweizerischer Buchhändler.
Handels- und Kunstgärtnereien. In Olten ist auch der Sitz des 1894 in der Aare erbauten Elektrizitätswerkes Olten-Aarburg,
dessen Leistungsfähigkeit durch eine neue grossartige Pumpenanlage auf 4000 PS gesteigert wurde. In den letzten
Jahren sind auch einige Fremdenpensionen entstanden, und es unterliegt keinem Zweifel, dass Olten dank seiner zentralen Lage
und der wirklich sehr schönen Umgebung eine weitere Zukunft als Fremdenort hat. Von Wichtigkeit sind die stark besuchten
Wochen- und monatlichen Jahrmärkte und der wöchentliche Kleinviehmarkt.
Olten zählt gegenwärtig etwa 60 Vereine und Anstalten, von denen die wichtigsten sind: der Hilfsverein
mit seinen Unterabteilungen (Suppenanstalt, Ferienkolonie und öffentlicher Lesesaal), der sehr tätige Armenerziehungsverein,
zahlreiche private und Geschäftskrankenkassen;
Männer- und Frauensamaritervereine, das Rote Kreuz;
die Vortragsgesellschaft,
Museumsgesellschaft, gemeinnützige Gesellschaft, Lesegesellschaft, Konsumverein, Gewerbeverein, Kaufmännischer Verein,
Offiziersgesellschaft, Verkehrs- und Verschönerungsverein.
Stadtbibliothek (15000
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Bände), Volksbibliothek (1200 Bände) und die 1817 gegründete Bibliothek der Lesegesellschaft (3000 Bände).
Von den Sehenswürdigkeiten nennen wir zuerst den alten Stadtteil mit den Ueberresten des Zielempschlosses aus dem 14. Jahrhundert
und der hölzernen Brücke. Von grosser Schönheit sind der spätgotische Glockenturm auf dem Ildefonsplatz und das im Renaissancestil
ausgeführte Innere der 1806 erbauten Stadtkirche, deren Hauptaltar des MalerMartin Disteli's BildDas jüngste Gericht ziert.
Ebenso ist in der Kirche die neue mächtige Orgel bemerkenswert. Die Klosterkirche enthält Altarbilder von Deschwanden, und
im Kloster selbst ist eine grosse Bibliothek vorhanden. Im Frohheimschulpalast die ethnographischen und historischen
Museen.
Hübsches neues Post- und Telegraphengebäude auf dem Bahnhofplatz. Olten hat ferner eine der schönsten
Friedhofanlagen weit herum mit zahlreichen Monumenten. Gross angelegter und verkehrsreicher Bahnhof. Schon in den 40er Jahren
war man sich der wichtigen strategischen Lage Oltens als zukünftiger Zentralbahnpunkt bewusst. Der Bau des Bahnhofes erfolgte
zu Anfang der 50er Jahre und wurde von den Ingenieuren Brassel und Olivier Zschokke geleitet. Hochbauführer
war Gerock. 1856 fand die Uebergabe an den Betrieb statt.
Als erste Linien mündeten die Aarauer und diejenige von Herzogenbuchsee ein. Nach dem Durchbruch des Hauensteins, an dessen
Bau sich am das bekannte furchtbare Unglück heftete, fuhr auch der Basler Zug
zum erstenmale
nach Olten, der vorher nur bis Läufelfingen ging, von wo die Passagiere mit der Post nach Olten geführt wurden. Die Luzernerlinie
folgte einige Jahre später. Alle diese Linien liefen bis 1896 in eine enge, niedere Halle ein, in der es oft zu
ganz gefährlichem Gedränge kam. Am gingen der Dachstuhl und der oberste Stock des Bahnhofes in Flammen auf.
Sofort wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, und die Zentralbahn setzte einen Betrag von 3,7 Millionen Fr. zur Erweiterung
der gesamten Bahnhofanlage aus. 1899 wurden die vier neuen Perrons dem Betriebe übergeben und im Mai
des gleichen Jahres die mächtigen eisernen Hallendächer beendet. Heute hat der Bahnhof eine räumliche Ausdehnung, um die
manche grosse Stadt Olten beneiden darf; seine Frequenz an Personen und Gütern ist zu internationaler Bedeutung gestiegen
und steigert sich von Jahr zu Jahr.
Als weitere Sehenswürdigkeit ist das Distelimuseum im Stadthaus zu nennen. Es enthält zahlreiche Gemälde
Martin Disteli's und namentlich eine grosse Anzahl seiner Handzeichnungen. Im gleichen Gebäude auch das naturhistorische
Museum. Es weist eine reiche Sammlung einheimischer Vögel
und Säuger auf; ferner eine grosse Kollektion von Muscheln und
Schnecken (über 600 Arten), Mineralien und Gesteine, Versteinerungen (über 1000 Arten, darunter Riesenammoniten
und ein 1901 anlässlich einer Ausgrabung im Stadtbanne gefundener Mammutschädel), viele botanische Objekte u. a. m.
Die Stadt Olten hat eine höchst malerische Lage und bildet den Ausgangspunkt zu unzähligen lohnenden Touren in die Umgebung.
Ueberallhin führen bequeme, schattige und aussichtsreiche Wege und Anlagen. Aussichtsreiche und leicht
zugängliche Punkte in der Nähe der Stadt sind: Das Kleinholz mit dem Martin Distelistein, der Born, die Chutzenfluh, das Hardt,
das Villenquartier Schöngrund. In grösserer Entfernung das Kurhaus Frohburg mit der Ruine des ehemaligen Grafenschlosses
u. die beiden alten Wartburgen, wovon die eine 1870 durch die Säligesellschaft wieder aufgebaut wurde
und unter dem Namen Sälischloss weit bekannt ist. Jetzt sind das Sälischloss, die Kurwirtschaften Höfli und Allerheiligenberg
und das Kurhaus Frohburg Eigentum der Bürgergemeinde Olten. Am S.-Hang des Jura ob Egerkingen das Kurhaus Friedau, ob Läufelfingen
an sanfter Waldlehne das BadRamsach, im Niederamt das SchwefelbadLostorf mit dem SchlossWartenfels und s.
von Olten die Kurhäuser Engelberg und Luterbach.
In der Höhle am Fuss des Sälischlosses hat man Pfeilspitzen aus Feuerstein gefunden. Ueberreste von alten Ansiedelungen,
viele Funde von Münzen und Geräten, Strassenreste, sowie zwei römische Steininschriften, die jetzt im historischen Museum
aufbewahrt werden, beweisen den römischen Ursprung der Stadt. Gräber aus der Zeit des ersten Alemanneneinfalles.
In der Aare Fund eines Skramasaxes. Ende des 11. Jahrhunderts kam Olten an das Bistum Basel
und von da als Manneslehen an die Grafen
von Froburg, unter denen die alten römischen Festungswerke, der Rittersaal (der als Versammlungsort der benachbarten Grafen
und Edeln diente) und der Burgstall zwischen Trimbach und Olten (Burg Hagberg) wieder aufgebaut wurden.
Mit dem Erlöschen der Froburger kam Olten der Reihe nach an den Grafen Rudolf von Nidau (1367), an die Grafen von Kiburg und
Thierstein (1377), an Oesterreich (1384) und an die Stadt Basel (1407). 1383 hatte die Stadt eine heftige
Belagerung durch die Berner auszuhalten, die aber der Ueberlieferung zufolge nach einem durch eine Hexe entfachten Gewitter
unverrichteter Sache wieder abziehen mussten. Herzog Leopold von Oesterreich gestattete Olten 1395 das Abhalten eines Wochenmarktes
und dreier Jahrmärkte, sowie den Bezug eines Pfundzolles von verkauften Waren und eines
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