Olivenöl
oder Baumöl, das aus dem Fruchtfleisch und den Kernen der Oliven gewonnene fette, nicht trocknende Öl, das schon seit den ältesten Zeiten einen wichtigen Gegenstand des Handels und der Industrie bildet. Die Verschiedenheit des Bodens, auf dem der Ölbaum kultiviert wird, die Spielart, größere oder geringere Reife der Früchte sowie die Art der Gewinnung bedingen die verschiedene Güte des Öls. [* 2] Das feinste Speiseöl, das Jungfernöl (huile vierge surfine et fine), wird aus sorgfältig gesammelten reifen, zerkleinerten und entkernten Früchten durch gelinde kalte Pressung gewonnen.
Durch Zusatz von lauwarmem Wasser und wiederholtes Pressen gewinnt man ein minder gutes Öl, das noch als Speiseöl brauchbar ist, während das darauf folgende Mahlen der Früchte mit den Kernen, das Auskochen und die heiße Pressung Öle [* 3] liefern, die als Baumöl Verwendung finden. Unreife und minder gute Früchte werden auch mit den Preßrückständen auf Haufen geschichtet, einer kurzen Selbstgärung überlassen und liefern dann auch Baumöle, von denen die trüben, sauren, aus stark gegorenem Material dargestellten als Tournantöle (s. d.) bezeichnet werden. Den Preßrückständen entzieht man die letzten Ölteile durch Extraktion mit Schwefelkohlenstoff und bezeichnet das gewonnene, dunkel gefärbte und oft übelriechende Öl als Sulfuröl.
Das beste Öl liefern das südl. Frankreich (woher der für alle feinen Sorten gebräuchliche Name Provenceröl) und die Riviera. Andere Produktionsorte sind: Spanien [* 4] (Malaga, [* 5] Valencia, [* 6] Cordoba, [* 7] Granada, [* 8] Sevilla), [* 9] Portugal, Mittel- und Süditalien [* 10] (besonders Apulien), Istrien, [* 11] Dalmatien, Griechenland, [* 12] Nordafrika (Mogador), die Levante, Kalifornien, Chile, [* 13] Persien [* 14] und Australien. [* 15] Feines Provenceröl sieht hellgelblich aus, ist geruchlos, schmeckt angenehm mild, süßlich, nicht brennend oder kratzend im Gaumen, hat ein spec.
Gewicht von 0,912 bis 0,917 und erstarrt bei niedriger
Temperatur zu einer weißen, krümlichen
Masse. Minder gute
Baumöle
sehen gelb, gelbgrünlich bis grün aus, riechen mehr
oder weniger ranzig und schmecken unangenehm. Olivenöl
wird
häufig mit
Baumwollsamenöl, Erdnußöl, Sesamöl und Rüböl verfälscht. In der
Medizin dient das Olivenöl
sowohl innerlich als
äußerlich, namentlich zur Bereitung von Pflastern und Salben. Als Brennöl wird es vorzüglich im südl.
Europa
[* 16] gebraucht; sehr beträchtlich ist seine Verwendung zur Seifenfabrikation und in den Fabriken zum
Schmieren von Maschinenteilen und zum Einfetten der
Wolle. Das Salböl der Alten und das
Chrisma (s. d.) der Katholiken sind
Olivenöl.
Handelsplätze für Olivenöl
sind Marseille,
[* 17] Messina,
[* 18]
Triest,
[* 19] Nizza,
[* 20] Livorno,
[* 21] Genua,
[* 22]
Bari, Gallipoli, Malaga u. a. Der Versand erfolgt
meist in Fässern von 150 bis 500 kg
Inhalt. Das für technische Zwecke bestimmte Olivenöl
kann durch Zusatz
von Rosmarinöl oder Nelkenöl (für Parfümeriezwecke) denaturiert werden und ist dann zollfrei.
Deutschland
[* 23] importierte
1895: 3405 t Olivenöl
in Fässern im Werte von 3 Mill. M. (davon 2474
t aus
Italien)
[* 24] und 7064 t denaturiertes Olivenöl
im
Werte von 3,7 Mill. M. (davon 4051
t aus
Italien, 1690
t aus der
Türkei).
[* 25]