Oldenbarne
veldt
(Barneveld), Johan van, Ratspensionär von Holland, das Haupt der republikanischen Partei, geb. zu Amersfoort in der Provinz Utrecht [* 3] aus einem angesehenen Geschlecht, empfing eine ausgezeichnete Bildung an deutschen, französischen und italienischen Hochschulen, nahm am Unabhängigkeitskampf seines Vaterlandes gegen Spanien [* 4] rühmlichen Anteil, wurde 1577 zum Pensionär (Stadtschreiber) von Rotterdam [* 5] erwählt und gehörte zu den vertrautesten Freunden und Räten Wilhelms von Oranien.
Nach dessen Ermordung 1584 spornte er seine Landsleute zur kräftigen Fortsetzung des
Widerstandes an und stand an der
Spitze der
Gesandtschaften, welche
Elisabeth von
England und
Heinrich III. von
Frankreich die Souveränität der
Niederlande
[* 6] anboten. Als
Moritz von
Nassau auf seinen Betrieb zum
Statthalter ernannt worden, nahm Oldenbarne
veldt selbst 1586 die
Würde eines Landesadvokaten oder
Ratspensionärs von
Holland an und ward damit leitender
Minister der dominierenden
Provinz
Holland und also der jungen niederländischen
Republik selbst.
Mit bewundernswerter Umsicht und Thätigkeit und doch in bescheidener Zurückhaltung führte er die schwierigen Geschäfte des Staats in den Finanzen, auswärtigen und Kolonialangelegenheiten und wurde der zweite Stifter des neuen, blühenden Gemeinwesens. Er stand an der Spitze der republikanischen Partei, welche in den patrizischen Magistraten der holländischen Städte ihre Hauptstütze hatte, und bewirkte einerseits 1609 den Abschluß des zweijährigen Waffenstillstandes mit Spanien, anderseits trat er den religiösen Streitigkeiten der Arminianer (s. d.) und Gomaristen mit der vollen Staatssouveränität Hollands gegenüber.
Hierdurch geriet er in Streit mit den
Generalstaaten und der Volksmeinung, welche seinen religiösen
Indifferentismus mißbilligten
und die
Entscheidung der
Frage einer von Oldenbarne
veldt abgelehnten
Synode überweisen wollten. Hartnäckig setzte Oldenbarne
veldt, auf
sein formales
Recht gestützt, an der
Spitze der
Staaten von
Holland seinen
Widerstand gegen die
Generalstaaten, denen sich auch
der
Statthalter,
Prinz
Moritz, anschloß, fort, bis er auf deren Befehl verhaftet und vor eine spezielle
Kommission von 24
Richtern, sämtlich erbitterten Feinden, gestellt wurde, welche ihn trotz seiner glänzenden
Verteidigung wegen
Störung der
Religion zum
Tod verurteilten. Da Oldenbarne
veldt und seine
Angehörigen jedes Gnadengesuch ablehnten, ward
er im
Haag
[* 7] enthauptet. - Seine beiden
Söhne
Wilhelm und
René van Oldenbarne
veldt, welche beim
Tod ihres
Vaters ihrer
Ämter für
verlustig erklärt wurden, verbanden sich insgeheim mit den
Arminianern, um den
Sturz ihres
Vaters zu rächen;
ja,
Wilhelm verschwor sich sogar gegen das
Leben des
Statthalters, wovon ihm
René vergeblich abzuraten suchte, der nur die
Entsetzung
desselben wünschte. Ihr
Plan ward aber entdeckt und
René gefänglich eingezogen und 1623 enthauptet, während der ältere
Bruder entkam.
Vgl.
Deventer, Gedenkstukken van J. v. Oldenbarne
veldt
(Haag 1860-65, 3 Bde.);
Motley, Life and death of John of Barneveld (das. 1873, 2 Bde.);
Groen van Prinsterer, Maurice et Barnevelt (Utrecht 1875).