Okeănos
(lat. Oceanus), der gewaltige Strom, der nach der ältesten Weltansicht der Griechen Erde und Meer rings umfaßt und, selbst unbegrenzt, die Grenze aller sichtbaren Dinge bildet. Er gilt in der Ilias als eine Art Urquell aller Dinge, aus welchem nicht nur alle Quellen, Bäche und Flüsse [* 2] sowie das Meer, sondern auch die Götter selbst entstanden sind. Personifiziert erscheint er als freundlicher Greis, der älteste der Götter, der mit seiner Gattin, der ehrwürdigen Tethys, fern im Westen wohnt, von einer zahlreichen Töchterschar, den Okeaniden, umgeben. Zu ihnen brachte Rhea [* 3] die Hera, [* 4] als Zeus [* 5] die Herrschaft des Kronos stürzte.
Nach Hesiod ist Okeanos
ein Sohn des
Uranos und der Gaia und
Vater von je 3000
Strömen und Okeaninen,
d. i.
Quellen. – Dargestellt
wird er als bärtiger
Greis, auf Reliefs meist der Gaia gegenüber wie andere Ortsgottheiten lagernd und
auf den Ellbogen gestützt. Am
Kopfe trägt er nach Art der
Flußgötter (s. d.) Stierhörner, zuweilen aber auch statt derselben
Krebsscheren; Wasserurne, Füllhorn, Seetiere, Schilf und Scepter sind seine
Attribute. Im Gigantenkampf ist er am
Altar
[* 6] von
Pergamon
[* 7] gebildet. – Später hieß Ocean das große äußere
Meer, insbesondere das Atlantische, im
Gegensatz zu den innern, namentlich zum Mittelländischen.