Ogowe
(Ogowai), großer Fluß in der franz. Kolonie Gabun in Westafrika, welcher unter 14° 30' östl. L. v. Gr. und 2° 40' südl. Br. auf der Wasserscheide gegen den Congo entspringt und in nordwestlicher Richtung dem Äquator zufließt, den er beinahe erreicht, und dem er bis 11° westl. L. parallel fließt, wo er sich erst nach SW., dann nach W. wendet und nun sich gabelt, später ein Delta [* 2] bildet (die zwei äußersten Mündungsarme schließen ein Gebiet von 180 km Breite [* 3] ein).
Noch vor seiner Gabelung nimmt er den von S. kommenden 200-250 m breiten Ngunie auf. Er selber ist dort schon 600 m breit und erweitert sich, nachdem er den Abfluß des an seinem Südufer liegenden großen, inselreichen Sonengasees aufgenommen, zu 2500 m. Dabei verflacht er sich aber, enthält eine Menge Inseln und Sandbänke und ist, obschon ihm rechts der Abfluß des Asingosees, links der der Seen Ugemuen und Anenge zugeht, von wenig Nutzen. Sein Wasserstand unterliegt großen Schwankungen.
In der trocknen Jahreszeit (Juli bis September) schrumpft er auf mehrere seichte Wasseradern zusammen, in der Regenzeit steigt er oft plötzlich um 4-5 m. Von seinen Mündungsarmen ist besonders wichtig der nach N. sich wendende Nazareth, der in die gleichnamige Bai mündet; der mittlere, Mexias, und der südlichste, Uango, welcher in die Laguna Fernand Vaz mündet. Der Fluß ist uns durch Walter, Marche, Lenz und namentlich durch Brazza bekannt geworden, welch letzterer eine Reihe von Posten an seinem Ufer errichtete.
Die bedeutendsten sind: Lambarene, Njole,
Boué, Aduma und Franceville. Die
Ufer des Ogowe
sind teils von
dichten Urwäldern, teils von
Prärien mit reichem Tierleben eingefaßt. Am Ogowe
wohnen zahlreiche in kleine
Stämme zersplitterte,
barbarische und der
Menschenfresserei ergebene Negervölker, wie die Orungu, Bakalai, Okanda, Oscheba u. a.
Das Mündungsgebiet des
Flusses wurde bereits im
August 1873 von den
Franzosen unter
Konteradmiral du Quilio
in
Besitz genommen; durch den 1884 mit dem
Congostaat abgeschlossenen
Vertrag kam das ganze
Flußgebiet an
Frankreich und führt
seitdem den
Namen
France équatoriale.
Vgl.
Czerny, Entdeckungsgeschichte der
Gabun- und Ogowe
länder und die Ogowéquellen (in der
»Zeitschrift der
Gesellschaft für
Erdkunde«,
[* 4] Bd. 11, Berl.
1876).