Offenbach,
[* ] Stadt in der hess. Provinz Starkenburg und Hauptort der Standesherrschaft des Fürsten von Isenburg-Offenbach-Birstein, am Main und an den Linien Sachsenhausen-Offenbach und Frankfurt a. M.-Bebra-Göttingen der Preußischen Staatsbahn und einer elektrischen Bahn nach Frankfurt a. M., 97 m ü. M., ist schön und regelmäßig gebaut und hat 5 Kirchen (3 evangelische, eine katholische und eine deutschkatholische), eine Synagoge, ein fürstliches Schloß und (1885) mit der Garnison (ein
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Füsilierbataillon Nr. 118) 31,704 meist evang. Einwohner. Offenbach ist der erste Fabrikort des Großherzogtums, hat sehr bedeutende Fabriken für chemische Produkte (Seifen, Parfümerien, Stearin, Vaselin, Lack- und Firnisfarben, Bleiweiß, Hartgummi, Celluloid, Anilin etc.), Leder u. Lederwaren (Feuerwehrrequisiten und Militäreffekten, Portefeuilles, Albums, Damentaschen, Portemonnaies, Koffer etc.) u. Metallwaren (Werkzeugmaschinen, Nähmaschinen etc.); ferner: Wagenbau-Anstalten, Steindruckerei, Schriftgießerei, lithographische Anstalten, Fabrikation der verschiedenartigsten Papiere, von Schirmen, Elfenbeinschnitzerei, Tabaks-, Zigarren-, Schaumwein-, Zichorien-, Margarinbutter-, Zement-, Dachpappen-, Schuhwaren-, Posamenten-, Korsett-, Trikot- u. Filzwarenfabrikation, Gold- und Silberspinnerei etc. Der lebhafte Handel, unterstützt durch die günstige Lage der Stadt, durch die genannten Eisenbahnverbindungen wie durch eine Handelskammer und eine Reichsbanknebenstelle, ist besonders bedeutend in Vieh, Häuten und Fellen, Leder, orientalischem Rosenöl, Seifen etc. An Bildungsanstalten befinden sich in Offenbach ein mit einer Realschule verbundenes Realgymnasium, eine Handels- und eine Kunstgewerbeschule. Die städtischen Behörden zählen 3 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. Sonst ist Offenbach Sitz eines Kreisamtes, eines Amtsgerichts, eines Hauptsteueramtes und einer Oberförsterei. - Offenbach wird bereits 970 in Urkunden genannt und lag damals im Bann des Dreieicher Reichsforstes. 1257 kam es an die Herren von Falkenstein im Taunus, 1419 an die Herren von Sayn und die Grafen von Isenburg-Büdingen, 1486 an die Isenburger allein, die dahin 1685 übersiedelten, und nach deren Mediatisierung 1816 an Hessen-Darmstadt. Der gegenwärtig Aufschwung der Stadt, die 1816 erst 6210 Einw. zählte, datiert seit dem Anschluß des Großherzogtums Hessen an den Zollverein (1828).
Vgl. Heber, Geschichte der Stadt Offenbach (Frankf. 1838);
Pirazzi, Bilder und Geschichten aus Offenbachs Vergangenheit (das. 1879).