Ofenpassgruppe
(Kt. Graubünden). S. den Art. Graubünden. Band II, S. 409 und 410. ^[Ergänzung.]
Ofenpassgruppe - Oftri
OFENPASSGRUPPE
613 Wörter, 4'291 Zeichen
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Ofenpassgruppe
(Kt. Graubünden). S. den Art. Graubünden. Band II, S. 409 und 410. ^[Ergänzung.]
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Oberthaljoch (West) -
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Seite 47.1118.Ofenpassgruppe
(Kt. Graubünden, Bez. Inn und Münsterthal). Diese weite und vielgliedrige Gebirgsmasse reicht vom Berninapass bis zum Stilfserjoch und zur Reschenscheideck und wird umgrenzt: im NW. vom Engadin von Samaden bis Finstermünz, im NO. von der Reschenscheideck und Malserheide von Finstermünz bis Prad, im SO. vom Trafoierthal, vom Stilfserjoch und vom Veltlin bis Tirano und im SW. vom Puschlav, vom Berninapass und vom Pontresinerthal. Durch die Thal- und Passlinien von Zernez über Fraëlepass (San Giacomo di Fraële) nach Bormio zerfällt sie in eine südwestl. und nordöstl.
Ofenweid - Oron
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Seite 47.1119.Hälfte, wovon die erstere nach den darin eingegrabenen Thälern etwa als Livigno-Viola-Gruppe, die letztere aus ähnlichem Grund als Münsterthal-Scarlthal-Gruppe bezeichnet wird. Die für diese Namengebung benutzten Thäler zeigen alle einen sehr eigenartigen Charakter. Das Livigno- oder Spölthal und das Scarlthal, beide zum Engadin sich entwässernd, schliessen sich in ihrem ganzen Charakter an das letztere an und sind wie das Engadin: ausgeprägte Hochthäler, in den obern Teilen mit ¶
breiten, ebenen Thalböden, doch ohne Seen, in den untern Teilen schluchtartig verengt. Dabei ist das Livignothal ein Längsthal und wenig verzweigt, das Scarlthal ein nach oben reich verzweigtes Querthal, das erste mit mehreren Dörfern, Weilern und über den weiten Wiesengrund zerstreuten Häusern und Hütten, Kirchen und Kapellen in einer Hohe von etwa 1800 m, doch auch das zweite, obwohl viel kleiner, noch in dem ebenfalls 1800 m hoch gelegenen Dörfchen Scarl ständig bewohnt.
Wesentlich verschieden sind jedoch die Bewohner. Diejenigen des Scarlthals sind, ihrer politischen Zugehörigkeit zum Engadin entsprechend, romanisch und reformiert, diejenigen des zu Italien gehörenden Livignothals dagegen italienisch und katholisch. Auch geht ihr Hauptverkehr nicht durch die enge Schlucht thalabwärts zum Engadin, sondern über den bequemen Saumpfad des Foscagnopasses nach Bormio und über den Livignopass mit leidlichem Strässchen nach dem Puschlav und weiter ebenfalls nach Italien. Im Sommer allerdings werden auch der Casannapass als kürzester Weg ins mittlere Engadin und der Strettapass oder Passo Fieno, als direkte Verbindung mit Pontresina, viel benutzt.
Das Val Viola und das Münsterthal sind tiefer eingeschnitten als die zwei eben genannten Thalfurchen. Jenes mündet gegen Bormio und zeigt in seinem untern Teil, dem Val di Dentro, auch vielfach italienisches Gepräge, sowohl in Klima und Vegetation als in seiner Bevölkerung und seinen Ortschaften. Ueber den Passo di Val Viola steht es mit dem schweizerischen Val di Campo und mit dem Puschlav in Verbindung. Das Münsterthal dagegen schliesst sich in seinem Naturcharakter dem obern Etschthal an, zu dem es auch ausmündet.
Doch ist die in zahlreichen Dörfern angesiedelte Bevölkerung zum weitaus grössten Teil romanisch und reformiert wie im Engadin. Nur im untersten Teil, in Münster und Taufers, wird sie deutsch und katholisch. Dieser untere Teil verkehrt auch hauptsächlich mit dem Etschthal, der obere Teil dagegen über die Strasse des Ofenpasses mehr mit dem Engadin. Dazu kommen verschiedene Pässe nach dem Scarlthal, darunter besonders der Scarlpass und der Cruschettapass, beide wenigstens im Sommer viel benutzt. Wichtig ist auch der Umbrailpass, der von Santa Maria auf die Höhe des Stilfserjochs führt und jetzt ebenfalls eine Strasse hat. Dagegen hat der Bufalorapass, der vom Ofenpass südwärts in die Münsteralpen und von da in einem Zweig über den Pass Dössradond östl. ins Münsterthal (Santa Maria), in einem andern Zweig durch das Val Mora nach San Giacomo di Fraële führt, seine frühere Bedeutung ganz verloren.
Durch die genannten Thäler und Pässe zerlegen wir die beiden Hauptteile der Ofenpassgruppe
in je drei
kleinere Abschnitte, so dass wir folgende Gliederung erhalten:
1. Casannagruppe;
2. Foscagnogruppe;
3. Grosinagruppe.
B. Münsterthal-Scarlthalgruppe:
1. Umbrail- oder Murtarölgruppe;
2. Pisoc- oder Tavrügruppe;
3. Sesvennagruppe.
[Dr Ed. Imhof.]
Für die ausführliche Beschreibung, siehe den Art. Graubünden, Band II des Lexikons.