Österö
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Österö,
(Schafinseln, von faar, »Schaf«, [* 3] oder vielleicht Federinseln, von fjär, »Feder«, altnord. Färeyer), eine Dänemark [* 4] gehörige Inselgruppe im Atlantischen Ozean, 300 km von den Shetlandinseln und 990 km von der nächsten dänischen Küste entfernt, zwischen 61° 26'-62° 25' nördl. Br. und 6° 19'-7° 40' westl. L. v. Gr., besteht aus 22 Inseln (die ganz kleinen ungerechnet), von denen 17 bewohnt sind, im ganzen 1333 qkm (24,2 QM.) groß. Als Zentralinsel der Gruppe ist Strömö zu betrachten.
Auf diesen Felseninseln vulkanischen Ursprungs erheben sich steile Vorberge zu einer Höhe von 300-700 m, und wegen der Steilheit der Küsten müssen an manchen Stellen, namentlich auf Dimon, Personen und Waren mehr als 100 m hoch aus den Booten an Tauen ans Land geheißt werden. Im Innern erhebt sich das Land in terrassenförmigen Absätzen (Hamre) und endigt mit hohen Spitzen (Tindur); von diesen sind die höchsten: Slattaretindur auf Österö (882 m), Skellingfield auf Strömö (763 m), das Vorgebirge Mylingur auf Strömö (691 m) und Nakkin u. Kvannafjeld auf Suderö (542, resp. 534 m hoch.).
Das Meer, welches diese Inseln mit tiefen und heftigen Strömen trennt, dringt in mehreren Fjorden und Buchten in dieselben ein; in diesen gibt es zwar Häfen und Plätze mit gutem Ankergrund, aber keiner gewährt eine dauernde Sicherheit wegen der häufigen Stürme und der plötzlichen und heftigen Wirbelwinde; sie besitzen aber die gute Eigenschaft, daß sie immer eisfrei sind. Zwischen der im S. von Suderö gelegenen Klippe Munken (Mönch), dem südlichsten Punkte der Inselgruppe, und einigen benachbarten Schären herrscht selbst bei stillem Wetter [* 5] eine sehr starke Strömung.
Das Klima [* 6] ist im höchsten Grad ein insulares: der Winter im Verhältnis zu der nördlichen Lage äußerst mild, so daß im Winter Schafe [* 7] und Pferde [* 8] ihre Nahrung im Freien finden, der Sommer dagegen feucht mit einer mittlern Temperatur von ca. 10° C. Die Luft ist nebelig und das Wetter äußerst unbeständig;
Gewitter sind selten, Stürme aber häufig und heftig.
Die 17 bewohnten Inseln sind: Strömö, Österö, Suderö, Vaagö, Sandö, Bordö, Kalsö, Viderö, Kunö, Nolsö, Fuglö, Mygenäs, Svinö, Skuö, Hestö, Holterö und Store Dimon. Die Einwohner, abstammend von Norwegern, die im 9. Jahrh. hierher übersiedelten, sprechen die altnordische Sprache, obgleich die Dänen, an welche diese Inseln nebst Norwegen [* 9] 1380 fielen, und denen sie auch 1814, als Norwegen wieder ein selbständiger Staat wurde, verblieben, ihre Sprache [* 10] als Schriftsprache eingeführt haben und dieselbe auch beim Gottesdienst und vor Gericht gebraucht wird.
Die Zahl der Bewohner ist (1880) 11,220 (während sie 1870: 9992 betrug), davon männlich 5472 und weiblich 5748. Die Religion ist die evangelisch-lutherische. Der Charakter ist ernst, die Lebensweise einfach. Die Bewohner leben vom Ackerbau und von der See; doch werden gewöhnlich Ackerbau und Fischerei [* 11] nebeneinander betrieben, weil der erstere nur einen geringen Ertrag gibt. Von Getreide [* 12] wird nur Gerste [* 13] angebaut, und auch diese gelangt nicht immer zur Reise; dagegen gedeihen Kartoffeln und Rüben.
Auf Suderö war bis vor kurzem das Verhältnis des Kulturlandes zu dem ganzen Areal am günstigsten, nämlich 1:36, am ungünstigsten auf Norderö, 1:96. Die Urbarmachung schreitet aber überall vorwärts, am stärksten auf Suderö. Einen bedeutenden Nebenerwerb gibt die Bearbeitung der Wolle, wie überhaupt die Schafe den größten Reichtum der Bewohner bilden: es werden jährlich 30-40,000 Schafe geschlachtet, und die Gesamtzahl der Schafe auf den Inseln beträgt ca. 150-200,000. Die Pferde sind klein, aber lebhaft, zuverlässig und stark;
sie ¶
werden besonders zum Lasttragen benutzt, denn Fahrwege gibt es auf diesen unebenen Felseneilanden nicht. An Vögeln, besonders Wasservögeln, ist großer Überfluß, namentlich auf den Küstenfelsen; da diese aber überall sehr steil sind, so ist der übrigens sehr ergiebige Vogelfang sowie auch das Einsammeln der Eier [* 15] und Federn mit sehr großen Gefahren verbunden. Die Vögel [* 16] werden teils frisch gegessen, teils getrocknet und für den Winter aufbewahrt; auch die Eier geben eine gute Nahrung, und die Federn bilden für die Inseln einen wichtigen Ausfuhrartikel.
Die Fischerei ist ergiebig, besonders der Dorschfang; den meisten Gewinn aber bringt der Fang eines kleinen Walfisches (Grindwal), doch bleibt derselbe oft mehrere Jahre hintereinander aus, um sich dann wieder zahlreich einzufinden. Die Zahl der getöteten Walfische kann in sehr guten Jahren 2-3000 Stück erreichen. Ein Grindwal gibt ⅔-1 Tonne Thran; auch wird das Fleisch gern gegessen. Der gänzliche Mangel an Wald wird durch vortrefflichen Torf einigermaßen ausgeglichen; auch Steinkohlen gibt es, besonders auf Suderö, die aber nur zwei Drittel der Heizkraft englischer Kohlen besitzen. Unter den Mineralien [* 17] sind Opale zu erwähnen. Die wichtigste Industrie der Bewohner besteht in der Anfertigung grober wollener Zeuge.
Seit 1854 besteht eine Volksrepräsentation durch das Lagthing. Zu demselben gehören: der Amtmann als Wortführender, der Propst und 18 auf vier Jahre gewählte Mitglieder. Das Lagthing versammelt sich jährlich am Olaustag in Thorshavn auf Strömö und darf höchstens vier Wochen beisammenbleiben. Es gibt Gutachten ab über die von der Regierung vorgelegten, die Färöer betreffenden Gesetzentwürfe und macht Vorschläge zu neuen Gesetzen und öffentlichen Anstalten.
Das Lagthing wählt ein Mitglied für das dänische Landsthing, und die Bevölkerung [* 18] wählt direkt einen Vertreter für das Folkething. In ziviler Hinsicht werden die Inseln verwaltet von einem Amtmann, der zugleich Kommandant ist, von einem Landvogt (Landfoged), welcher zugleich Polizeimeister der Inseln, königlicher Steuereinnehmer und Aufseher über die dem Staat gehörenden Pachtgüter ist, und von einem Sorenskriver (»geschworner Schreiber«),
welcher Richter ist. Außerdem gibt es noch sechs von dem Amtmann für jedes Syssel ernannte Sysselmänd, welche in einigen Sachen Richter erster Instanz, übrigens aber Assistenten des Landvogts und des Sorenskrivers sind. Als Hauptgesetz gilt das norwegische des Königs Christian V. In kirchlicher Hinsicht bilden die Inseln eine Propstei, die zu dem Stifte des Primas von Dänemark, des Bischofs von Seeland, gehört und 7 Pastorate mit 41 Kirchspielen enthält. Der Propst ist Pastor auf Strömö (Thorshavn); jeder Pastor hat 5-7 Kirchen zu verwalten, von denen manche wohl 20-30 km von der Hauptkirche entfernt sind, und zu denen der Weg äußerst beschwerlich ist.
Die Kirchen sind gleich den Wohnhäusern von Holz [* 19] aufgeführt, niedrig und klein. Das Land ist in 2400 »Mark« eingeteilt, von denen beinahe die Hälfte Staatseigentum ist. Die Staatseinkünfte fließen teils aus den Landsteuern, welche nach Mark Land (ähnlich dem Hartkorn in Dänemark) berechnet werden, teils aus Handelsabgaben, da der Handel seit 1855 nicht mehr monopolisiert ist. Diese Staatseinkünfte betragen (1882-83) etwa 63,000 und die Staatsausgaben 74,000 Kronen. [* 20]
Die 6 Sysseler oder Distrikte, in welche die Färöer zerfallen, und von denen das erste 2 Pastorate, die andern je eins umfassen, sind mit ihrer Bevölkerung von 1880 folgende:
1) Strömö, umfassend die 45 km lange, 15 km breite Hauptinsel und die kleinen Inseln Nolsö, Hestö und Kolterö, 402 qkm (7,3 QM.) mit 3137 Einw., geteilt in 2 Pastorate: a) Syd-Strömö, mit 4 Kirchspielen, darunter Thorshavn, die einzige Stadt der Insel und Sitz der Behörden, mit (1880) 984 Einw., und Kirkebö, ehemals Bischofsitz, an der südwestlichen Seite der Insel, und b) Nord-Strömö, mit 6 Kirchspielen (darunter Vestmannhavn, der beste Hafen der Inseln, zwischen Strömö und Vaagö);
2) Norderö, umfassend 6 Inseln (Viderö, Bordö, Kunö, Kalsö, Svinö und Fuglö), 220 qkm (4 QM.) mit 1397 Einw. in 7 Kirchspielen;
3) Österö, die Insel gleichen Namens, 262 qkm (4,7 QM.) mit 2712 Einw. in 7 Kirchspielen und dem trefflichen Hafen Kongshavn an dem 15 km langen Skalafjord;
4) Vaagö, umfassend die Inseln Vaagö und Mygenäs, 165 qkm (3 QM.) mit 1130 Einw. und 5 Kirchspielen;
5) Sandö, umfassend die Inseln Sandö, Skuö und Store Dimon, 110 qkm (2 QM.) mit 870 Einw. und 5 Kirchspielen;
6) Suderö, die südlichste und am besten angebaute Insel gleichen Namens, 149 qkm (2,7 QM.) mit 1974 Einw. und 6 Kirchspielen (darunter Qualba mit Steinkohlenbrüchen).