Titel
Öser
,
1) Adam Friedrich, Maler, Bildhauer und Radierer, geb. zu Preßburg [* 2] von sächsischen Eltern, bildete sich von 1730 bis 1739, nur durch einen zweijährigen Aufenthalt in Preßburg unterbrochen, wo Raphael Donner Einfluß auf ihn gewann, durch Privatunterricht in Wien, [* 3] dann unter Dietrich und Mengs zu Dresden, [* 4] wo er von 1739 bis 1756, namentlich als Dekorationsmaler für das Hoftheater, thätig war und mit Winckelmann Freundschaft schloß. Nach dreijährigem Aufenthalt in dem gräflich Bünauschen Schloß zu Dahlen ging er nach Leipzig, [* 5] wo er 1764 Direktor der neugegründeten Kunstakademie wurde.
Neben seiner Lehrthätigkeit, welche unter andern auch auf Goethe von großem, nachhaltigem Einfluß wurde, entfaltete er auch eine große Regsamkeit auf dem Gebiet der dekorativen Malerei, namentlich in Plafonds, die jedoch meist untergegangen sind. Erhalten haben sich einige Gemälde in der Nikolaikirche und eine Anzahl von kleinen dekorativen Arbeiten und Staffeleibildern. Von seinen plastischen Schöpfungen sind das Denkmal Friedrich Augusts des Gerechten in Leipzig und das Denkmal für die dänische Königin Mathilde in Celle [* 6] hervorzuheben.
Öser
hat auch 45
Blätter teils nach
Rembrandt, teils nach eigner
Erfindung radiert. Neben
Winckelmann war
er ein energischer Vorkämpfer für die
Reformation der
Kunst durch die
Antike, vermochte aber seinen geläuterten Kunstanschauungen
in seinen eignen Gemälden keinen energischen
Ausdruck zu geben. In seiner Vorliebe für
Allegorien steht er noch auf dem
Boden
der Rokokokunst. Er starb in
Leipzig.
Vgl.
Dürr,
A. F. Öser
(Leipz. 1879). -
Sein Sohn
Johann
Friedrich
Ludwig Öser
, geb. 1751 zu
Dresden, seit 1778
Professor der Geschichts- und
Landschaftsmalerei zu
Dresden,
gest. 1792, lieferte geschätzte landschaftliche
Zeichnungen in Aquarell und
Tusche und mehrere radierte
Blätter nach
Rubens,
Rembrandt,
Salvator Rosa u. a.
2)
Rudolf
Ludwig, unter dem
Namen
Otto
Glaubrecht bekannter Volksschriftsteller, geb. zu
Gießen,
[* 7] seit 1835
Pfarrer zu Lindheim in der
Wetterau, starb daselbst. Öser
gab eine
Reihe von
Erzählungen heraus, welche
das Volksleben, besonders in der
Wetterau und im übrigen Hessenland, in einfacher und fließender
Darstellung zur
Anschauung
bringen und trotz entschieden pietistischer Färbung zu den bessern
Erscheinungen der
Gattung gehören.
Wir nennen davon: »Anna, die Blutegelhändlerin« (Frankf. 1841);
»Die Schreckensjahre von Lindheim« (1842);
»Heimkehr« (1848);
»Die Goldmühle« (1852);
»Erzählungen aus dem Hessenland« (1853);
»Die Zigeuner« (1851);
»Die Heimatlosen« (1858);
»Das Wassergericht«
(1860) etc. Ausgewählte
Schriften Ösers
, mit
Biographie, erschienen
Frankfurt
[* 8] 1866.