Ösel
,
russ. Insel in der Ostsee, vor dem Eingang des Rigaschen Meerbusens (s. Karte »Livland [* 2] etc.«),
wird durch den
Kleinen
Sund von der
Insel
Mohn, durch eine 36 km breite
Meerenge von
Kurland und durch den Sölasund von der
Insel
Dagö getrennt, hat 2617,9 qkm (47,5 QM.)
Flächeninhalt und bildet mit
Mohn, Abro,
Runo und einigen andern kleinen Eilanden den Ösel
schen
Kreis
[* 3] der
Provinz
Livland, hat
aber dabei ihre eigne Landesverwaltung, an deren
Spitze ein Adelsmarschall steht. Die Oberfläche ist eben, zum Teil bewaldet.
Der
Boden besteht aus mit
Thon gemischter Kalkerde, welche stellenweise eisenhaltigen Schlamm enthält.
Die
Küste ist
hoch und hat am
Nord- und Westufer die sogen. Panks, steil ins
Wasser abfallende Kalkfelsen. Bewässert wird Ösel
von
mehreren
Seen und zahlreichen kleinen
Bächen. Das
Klima
[* 4] ist gesund und ungleich milder als auf dem benachbarten
Festland. Man baut alle Kornarten,
Flachs,
Hanf und Wurzelgewächse. Die
Pferde
[* 5] (»Öselsche
Klepper«) sind sehr klein, aber ausdauernd.
Die fast sämtlich protestantischen Einwohner (1881: 53,120
Seelen) gehören mit Ausnahme des
Adels, der
Geistlichkeit und der
Bürger, welche deutscher Abkunft sind, sowie einiger
Schweden
[* 6] und
Russen zur esthnischen
Nation. Auf Ösel
hat
sich hier und da noch die
Nationaltracht der
Esthen rein erhalten. Hauptbeschäftigung der Landbewohner bilden
Ackerbau,
Viehzucht und
[* 7] Fischfang. Die einzige Stadt der
Insel ist
Arensburg (s. d.). Seit 1559 durch
Kauf von dem
Bischof dänische
Provinz, kam Ösel
1721 mit
Livland an Rußland.