Oenothēra,
Pflanzengattung aus der Familie der
Onagraceen (s. d.) mit gegen 100 fast sämtlich in
Amerika
[* 2] einheimischen,
teilweise durch Kultur auch in der
Alten Welt verbreiteten
Arten. Sie haben einfache, abwechselnde
Blätter und meist große
und schön gefärbte, in
Ähren,
Trauben,
Sträuße gestellte
Blumen.
Außer mehrern schönen Zierpflanzen unserer Gärten mit
gelben, rosen- oder purpurroten oder gescheckten
Blumen, deren Mehrzahl im
Freien aushält und durch Samen
[* 3] leicht
vermehrt werden kann, gehört hierher die zweijährige oder gemeine Nachtkerze,
Gartenrapunzel oder
Siebenschläfer (Oenothera
biennis
L., s.
Tafel: Myrtifloren,
[* 1]
Fig. 6), die vielfach als Salatpflanze angebaut wird, indem ihre durch die
Kultur fleischig werdende rübenartige
Wurzel
[* 4] (Rapontika- oder Rapuntikawurzel), gekocht und in Scheiben geschnitten,
einen
wohlschmeckenden
Salat abgiebt.
Diese Pflanze stammt zwar aus Nordamerika, [* 5] wächst aber seit langer Zeit in fast ganz Deutschland [* 6] an sandigen Flußufern, in Sandgruben, Steinbrüchen und auf wüsten steinigen Plätzen wild. Ihre Stengel [* 7] erreichen auf gutem Boden bis 2 m Höhe und sind mit dicht stehenden, lanzettförmigen, gezähnelten Blättern besetzt. Um dieselbe als Salatpflanze zu kultivieren, muß man den Samen breitwürfig oder in Reihen auf Beete mit nahrhaften, jedoch nicht frisch gedüngten Boden säen und die zu dicht stehenden Pflanzen ausziehen.
Mehrere einjährige
Arten, die in den Gärten als Zierpflanzen gezogen werden, sind von einigen Botanikern zu einer besondern
Gattung
Godetia vereint worden und werden auch von den Gärtnern allgemein unter diesem
Namen geführt.
Es sind: Oenothera
rubicunda Steud.
(Godetia rubicunda
Sp.), ein hübscher aufrechter, 50 cm hoher
Busch mit violettrosenroten
Blumen,
deren
Blätter innen mit je einem purpurnen Flecken geziert sind;
von ihr unterscheidet sich var. splendens durch größere purpurkarminrote Flecken und var. Schamini durch milchweiße Blumen mit purpurroten Makeln.
Oenothera
Lindleyana
Dougl.
(Godetia Lindleyana,
Sp.) hat etwas größere, in ährenförmigen
Trauben stehende, blaßpurpurrosenrote, am
Nagel oder
in der Mitte der Kronblätter mit einem breiten karminrosenroten oder purpurnen Flecken gezeichnete
Blumen.
Auch von ihr giebt es mehrere Varietäten, von denen var. Tom Pouce wegen ihres zwerghaften und sehr dichtbuschigen Wuchses sowohl wie wegen ihrer großen Sträuße lilarosenroter, innen atlasweiß reflektierender Blumen ein wertvolles Einfassungsmaterial liefert.
Oenothera
Whitneyi A. Gray endlich, die ausgezeichnetste,
ist nur 30 cm hoch und trägt große, zart rosenrote, auf den verkehrtherzförmigen Kronblättern mit großen, leuchtend
purpurroten Flecken verzierte
Blumen, die den ganzen obern
Teil der
Pflanze bedecken. Die beliebteste ihrer
Formen, var. Lady
Albemarle, bildet einen dichten
Busch mit außerordentlich zahlreichen, leuchtend karminroten
Blumen mit einem
Durchmesser von 8 cm.
Man sät diese einjährigen Arten mit Vorteil Ende September auf ein sorgfältig zubereitetes Beet, pikiert die Pflänzchen und hebt sie im April mit dem Erdballen aus, um sie an Ort und Stelle zu setzen. Man sät sie auch im März in Mistbeetkästen oder auf den Platz, auf welchem sie blühen sollen, möglichst dünn.