Öle
[* 2] (fette Öle
), flüssige
Fette, welche im
Tier- und
Pflanzenreich, besonders in den
Samen
[* 3] und im
Fruchtfleisch, vorkommen
und daraus durch
Pressen, seltener durch
Extrahieren mit Lösungsmitteln, gewonnen werden. Die wichtigsten
der in
Deutschland
[* 4] angebauten Ölfrüchte sind
Raps,
Rübsen,
Leindotter,
Mohn,
Lein,
Hanf. Geringere Bedeutung haben
Sonnenblumen,
Walnuß,
Haselnuß, Bucheckern. Von ausländischen
Pflanzen kommen namentlich in Betracht:
Ölbaum,
Erdnuß,
Sesam,
Mandelbaum,
Baumwollstaude, Rizinus. Der Ölgehalt beträgt annähernd bei
Winterraps | 30-41 Proz |
Sommerraps | 29 |
Winterrübsen | 30-36 |
Sommerrübsen | 29 |
Leindotter | 27-31 |
Sonnenblume | 15 |
Lein | 11-22 |
Mohn | 34-63 |
Oliven | 9-11 |
Hanf | 14-26 |
Walnuß | 40-70 |
Rizinus | 62 |
Haselnuß | 60 |
Bucheckern | 15-28 |
S. Art. »Öle
und
Fette liefernde
Pflanzen und
Tiere«.
Der Gehalt schwankt nach Klima [* 5] und Kulturmethode, die Ausbeute nach der Beschaffenheit der Samen und der Gewinnungsmethode. Stets werden die Samen vor dem Pressen zwischen Walzen zerquetscht und zwischen Steinen gemahlen, um die Zellen, welche das Öl enthalten, zu zerreißen. Manche Samen geben dann beim Pressen das Öl leicht ab, andre, namentlich die eiweißreichen, erst, nachdem das Samenmehl über freiem Feuer oder durch gespannten Dampf [* 6] auf 60-100° erhitzt worden ist.
Durch das Erhitzen gerinnt das Eiweiß, zugleich aber gehen färbende und kratzend schmeckende Samenbestandteile in das Öl über, und das kalte Pressen liefert deshalb zwar weniger, aber reineres Öl (Speiseöl, Jungfernöl) als das heiße Pressen. Magere Samen preßt man meist nur einmal, fette aber zweimal, indem man die zuerst erhaltenen Preßkuchen zwischen Zahnwalzen zerbricht, auf einem Stampfwerk oder Kollergang [* 7] in Mehl [* 8] verwandelt und dies erhitzt. Beim Pressen schlägt man das Samenmehl in starke wollene Tücher oder füllt es in Säcke und umgibt diese noch mit einem Gewebe [* 9] aus Pferdehaar.
Früher wandte man hauptsächlich Keilpressen an, jetzt häufiger hydraulische, deren Preßraum man mit einem doppelwandigen Gehäuse umgibt, in welchem Dampf zirkuliert, um das Preßgut gelind zu erwärmen. In den Preßkuchen bleiben stets noch etwa 6 Proz. Öl zurück; die man nur durch ein Lösungsmittel gewinnen kann. Als solches kommen namentlich Schwefelkohlenstoff und flüchtige Bestandteile des Erdöls in Betracht. Man hat auch zerquetschte Samen ohne vorherige Pressung wie im ersten Fall extrahiert und benutzt hierzu Apparate, deren Teile vollkommen geschlossen sind, so daß Verluste durch Verflüchtigung des Lösungsmittels möglichst vermieden und die Arbeiter durch Dämpfe nicht belästigt werden.
Die Extrahierung geschieht systematisch, das vollkommen entölte Samenmehl wird durch Behandlung mit Wasserdampf von dem Lösungsmittel befreit, aus der erhaltenen Öllösung verjagt man durch Wärme [* 10] das Lösungsmittel, welches in geeigneten Kühlapparaten wieder verdichtet wird. Bei Anwendung von Schwefelkohlenstoff verbraucht man 0,75 Proz. vom gewonnenen Öl. Das Samenmehl ist fettfrei, aber immer noch ein gutes Viehfutter. Die Rentabilität der Extraktionsmethode ist wesentlich davon abhängig, daß man für das Samenmehl ebenso lohnenden Absatz finde wie für die Preßkuchen.
Das extrahierte Öl ist sehr rein, aber nicht als Speiseöl verwendbar, weil es durch Aufnahme eines Bestandteils der Samenschale einen scharfen Geschmack besitzt. Das durch Pressung gewonnene Öl ist durch eiweißartige, schleimige und färbende Stoffe verunreinigt und für manche Zwecke wenig geeignet; bei hinreichend langem Lagern scheidet sich ein Teil dieser Verunreinigungen als Öltrübe (Lagertrub) ab; zu einer vollständigen Reinigung aber muß das Öl raffiniert werden.
Man mischt es zu dem
Zweck bei 20° sehr innig mit 1-1,5 Proz. konzentrierter
Schwefelsäure,
[* 11] welche die
Verunreinigen verkohlt, zieht es nach einiger Zeit vom Bodensatz klar ab, wäscht es wiederholt mit
Wasser, zuletzt unter
Zusatz von wenig
Soda, und filtriert es schließlich durch
Werg,
Baumwolle
[* 12] oder
Sägespäne. Die raffinierten Öle
können vor
dem
Auswaschen durch inniges Mischen mit 0,25 Proz. rotem chromsauren
Kali und etwas
Schwefelsäure, auch durch
Chlorkalk
[* 13] gebleicht werden. Zum
Schmieren bestimmte fette Öle
raffiniert
man vorteilhafter mit
Natronlauge.
Die Öle
bestehen aus viel
Olein, wenig
Stearin und
Palmitin, sie sind bei gewöhnlicher
Temperatur mehr oder weniger dickflüssig,
werden beim Erwärmen dünnflüssig, erstarren aber meist in der
Nähe des
Gefrierpunktes des
Wassers unter Abscheidung
von
Stearin,
Palmitin oder eines andern festen
Fettes. Sie sind unlöslich in
Wasser; manche lösen sich in kaltem
Alkohol, alle
in
Äther. Die
Konsistenz ist sehr verschieden;
bei 15° ist Rizinusöl 203mal, Olivenöl 21,6-, Rapsöl 18-, Mandelöl 16,6-, Mohnöl 13,6-, Walnußöl und Leinöl 9,7mal dickflüssiger als Wasser;
das
spezifische Gewicht der Öle
schwankt
meist zwischen 0,91 und 0,93, es wächst mit dem
Alter des
Öls
[* 14] und weicht je nach der Lokalität, in welcher die
Ölpflanzen
wuchsen, und nach der Art und
Weise der Bereitung ab.
Die fetten Öle
sind nicht flüchtig;
wenig über 250° färben sie sich dunkler und entwickeln erstickend unangenehm riechende Dämpfe, Gase [* 15] und Akrolein, welches die Augen heftig angreift.
Diese
Zersetzung erfolgt unter Aufwallen, welche man gewöhnlich, aber unrichtig, das
Sieden der Öle
nennt. Bei Rotglut
liefern die fetten Öle
ein mit heller
Flamme
[* 16] brennendes
Leuchtgas
[* 17]
(Ölgas).
[* 18] Durch
Licht
[* 19] werden die Öle
gebleicht; an der
Luft
werden manche Öle
dickflüssiger und ranzig (s.
Fette), besonders wenn sie mit Eiweißstoffen und
Wasser
verunreinigt sind.
Andre fette Öle
absorbieren an der
Luft energisch
Sauerstoff und erstarren zu einer firnisartigen
Masse.
Die erstern (nicht trocknende Öle
) erstarren durch
salpetrige Säure, indem das in ihnen enthaltene
Olein in
Elaidin übergeht,
während die trocknenden Öle
mit salpetriger
Säure nicht erstarren. Die wichtigsten der ersten
Klasse
sind: Olivenöl,
Rüböl, Kohlrapsöl, Sommerrübsenöl,
Mandelöl,
Sesamöl, Maisöl,
Behenöl, Buchöl,
Senföl,
Erdnußöl,
Krotonöl;
zu den trocknenden Ölen
gehören:
Leinöl,
Nußöl,
Mohnöl,
Hanföl,
Rizinusöl,
Traubenkernöl, Kürbisöl,
Sonnenblumenöl,
Leindotteröl,
Baumwollsamenöl.
Über die tierischen s. Thran.