Ödenburg
[* 2] (ungar. Soprony), ungar.
Komitat am rechten Donauufer, grenzt im N. und
W. an
Niederösterreich, im
S. an das
Komitat
Eisenburg und im O. an
Raab,
[* 3] den
Neusiedler See und
Wieselburg und umfaßt 3307 qkm (60,1 QM.). Den
westlichen Teil durchziehen die Vorberge der Steirischen.
Alpen
[* 4] und das
Leithagebirge; der südöstliche Teil ist eine sehr
fruchtbare
Ebene. An der Ostgrenze fließen die
Raab,
Rabnitz und Repcze. Ödenburg
hat (1881) 245,787 meist kath.
Einwohner
(Ungarn
[* 5] und Deutsche),
[* 6] erzeugt viel
Getreide
[* 7] (namentlich
Weizen von vorzügliche
Güte),
Kukuruz,
Heidekorn,
Raps,
Hanf,
Kartoffeln,
Zucker- und Futterrüben, guten
Wein
(Ruster und Ödenburger
), ausgezeichnetes
Obst, dessen Kultivierung
rationell betrieben wird,
Kastanien,
Tabak,
[* 8] Geflügel und Vieh. In
Brennberg (bei Ödenburg
) sind 1760 entdeckte reiche Braunkohlenlager,
in
Margarethen (s. d.) vorzügliche Sandsteinbrüche.
Industrie und
Handel sind hervorragend. Sitz des
Komitats, welches von der Südbahn und
Raab-Ödenburg.-Ebenfurther
Bahn durchschnitten
wird, ist die königliche
Freistadt Ödenburg
, 5 km westlich vom
Neusiedler See,
Station der erwähnten beiden
Bahnen. Ödenburg
besteht
aus der ehemals befestigten innern Stadt (mit 2
Thoren), welche die sogen. Grabenrunde (mit vielen Kaufläden,
dem
Korso und der Széchenyipromenade) umgibt, und den äußern Stadtteilen und hat 8 kath.
Kirchen, eine evangel.
Kirche, 4 Klöster und (1881) 22,322 meist deutsche Einwohner, die hauptsächlich den von
altersher berühmten Weinbau betreiben.
Daselbst bestehen
Fabriken für
Zucker,
[* 9] Kanditen,
Spiritus,
[* 10]
Essig,
Seife,
Stärke,
[* 11]
Glocken,
landwirtschaftliche Maschinen, Feuerwehrrequisiten
und
Wagen, eine Gasfabrik, ein Brauhaus und 2 Ringofenziegeleien. Das dortige kandierte und gedörrte
Obst ist berühmt und wird weithin versandt. Ödenburg
, welches auch bedeutenden
Wein- und
Viehhandel betreibt, hat ein kath. Obergymnasium,
eine kath. Lehrerpräparandie, eine
Oberrealschule, ein evang.
Lyceum und
Seminar, eine
Handelsakademie, 2
Waisenhäuser, 2
Spitäler,
ein
Theater,
[* 12] ein prachtvolles Kasinogebäude, 7
Kasernen, darunter die neue große Kavalleriekaserne, 2
Bahnhöfe
[* 13] etc. und ist Sitz einer
Finanz- und einer
Post- und Telegraphendirektion, eines
Gerichtshofs und einer
Filiale der
Österreichisch-Ungarischen
Bank.
Beliebte Ausflugsorte in der schönen Umgebung sind der Neuhofgarten, Wandorf, das Schwefelbad Wolfs am Neusiedler See etc. -
Ödenburg
gilt für das altrömische Scarabantia. Die Stadt wurde vom böhmischen König
Ottokar zerstört,
von
Deutschen aus
Österreich
[* 14] und
Steiermark
[* 15] aber wieder aufgebaut. Als dem ungarischen König
Salomo gegen die
Bulgaren
Beistand
leistete, wurde es zur königlichen
Freistadt erhoben, darauf 1605 von den
Türken belagert, 1619 von
Gabriel
Bethlen erobert
und
¶
mehr
geplündert.
Vgl. Diem, Illustrierter Führer durch Ödenburg
(Ödenb. 1886).