Od,
eine eigentümliche, zwischen Elektrizität, Magnetismus, Wärme und Licht stehende Kraft, welche der Freiherr Karl v. Reichenbach (s. d.) entdeckt haben will. Das Od soll nach ihm eine eigne Gruppe sinnlich wahrnehmbare Vorgänge veranlassen, für die wir bis jetzt weder ein Maß noch ein andres Erkennungsmittel haben als den menschlichen Nerv und auch diesen nur unter den eigentümlichen Umständen der sensitiven Reizbarkeit. Das Od soll von diesen sogen. Sensitiven durch das Allgemeingefühl, durch die Zunge und durch das Auge empfunden werden, und zwar in polarischer Verschiedenheit als angenehm kühle oder widrig warme Empfindung (resp. Geschmack), je nachdem es dem einen oder andern Pol von Magneten, Kristallen, organischen Wesen etc. entströmte.
Alle Ab- und Zuneigungen gegen gewisse Personen, Gegenstände, Farben etc. erklärt Reichenbach durch das Od, das als lodernde Flamme oder Lichterscheinung auftreten soll an den Polen eines Magnets oder Elektromagnets, an den Polen der Kristalle, in dem chemischen Prozeß durch alle seine Stufen, so daß z. B. infolge der Verwesung der Leichname auf den Gottesäckern im Sonnen- und Mondenlicht leuchtende Gestalten auf den frischen Gräbern erscheinen etc. Doch können alle diese Wirkungen nur von »sensitiven« Personen empfunden werden, unter denen sich jedoch namhafte Naturforscher, wie die Botaniker Unger und Endlicher, befanden, wie denn auch Liebig u. Berzelius ursprünglich von dem Vorhandensein der neuen Naturkraft überzeugt waren.
Die meisten Physiker von Fach haben aber einer solchen Naturkraft die Existenz abgesprochen, während einige Physiologen und Ärzte sich durch fortgesetzte Versuche von der Wirklichkeit einiger hierher gehörigen Erscheinungen überzeugt haben wollen.
Vgl. außer den Schriften Reichenbachs (s. d.) Louis Büchner, Das Od (Darmst. 1854);
Th. Fechner, Erinnerungen an die letzten Tage der Odlehre und ihres Urhebers (Leipz. 1876).
Die Parteigänger des tierischen Magnetismus (s. Magnetische Kuren) halten das Od mit demselben für identisch.