Odoāker
(Odovakar), german. Heerführer, der dem weströmischen Reich ein Ende machte, der Sohn des Skirenfürsten Edeko, trat als Söldner in weströmischen Kriegsdienst, ward bald zu einer ehrenvollen Stelle in des Kaisers Leibwache befördert und stellte sich 476 an die Spitze der germanischen Hilfstruppen (Heruler, Skiren, Alanen, Turcilinger, Rugier etc.), welche sich wegen Verweigerung des von ihnen verlangten Grundbesitzes in Italien gegen Orestes empörten. Er belagerte Orestes in Pavia, ließ ihn nach Eroberung der Stadt enthaupten und stürzte dessen Sohn Romulus Augustulus vom weströmischen Kaiserthron.
Von seinem Heer zum König von Italien ausgerufen und als römischer Patricius anerkannt, herrschte Odoaker nun über Italien mit Kraft und Weisheit. Er überwies zwar den Söldnern, die ihn auf den Thron erhoben hatten, ein Drittel des Grundbesitzes in Italien, achtete aber die Gesetze Roms, ehrte den Senat und überließ die Verwaltung, Rechtspflege und Steuererhebung einheimischen Beamten; obwohl Arianer, übte er doch gegen den römischen Klerus Duldung. 481 unternahm er einen Feldzug nach Dalmatien, um die Mörder des Kaisers Nepos zu bestrafen und diese Provinz dem Reich zu sichern, 487 einen gleichfalls glücklichen gegen die Rugier an der Donau. Dagegen zog 489 auf Anstiften des Rugierfürsten Friedrich der Ostgotenkönig Theoderich, vom griechischen Kaiser Zeno zum kaiserlichen Feldherrn ernannt, gegen Odoaker nach Italien. Am Sontius (Isonzo) bei Aquileja, zum zweitenmal bei Verona und zum drittenmal an der Adda (11. Aug. 490) besiegt, mußte sich Odoaker nach Ravenna zurückziehen, von wo aus er drei Jahre lang gegen die Ostgoten kämpfte, welche in der Nähe der Stadt ein festes Lager bezogen hatten. Endlich zwang ihn Hungersnot, die tapfer verteidigte Stadt 27, Febr. 493 vertragsmäßig zu übergeben. Aber bald nach dem Einzug Theoderichs, 5. März 493, ward Odoaker bei einem Gastmahl durch Theoderich selbst niedergestoßen. Sein Sohn und viele seiner Freunde teilten dieses Schicksal.