Titel
Odessa
,
[* 1] Kreisstadt im russ.
Gouvernement
Cherson, wichtigster
Hafen- und Handelsplatz des
Schwarzen
Meers, liegt 40 km
nördlich von der Mündung des Dnjestrlimans und steht durch die
Russische
[* 2] Südwestbahn mit
Jassy,
Lemberg,
[* 3] Brest-Litowsk,
Kiew
[* 4] u.
Charkow in Eisenbahnverbindung. Die Stadt breitet sich an der Südwestseite der
Bai von Odessa
aus, auf einer
nach W. zu unmittelbar in die kahle
Steppe übergehenden Hochfläche, die, mehrfach von tiefen Wasserrinnen (Balki) durchschnitten,
im Bereich der Stadt und südlich von ihr steil zum
Meer abfällt. Odessa
besteht aus der innern Stadt, den
Vorstädten
Peressyp,
Nowaja Slobodka, Moldawanka und den außerhalb des ehemaligen Freihafengebiets gelegenen
Vororten Mühlenviertel
u. Woronzowka. Außerdem umschließt die
Bannmeile der Stadt 13 dorfartige Wohnplätze, welche einen besondern Stadtteil bilden.
Bregthalbahn - Bremen
![Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert] Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0215.jpeg)
* 5
Breite. Odessa
ist sehr regelmäßig angelegt, die meisten
Straßen kreuzen sich rechtwinkelig und sind von großer
Breite
[* 5] und
Länge. Als die schönsten und als
Mittelpunkte des
Verkehrs sind zu nennen: die
De Ribas-, die Katharinen-, die
Griechische,
die
Richelieu-, die
Italienische, die
Chersoner, die Preobraschenskaja-, die Sophienstraße und der Primorski-Boulevard.
Letzterer
ist zugleich die besuchteste
Promenade der Stadt; er führt am obern
Rande der Seeküste entlang, wird
nach der Stadtseite von einer asphaltierten Fahrstraße und stattlichen Bauten begrenzt und bildet bei der prachtvollen Aussicht,
die er gewährt, vom
Frühling bis in den Spätherbst hinein den Hauptvereinigungspunkt der fashionabeln
Welt Odessas.
Inmitten des Boulevards erhebt sich die Bildsäule des Herzogs von Richelieu (errichtet 1827); ihr gegenüber führt eine 200 Stufen zählende, 10 m breite Freitreppe zum Meer hinab. Im Winter tritt der Boulevard seinen Rang an die Straße De Ribas ab, wo sich dann ein förmlicher Korso entwickelt. Als Vergnügungsort ist auch der Gorodskoi Sad (städtischer Garten) [* 6] zu nennen und außerhalb der Stadt die kurzweg »Langeron« genannte Villa des Grafen Grocholski (Bellevue) am Meeresufer, die der reinen Seeluft, der malerischen Lage und der Bäder halber viel besucht wird.
Weiter entfernt liegen am Meeresufer: Groß- und Kleinfontan (bei ersterm
Orte der Odessaer
Leuchtturm mit elektrischem
Lichte);
die deutschen Kolonien Großliebenthal, Lustdorf und Kleinliebenthal (mit Kaltwasserheilanstalt und Seebädern);
endlich der Kujalnikliman (mit warmen und kalten Bädern, Sand- und Schlammbädern).
Die schönsten freien Plätze der Stadt sind: der Soborplatz mit der Bildsäule des Fürsten Woronzow (errichtet 1863), der Katharinenplatz, der Alexanderprospekt, sämtlich mit Anlagen und Springbrunnen geschmückt, sowie der Theaterplatz. Ferner sind noch die Strogonow-
Odessa (Kirchen etc.,

* 8
Seite 12.326.
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 7] von Odessa]
¶
mehr
und die Sabanskibrücke bemerkenswert, von welchen erstere über eine der erwähnten Wasserrinnen führt. Seit 1873 wird
Odessa
durch großartige, von einer Londoner Aktiengesellschaft erbaute Wasserwerke am Ufer des Dnjestr bei Majaki (40 km westlich)
mit gutem und reichlichem Wasser versorgt.
Odessa
zählt 28 orthodoxe Kirchen, außerdem eine katholische, eine evangelische, eine reformierte, eine
englisch-presbyterianische und eine armenische Kirche, ein Bethaus der Raskolniken, 2 Klöster, 2 israelitische Hauptsynagogen
nebst vielen Betsälen und eine karaitische Synagoge. Sehenswert sind: der 5000 Menschen fassende Sobor (Kathedrale), 1802 gegründet, 1849 in
jetziger Gestalt vollendet, mit schöner Kuppel und einer 364 metr. Ztr. schweren Glocke sowie dem Grabmal
des Fürsten Woronzow; die Troizkikirche mit dem Grabstein des 1826 von den Türken ermordeten Patriarchen von Konstantinopel,
[* 9] Gregor V., und die im Innern mit großer Pracht ausgestattete katholische Kirche mit dem Grab des Grafen Langeron.
Unter den öffentlichen Gebäuden sind hervorzuheben: die Börse mit schönem Saal und Säulenfassade, 1834 vollendet;
Labitzky - Laboratoriu

* 10
Laboratorium.die Universität mit Bibliothek, astronomischen Kabinett, chemischem Laboratorium, [* 10] mineralogischer Sammlung, physikalisch-meteorologischem Kabinett, botanischer Sammlung (17,000 Nummern), zoologischem, technologischem und agronomischem Kabinett sowie einer Münzsammlung (2000 Nummern);
das an Stelle des 1873 abgebrannten errichtete neue Stadttheater;
das sogen. Palais Royal mit hübschen Anlagen und Springbrunnen;
das historische und Altertumsmuseum mit zahlreichen Statuen, Geräten, Waffen [* 11] und andern Antiquitäten, namentlich aus den hellenischen, genuesisch-venezianischen und mongolisch-tatarischen Epochen der südrussischen Küste;
das Gebäude des Instituts der adligen Fräulein und die Sabanskikaserne.
Die Bevölkerung [* 12] betrug 1887: 251,400 Einw., so daß der Seelenzahl nach die vierte Stadt des Reichs bildet. Außer Russen finden sich unter der Bevölkerung Deutsche, [* 13] Franzosen, Italiener, Engländer, Griechen, Arnauten, Rumänier, Ruthenen, Serben, Bulgaren, Polen, Tschechen, Armenier, Tataren, Juden und Karäer.
Stärke (natürliches Vo

* 14
Stärke. Die industrielle Thätigkeit Odessas
hat sich erst in neuester Zeit gehoben und unterliegt jeweilig bedeutenden Schwankungen.
Nach dem Bericht des Odessaer
Komitees für Handel und Gewerbe belief sich der gesamte Produktionswert derselben
im J. 1883 auf 25,8 Mill., im J. 1884 auf 27,3 Mill., im J. 1885 dagegen
nur auf 22,9 Mill. Rubel. Die hauptsächlichsten Industriezweige sind: Getreidemüllerei (1885) in 15 Dampfmühlen
4,4 Mill. Rub., Zuckerraffinerie (eine im J. 1879 eröffnete Fabrik, die zu
den größten im ganzen Reiche
gehört) 7 Mill., Ölschlägerei (5 Fabriken) 1,4 Mill. Rub. Außerdem werden fabriziert: Leder, Bier, Zuckerwaren, Schreibpapier,
Oleo-Margarin, Essig, Stärke,
[* 14] Maccaroni und Nudeln, Hüte, Korke, Chemikalien, Seifen und Lichte, Tabak
[* 15] u. a. m. Der Handel Odessas
,
meistens in griechischen, jüdischen und deutschen Händen, hat sich namentlich in den letzten drei Jahrzehnten stark entwickelt.
Der Wert des gesamten Außenhandels bezifferte sich 1886 in der Ausfuhr auf 88,169,000, in der Einfuhr auf
66,107,000 Rub. Von Jahr zu Jahr wächst die Bedeutung Odessas.
Der Wert seiner Ausfuhr betrug in Prozenten der ganzen russischen
Ausfuhr über die europäische Grenze 1880: 8,9, 1881: 9,4, 1882: 10,5,
1883: 14,1, 1884: 16,4, 1885: 20, 1886: 20,1
und ebenso günstig gestaltete sich seine Einfuhr. Der Wert derselben betrug vom Werte der ganzen russischen Einfuhr über
die europäische Grenze 1880: 8,3 Proz., 1881: 10,4,
1882: 10,4, 1883: 8,5, 1884: 9,5, 1885:
12,6, 1886: 17,2 Proz. Unter den Gegenständen
der Ausfuhr spielt die größte Rolle Getreide.
[* 16] Von diesem sowie an Mehl,
[* 17] Grütze und Erbsen wurden ausgeführt
1886: 1,020,000 Ton., 1885: 1,239,000 T. (à 1000 kg) und zwar im einzelnen:
1886 | 1885 | |
---|---|---|
Weizen | 345![]() |
741![]() |
Roggen | 150![]() |
127![]() |
Gerste | 204![]() |
168![]() |
Hafer | 21![]() |
45![]() |
Mais | 243![]() |
89![]() |
Erbsen | 2719 T. | 5323 T. |
Grütze | 540 - | 295 - |
Mehl | 34![]() |
48![]() |
Übriges Getreide | 16![]() |
10![]() |
Obwohl die Getreideausfuhr aus Rußland überhaupt und auch die aus Odessa
im J. 1886 nachgelassen hat, so besitzt Odessa
doch
eine gewisse Suprematie unter allen Ausfuhrhäfen, weil es die Nähe der Getreide produzierenden Gouvernements
Bessarabien, Cherson, Taurien, Poltawa, Kiew und Charkow, die Billigkeit der Seefracht und die Großartigkeit der Einrichtungen
für sich hat. Neben Getreide kommen Ölsaaten, Leinsaat, Hanfsaat, Zucker
[* 18] (1885: 1 Mill. metr. Ztr.), Spiritus,
[* 19] Tabak, Wolle,
Petroleum, Rohseide, Schlachtvieh, Knochen
[* 20] und Knochenmehl als Ausfuhrartikel vorzugsweise in Betracht.
Unter den Einfuhrgegenständen ziehen besonders die Aufmerksamkeit auf sich Steinkohlen, Reis, Kaffee, Früchte und Beeren, Nüsse,
Fische,
[* 21] Tabak, Thee, Baumwolle,
[* 22] Zement, Eisen,
[* 23] Blei,
[* 24] Olivenöl, Kokos- und Palmöl. Aus Deutschland
[* 25] werden insbesondere Chemikalien,
Odessa (Schiffsverkehr

* 26
Seite 12.327.
[* 8]
^[Abb.: Situationsplan von Odessa.]
¶
mehr
Manufakturwaren (Konfektionsartikel), optische Instrumente, Uhren
[* 27] und Nähmaschinen
[* 28] eingeführt. Der Hafen Odessas
besteht aus
einer Reede und zwei Häfen, dem sogen. Praktitscheski für die Küstenschiffahrt und dem Quarantänehafen
für den auswärtigen Verkehr. Die Reede mit einem Flächenraum von 2124 Hektar, auf welchem ca. 1000 Schiffe
[* 29] sich frei bewegen
können, gehört zu den offenen und gefährlichen. Bei südwestlichen und nordwestlichen Winden
[* 30] entsteht
starker Wellenschlag, und die Schiffe laufen Gefahr, an das Ufer geworfen zu werden.
Der Praktitscheskihafen hat drei Molen: die Kriegs- (Wojennoy-) Mole [* 31] (399 m lang), die Androssow-Mole (441 m lang) und die Potapow-Mole (277 m lang). Zwischen der Wojennoy- und der Potapow-Mole befinden sich die Thore zum Eingang in den Hafen, im ganzen nur 67 m breit, was bei Wind und Wellenschlag für Segler den Eingang unmöglich und für Dampfer gefährlich macht. Die Hafenfläche umfaßt 32 Hektar, die Tiefe ist bei der Einfahrt 3⅓ m. Für den lebhaften Verkehr reichen die Molen nicht aus.
Winde (Maschine)

* 32
Winde.Der Quarantänehafen ist größer und tiefer als der Praktitscheski; seine Fläche umfaßt 42 Hektar. Die größte Tiefe ist 6,4 m. Er hat zwei Molen, die Karontinny-Mole, welche den Hafen gegen den gefährlichsten aller hier wehenden Winde, [* 32] den Südost, abschließt, und die Platonow-Mole. Die letztere dient nur zur Beladung der Lichterschiffe, welche die Waren nach den auf der Reede befindlichen Schiffen bringen. Der Eingang in den Hafen, an sich genügend breit, verengert sich durch zwei Sandbänke am Ende der Karontinny-Mole.
Auch hier ist der Stand der Fahrzeuge durchaus nicht ruhig und gefahrlos. Beide Häfen, besonders der Quarantänehafen,
sind beständiger Versandung ausgesetzt. Mit Eis
[* 33] sind die Reede und der Quarantänehafen selten bedeckt, und dasselbe ist gewöhnlich
so dünn, daß der Verkehr nicht gehemmt wird. Mit dem Bahnhof der Odessaer
Eisenbahn steht der Hafen durch eine Zweigbahn in
Verbindung; daneben ermöglicht ein Viadukt in Holzkonstruktion, der die Kais entlang bis zum weit hinausragenden
Ende des äußern Hafendamms führt, die Verladung unmittelbar vom Waggon in das Schiff.
[* 34]
Die Schiffahrtsbewegung von und nach dem Ausland ergab 1886: 1126 Schiffe mit 1,137,998 Ton. im Eingang und 1132 Schiffe mit 1,158,002 T. im Ausgang. Unter den erstern waren 379 mit 403,890 T. in Ballast, unter den letztern waren 156 mit 113,134 T. unbeladen. Von den ausgelaufenen Schiffen mit Ladung segelten 203 Schiffe mit 212,422 T. unter russischer Flagge. Die Küstenschiffahrt wies 1886: 3517 Fahrzeuge mit 628,638 T. im Eingang (darunter 248 mit 94,200 T. unbeladen) und 3474 mit 620,388 T. im Ausgang (darunter 1535 mit 196,498 T. unbeladen) auf.
Länder des Mittelmeers

* 35
Mittelmeers.Die Reederei Odessas ist fast allein in den Händen der Russischen Gesellschaft für Dampfschiffahrt und Handel. Sie besitzt eine Flotte von 21 überseeischen Dampfern sowie 70 Dampfern und 76 Seglern für den Verkehr auf dem Schwarzen und Asowschen Meer sowie auf den Flüssen Djnestr, Dnjepr und Bug und unterhalt regelmäßige Dampferkurse nach Cherson, Nikolajew, allen Häfen des Schwarzen und Asowschen Meers, Konstantinopel, den Häfen des Mittelmeers [* 35] sowie nach London; [* 36] auch sendet sie seit Eröffnung des Suezkanals Dampfer nach den chinesischen und indischen Häfen.
Durch nichtrussische Dampfer bestehen regelmäßige Verbindungen mit Triest, [* 37] Marseille, [* 38] Amsterdam, [* 39] Antwerpen, [* 40] Hull, [* 41] Hamburg [* 42] u. a. O. Dem Handel Odessas dienende Anstalten und Vereine sind ferner: die Börse, die Filiale der Staatsbank, die Odessaer Kommerzbank (Aktienkapital 5 Mill.), die Chersoner Bodenkreditbank, die Bessarabisch-Taurische Bodenkreditgesellschaft, die Gesellschaft für gegenseitigem Kredit, die Städtische Kreditgenossenschaft, viele bedeutende Bank- und Wechselfirmen, Transport- und Versicherungskontore und Agenturen auswärtige Schifffahrtskompanien.
Für die Pflege des wissenschaftlichen Lebens sowie für Erziehung und Unterricht sorgen zahlreiche Anstalten, vor allen das frühere Lyceum Richelieu (gegründet 1817), seit 1864 kaiserliche neurussische Universität (mit drei Fakultäten: der historisch-philologischen, der physikalisch-mathematischen und der juristischen; die Gründung einer medizinischen steht in Aussicht; Zahl der Zuhörer 1886: 588). Ferner bestehen an öffentlichen Schulen: ein geistliches Seminar, 4 Gymnasien (darunter eins für Mädchen), 2 Progymnasien, eine Realschule, eine Kreisschule, 24 Volksschulen, die jüdische Kreisschule;
dann an Privatanstalten: 2 Gymnasien, 4 Realschulen, 9 Pensionate für das weibliche Geschlecht, 22 jüdische Schulen, eine Talmud-Thora und 43 Cheders (jüdische Religionsschulen);
außerdem 13 Pfarrschulen der verschiedenen nichtorthodoxen Bekenntnisse und eine griechische Unterrichtsanstalt.
Thb. - Theater

* 43
Theater.Von Fachschulen sind zu erwähnen: die Junker- (Unteroffizier-) Schule, die Kommerzschule (seit 1862), die Zeichen- und die Musikschule der Gesellschaft der schönen Künste, die Musikschule der Gesellschaft der Musikfreunde und die Handwerkerschule der jüdischen Gesellschaft »Trud«. Odessa besitzt mehrere Theater: [* 43] das Stadttheater, das Russki (für russische Oper und Schauspiel), das Zirkustheater Suhr (auch Eremitage genannt, für russische und italienische Oper) und das Marientheater (für französische Operette).
Unter den wissenschaftlichen und gemeinnützigen Vereinen sind zu erwähnen: die Gesellschaft für Geschichte und Altertümer (1839 gegründet);
die Ökonomische Gesellschaft für Südrußland (gegründet 1828);
der Landwirtschaftliche Verein, der Verein der Naturforscher (seit 1869);
die Gesellschaft der Odessaer Ärzte (gegründet 1850);
der Ingenieur- und Architektenverein und die Gesellschaft der schönen Künste.
Die Mittelpunkt des deutschen Vereinslebens sind die Harmonia (gegründet 1859) und der Deutsche Handwerkerverein. Von den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten sind zu nennen: das Stadtkrankenhaus mit 1200 Betten;
das jüdische Krankenhaus [* 44] (seit 1829);
die Heilanstalt für Arme (gegründet 1853);
die Wohlthätige Gesellschaft der Odessaer Damen (gegründet 1829) mit einem Waisenhospiz, einem Versorgungshaus für weibliche Gebrechliche, einem Armenschutzkomitee;
die Slawische Wohlthätige Gesellschaft zu St. Cyrill und Methodius (seit 1870);
ferner ein Gebärhaus, ein Taubstummeninstitut (1843 gegründet), das Haus der Barmherzige Schwestern mit einem Frauenspital und mehreren Nachtherbergen, Waisen- und Findelhäuser.
Das litterarische und artistische Treiben Odessas wird durch 10 Buchhandlungen (darunter 2 deutsche und eine französische), zahlreiche Buch- und Steindruckereien unterstützt. Die öffentliche Bibliothek (gegründet 1829) enthält 30,000 Bände (darunter seltene Werke und Handschriften, z. B. der älteste russische Typendruckversuch, ein Neues Testament in Folio, 1581 in der bekannten Offizin des Fürsten Konstantin Ostroshski zu Ostrog gedruckt). Zeitungen erscheinen 5 russische, eine deutsche und eine französische. Odessa ist Sitz des Erzbischofs von Cherson und Odessa, eines Militärbezirks, des ¶
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Odessa.
Öhlschläger - Ohrenpfl

* 45
Seite 18.675.[* 1] Die Bevölkerung ist neuerdings auf 270,643 Seelen gestiegen. Der Wert der Ausfuhr zur See ¶
mehr
betrug 1888: 162 Mill. und 1889 trotz der schlechten Ernte [* 46] 159½ Mill. Rubel. An Getreide wurde 1889 ausgeführt: 12,5 Mill. hl Weizen, 3,6 Mill. hl Roggen, 2,9 Mill. hl Gerste, [* 47] 2,6 Mill. hl Mais;
an Zucker 45,800 Doppelzentner im Wert von 11½ Mill. Rub. Die Ausfuhr von Nahrungsmitteln wertete überhaupt 127 Mill. Rub. An Wolle wurden 67,000 Doppelzentner im Wert von 7⅕ Mill. Rub. ausgeführt. Der Wert der Einfuhr betrug 1889: 31 Mill. Rub. Es liefen in ausländischer Schiffahrt 1257 Schiffe (darunter 1162 Dampfer) von 1,401,065 Ton. ein, 1287 Schiffe (darunter 1204 Dampfer) von 1,458,005 T. aus.