Ochino
(spr. ockino), Bernardino, ital. Reformator, geb. 1487 zu Siena, trat in den Franziskanerorden und ging 1524 in den neugegründeten strengern Kapuzinerorden über, dessen General er 1538 wurde. Sein sittenreines Leben, seine begeisterten Predigten erwarben ihm den Ruf eines Heiligen. Durch den Spanier Juan Valdès, der mit Karl V. in Deutschland [* 2] gewesen, lernte er die Lehren [* 3] der deutschen Reformation kennen und bekannte sich zuerst 1542 in Venedig [* 4] offen zu denselben; vom Papst nach Rom [* 5] geladen, flüchtete er nach Genf, [* 6] von da 1545 nach Basel [* 7] und Augsburg, [* 8] endlich 1547 über Straßburg [* 9] nach London, [* 10] wo er, wie in seinem bisherigen Aufenthaltsort, Prediger der italienischen evangelischen Gemeinde war. 1553 nach der Schweiz [* 11] zurückgekehrt, erregte er hier durch seine dogmatische Selbständigkeit den Argwohn der strengen Calvinisten und wurde verbannt. Ohne festen Wohnsitz umherirrend, starb er 1564 zu Schladow in Mähren [* 12] an der Pest.