[* 2] (Bei- oder
Nebentöne,
Partialtöne, franz.
Sons harmoniques), die
Töne, welche in ihrer Gesamtheit den musikalischen
Klang ausmachen, also s. v. w.
Aliquottöne (s. d.). Die
Thatsache, daß die
Klänge unsrer
Musikinstrumente nicht einfache
Töne,
sondern aus einer nach der
Höhe zu sich ins Unhörbare verlierenden
Reihe von Einzeltönen zusammengesetzt
sind, wurde zuerst nachgewiesen von Mersenne, erklärt von Saveur (1701), der auch schon ihre Bedeutung für die
Erkenntnis
der Prinzipien der
Harmonik betonte;
Rameau (1722) baute darauf sein musikalische
System. Die
Reihe der Obertöne ist dieselbe Tonreihe,
welche auf dem
Horn, der
Trompete etc. durchÜberblasen hervorgebracht wird, weshalb die Obertöne auch
Naturtöne
genannt werden und die
Reihe derselben Naturskala. Weiteres s.
Klang.
[* 2] Beitöne, Teiltöne, Partialtöne, Aliquottöne, Nebentöne, Bezeichnung der Töne, die dadurch entstehen, daß
Schwingungen nicht in der einfachsten Form geschehen. Eine
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Saite kann z. B. als Ganzes mit der Schwingungszahl n, aber auch in 2, 3, 4, 5 Teile abgeteilt mit den Schwingungszahlen 2 n, 3 n, 4 n, 5 n
schwingen. Meist werden alle diese Schwingungsweisen in größerer oder geringerer Stärke
[* 5] zugleich auftreten. Dann hört
man aber neben dem Grundton n auch alle diese Töne. Folgen sich zwei Klänge von einfachem Schwingungszahlenverhältnis,
z.B. 4 n zu 5 n, melodisch, so wiederholt der eine einen Teil der Obertöne des andern. Beide haben z. B. 20 n gemeinschaftlich.
Auf diesem gemeinsamen Gehalt der Klänge an Obertöne beruht das Gefühl ihrer Verwandtschaft, das zur Bildung
von Tonleitern führt.
Obschon nun jedes Ohr
[* 6] einen Klang wirklich in die ihn konstituierenden Töne zerlegt, so haben doch die wenigsten Menschen ein
Bewußtsein davon, und nur besonders feinhörige Musiker vermögen bei Aufmerksamkeit nach längerer Übung aus einem Klange neben
dem Grundton die begleitenden Obertöne herauszuhören. Man ist aber im stande, durch geeignete,
von Helmholtz (1859) erfundene Vorrichtungen, Resonatoren, diese Obertöne auch jedem ungeübten Ohr wahrnehmbar zu machen. Ein solcher
Resonator (s. beistehende
[* 2]
Figur) ^[Abbildung] besteht aus einer Hohlkugel aus
Metall, deren eine Öffnung t der Tonquelle zugewandt und deren andere o in das Ohr gesteckt wird.
Für jede Tonhöhe hat die Kugel eine andere Größe. Die Obertöne können übrigens, je nachdem der tönende
Körper mehr oder weniger regelmäßig gestaltet und gleichmäßig in seinen Elasticitätsverhältnissen ist, entweder harmonisch
oder unharmonisch sein. Harmonisch sind sie, wenn ihre Schwingungsverhältnisse, wie bei allen musikalisch verwendbaren Tonwerkzeugen,
einfache Intervalle mit dem Grundton bilden, unharmonisch, wenn dies nicht der Fall ist. Man nennt dann
eine solche Tonmasse nicht mehr Klang, sondern Geräusch, Klirren, Klappern, Brummen, Sausen u. s. w. Die Verschiedenheit in der
Anzahl und Stärke der sich bildenden harmonischen und etwaigen unharmonischen Obertöne ist der Grund für die Verschiedenheit in der
Klangfarbe (s. d.) der verschiedenen musikalischen Instrumente. Die Theorie der Obertöne ist von größter Wichtigkeit
sowohl für die Harmonielehre als für die Akustik. Untersuchungen darüber verdankt man Jean Philippe Rameau (1726), Seebeck
(1844) u. m. a. G. S. Ohm erklärte (1843) die wirkliche Existenz der Obertöne, auf welcher BasisHelmholtz seine Theorie des Klangs
(1859-63) baute.