Oberingelheim
,
s. Ingelheim.
Oberingelheim
3 Wörter, 29 Zeichen
Oberingelheim,
s. Ingelheim.
(Ober- und Nieder-I.), zwei Marktflecken in der hess. Provinz Rheinhessen, Kreis [* 3] Bingen, [* 4] nahe bei einander, unfern des Rheins und an der Linie Mainz-Bingen der Hessischen Ludwigsbahn. Ober-I., an der Selz, mit Mauern umgeben, ehemals Reichsstadt, hat ein Amtsgericht, eine romanische evang. Kirche mit vielen Denkmälern, eine kath. Kirche, ¶
Synagoge, eine Papierfabrik, vorzüglichen Weinbau (Rotwein), Reste einer alten Burg und (1885) 3162 meist evang. Einwohner. - Nieder-I., das Ruinen eines alten Palastes, ebenfalls Weinbau sowie Papierstoff-, Zement-, Schwärze- und Chemikalienfabrikation und (1885) 2756 meist evang. Einwohner hat, ist der Sage nach Geburtsort Kaiser Karls d. Gr., der hier 768-774 eine durch seltene Pracht ausgezeichnete Pfalz erbaute. Das Gebäude war mit 100 Marmorsäulen, Skulpturen und Mosaikzieraten aus Italien, [* 6] meist Geschenken des Papstes Hadrian I., geschmückt und wiederholt der Schauplatz glänzender und wichtiger Reichsversammlungen.
Friedrich I. ließ den Palast wiederherstellen; Karl IV. bewohnte ihn zuletzt und verpfändete ihn dann an Kurpfalz. Im Krieg des Pfalzgrafen Friedrich des Siegreichen gegen den Erzbischof Adolf von Mainz [* 7] (1462) ward das Gebäude von den Mainzern in Brand gesteckt. Die Stätte des ehemaligen Palastes heißt bei den Einwohnern noch heute der »Saal«. Von den Säulen [* 8] sind einzelne nach Paris [* 9] gekommen; eine derselben befindet sich im Museum zu Wiesbaden, [* 10] eine andre am Brunnen [* 11] auf dem Schillerplatz zu Mainz.