![vergrössern: Amtsbezirk Oberhasle. ^[Karte: 5° 50’ O; 46° 35’ N; 1:300000]. vergrössern: Amtsbezirk Oberhasle. ^[Karte: 5° 50’ O; 46° 35’ N; 1:300000].](/meyers/teile/43/43_0638-1.jpg)
Oberhasle.
Amtsbezirk des Kantons Bern;
ist mit 59150 ha Fläche das zweitgrösste (nach Interlaken)
und mit 7008 Ew.
oder 12,1 Ew. auf einen km2 zugleich das am wenigsten dicht bevölkerte Amt des Kantons. Hauptort und Amtssitz ist
Meiringen.
Grenzt im S. und SO. an den Kanton Wallis,
im O. an den Kanton Uri,
im N. an
Ob- und Nidwalden
und im W. an den
Amtsbezirk Interlaken. Umfasst 6 politische
Gemeinden:
Gadmen,
Guttannen,
Hasleberg,
Innertkirchen,
Meiringen und
Schattenhalb. 4 reform. Kirchgemeinden:
Gadmen,
Guttannen,
Innertkirchen und
Meiringen. Die Katholiken sind nach Interlaken
eingepfarrt. 1104
Häuser, 1556 Haushaltungen, 7008 Ew., wovon 101 Katholiken.
Oberhasle
liegt sozusagen ganz im Hochalpengebiet und umfasst das Thal der
Aare von seinem
Ursprung bis
in die unmittelbare Nähe des
Brienzersees und eine Reihe von Seitenthälern, wie
Gadmen-,
Engstlen-, Urbach-, Rosenlauithal.
Der tiefste Punkt bei der Aarebrücke von
Wiler liegt in 576 m, der höchste ist der Gipfel des
Finsteraarhorns mit 4275 m.
Das Hauptthal ist vom
Brienzersee bis
Meiringen ein Längsthal, von da an bis zur
Grimsel ein Querthal.
Es ist zwischen der Damma- und der
Finsteraarhorngruppe in die N.-Flanke des Aarmassives eingeschnitten und geht
vom Protogin
der
Grimsel an durch Gneis und kristalline Schiefer, um bei
Innertkirchen in die Sedimente einzutreten. 36160 ha
des
Bodens sind unproduktiv. Insbesondere weist Oberhasle
von allen oberländischen Amtsbezirken die stärkste Vergletscherung
auf und zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Schneegrenze ausserordentlich tief hinunter steigt. Trotzdem ist das Klima
in den Thalschaften eher milde zu nennen und zwar hauptsächlich infolge des ungemein stark und häufig
auftretenden Föhns, der in kurzer Zeit auch die mächtigsten Schneedecken wegschmilzt und einen auffallend frühen Eintritt
des Frühlings zu bewirken vermag, sodass die Gärten oft schon Ende Februar angesät werden können. Die Ertragsfähigkeit
des
Bodens hat seit der durch die Aarekorrektion bewirkten Entsumpfung der
Ebene unterhalb
Meiringen bedeutend zugenommen. Die
tiefern Gegenden haben beträchtlichen Obstwuchs;
Nussbäume finden sich bis in das
Gadmenthal hinein, und an Spalieren kommen
sogar noch Pfirsiche und
Trauben zur Reife. Zu beiden
Seiten des untern Hauptthales liegen die schönsten
Wiesen und steht auch
noch viel
Wald. Der produktive Teil des Areales verteilt sich auf
ha | |
---|---|
Aecker und Gärten | 397 |
Wiesen und Hofstatten | 2970 |
Berg- und Alpweiden | 15![]() |
Wald | 4159 |
Total ha | 22![]() |
Die 397 ha Acker- und Gartenland verteilen sich auf
ha | |
---|---|
Getreide | 25 |
Hackfrüchte | 346 |
Kunstfutter | 9 |
Uebrige Kulturen | 17 |
Auf einer Fläche von 2387 ha stehen im Ganzen 20309 Obstbäume, d. h. 8,5 Bäume auf einer ha Obstbaumareal. Man zählt 6638 Apfel-, 3158 Birn-, 4731 Kirsch-, 2419 Zwetschgen- und Pflaumen-, 3079 Nuss- und 284 Zwergobstbäume und Spaliere.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 4943 | 4983 | 5307 |
Pferde | 141 | 164 | 197 |
Schweine | 2229 | 2172 | 2209 |
Schafe | 4236 | 2618 | 1909 |
Ziegen | 6434 | 4731 | 4042 |
Bienenstöcke | 306 | 449 | 384 |
Oberhasli - Oberhofen

* 2
Seite 43.639.In Industrie und Gewerbe sind 25,7% der Erwerbenden tätig. Die Textilindustrie beschäftigt 274, die Holzschnitzerei 232 und die hier besonders wichtige Fremdenindustrie rund 400-500 Personen. Die Zahl der Passanten ¶
mehr
hat namentlich seit der Eröffnung der Brünigbahn bedeutend zugenommen. In fast allen grösseren Ortschaften finden sich Gasthöfe und Pensionen, die zusammen über etwa 1400 Fremdenbetten verfügen. Die hauptsächlichsten Stationen des Fremdenverkehrs sind der Brünig, Meiringen, Hasleberg, Rosenlaui, Innertkirchen, Gadmen, Stein, Engstlenalp, Guttannen, Handegg, Grimsel. Im Sommer bringt Lohnkutscherei und das Führen von Fremden und Touristen vielen Verdienst. In früheren Jahrhunderten war auch die Gewinnung und Bearbeitung von Erzen von ziemlicher Bedeutung, bis der Betrieb dieser Bergwerke mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts eingestellt wurde. Es bestehen aber Aussichten, dass dieser Industriezweig wieder aufgenommen wird.
Für den gesamten Verkehr ist von grosser Bedeutung die Brünigbahn (Luzern-Brünig-Meiringen-Brienz),
deren Fortsetzung über die Grimsel nach Gletsch einerseits und längs dem N.-Ufer des Brienzersees nach Interlaken
andererseits geplant
wird. Wichtig ist natürlich auch die neue Grimselstrasse, die im August 1891 im Bau begonnen und im Herbst 1891 fertiggestellt
wurde und Meiringen mit Gletsch (Furkastrasse) verbindet. Die Anlage einer das Oberhasle
direkt mit der
Gotthardbahn verbindenden Fahrstrasse über den Sustenpass ist vom bernischen Grossen Rat bewilligt worden. In neuerer Zeit
hat man auch vieles getan, um den Zugang zu den hervorragendsten Naturschönheiten zu erleichtern. Zu erwähnen sind in dieser
Hinsicht namentlich die Erstellung einer Drahtseilbahn nach dem Reichenbachfall, sowie die kühnen Weganlagen
durch die Schluchten der Aare und des Alpbaches.
Von den das Oberhasle
mit den benachbarten Thalschaften verbindenden Pässen sind ausser der Grimsel, dem Susten und dem Brünig
noch der Jochpass (nach Engelberg) und die Grosse Scheidegg (nach Grindelwald) zu nennen. Oberhasle
ist ein hochalpines
Exkursionszentrum allerersten Ranges, namentlich für den Besuch der Gruppen des Finsteraar- und Wetterhorns, der Dammagruppe
und des Gebietes des Titlis. Als Standquartiere zu Hochgebirgstouren eignen sich neben den Gasthäusern Engstlenalp, Stein,
Grimsel
und Rosenlaui die Klubhütten des S. A. C. am Triftgletscher, hinten im Urbachthal (Gauli- und Dossenhütte), am Unteraargletscher
(Pavillon Dollfus) und auf dem Oberaarjoch.
Sehr abwechslungsreich ist das Landschaftsbild von Oberhasle.
Der untere Abschnitt mit seinem flachen Thalboden bietet ungeachtet
einer gewissen Einförmigkeit doch einen lehrreichen Blick auf die durch ihren geologischen Aufbau interessanten beidseitigen
Thalgehänge und wird durch die über die südl. Thalwand herabflatternden Wasserfälle des Oltschi- und
Wandelbaches wirkungsvoll belebt. Die Fahrt von und nach dem Brünig ist durch die Aussicht auf das Hochgebirge und das Becken
des Brienzersees mit Recht berühmt, während Meiringen von den prächtigsten Kaskaden und dunkeln Schluchtpforten umgeben
ist.
Von grösster Schönheit ist ferner die schon durch ihren idyllischen Vordergrund einzigartige Aussicht von den verschiedenen Terrassen des Hasleberges auf die Wetterhorngruppe, die auch von Rosenlaui und der etwas entfernteren Engstlenalp aus ein prachtvolles Schaustück bildet. Ein ganz besonderes Gepräge weist durch die wild und schroff sich auftürmende Kalkmauer der Gadmerflühe das Gadmenthal auf, während uns Trift-, Urbach-, Oberaar- und Unteraarthal in Eislandschaften hineinführen, wie sie typischer nicht gedacht werden können.
Die von Agassiz, Desor, Dollfus-Ausset u. A. auf dem Unteraargletscher und seiner Umgebung seinerzeit unternommenen Forschungen
und Beobachtungen sind für die Gletscherkunde epochemachend gewesen. An historischen Denkmälern ist das Oberhasle
nicht
gerade reich. Immerhin verdienen Beachtung die alte Thalkirche von Meiringen mit ihrem isoliert stehenden
Turm und die in ihrer Nähe stehende Burgruine Resti. Die malerischen alten Oberhasle
rhäuser finden sich weniger in dem heute
fast ganz modernen Meiringen, als vielmehr in den abseits gelegenen Weilern und Dörfern des Amtsbezirkes. Ueber Bevölkerung
und Geschichte des Oberhasle
S. die Art. Hasle und Oberland (Berner).