Die Halbinsel ist durchaus Gebirgsland, in welchem Ebenen nur in geringer
Ausdehnung
[* 2] als Thalbecken, ringsumwallte (daher meist sumpfige) Hochebenen und kleine Deltaebenen auftreten. Die
Gebirge gehören
dem großen Dinarischen Gebirgssystem an, welches den westl.
Teil der
Balkanhalbinsel
[* 3] erfüllt. Die Gesteine,
[* 4] welche sie zusammensetzen,
sind fast ausschließlich, wie in dem ganzen westl.
Teil der
Balkanhalbinsel,
Thonschiefer und Kalke der
Kreide- und Eocänformation; nur im O. (in Ostthessalien, Südeuböa,
Attika, Lakonien,
Cykladen) treten krystallinische Gesteine
(Glimmerschiefer und Marmor) auf.
Die weite
Verbreitung des Kaltsteins trägt wesentlich zum Charakter der griech.
Gebirge bei; er bedingt ihre schroffen Formen,
ihre Wasserarmut, ihre Karsterscheinungen (z. B. die unterirdischen Abflußsysteme),
ihre
Kahlheit und Vegetationslosigkeit. Die Gesteine sind zu
Gebirgen aufgefaltet, welche überwiegend ein
Streichen von NNW.
nach SSO. besitzen; nur in dem östl.
Teile dreht sich ihr
Streichen nach Oberflächengestaltung um und bewirkt so, indem die Gebirgszüge quer
gegen die Ostküste auslaufen, die ungemein reiche
Gliederung dieser letztern im Gegensatz zu der einfacher
gestalteten Westküste. Um diese
Gebirge sind dann lockere Schichten der jüngern Tertiärzeit abgelagert, welche nicht mehr
an der Gebirgsfaltung teilgenommen haben und meist sanft geformte Hügelländer bilden.
Dagegen sind sie von Bruchsystemen der jüngsten geolog. Vergangenheit betroffen worden, an denen gewaltige Versenkungen
und
Hebungen stattfanden, wodurch die heutige Gestaltung wesentlich bedingt wird. Diese
Brüche stehen
stellenweise mit vulkanischen Erscheinungen im Zusammenhang, wie auf den
Inseln des Saronischen Golfes und auf den südl.
Cykladen (Santorin ein thätiger
Vulkan), und geben Veranlassung zu häufigen starken
Erdbeben.
[* 5] Die Zerspaltung des
Landes durch
Brüche, zusammen mit der im einzelnen höchst wechselnden Streichrichtung der Faltengebirge, prägen
G. seine ungemein reiche
Gliederung in Relief und
Umriß auf. Diese Individualisierung und Zerlegung in eine große Zahl kleiner,
gesonderter
Gaue ist einer der für die geschichtliche
Entwicklung G.s wichtigsten Züge seiner Natur.
Die Halbinsel zerfällt in drei natürliche
Abschnitte. Nordgriechenland, bis zu dem Ambrakischen und
Malischen Golf (Golf von
Arta und Lamia) im S. reichend, umfaßt die beiden Landschaften
Epirus im W. und
Thessalien im O. Erstere
wird von parallelen Gebirgsketten mit der Streichrichtung NNW. erfüllt und von
Thessalien durch den Kamm des
Pindos getrennt;
letzteres ist ein Tieflandsbecken, das durch die
Gebirge Olymp, 2985 m (durch die Kambunischen
Berge mit
dem
Pindos verbunden), Ossa und Pelion vom Ägäischen
Meere getrennt wird. Es ist dies das Gebiet des
Flusses Peneios, während
den Epirotischen
Gebirgen die
Flüsse
[* 6] Arachthos und
Acheloos (der größte griech.
Fluß) nach S. entströmen.
Mittelgriechenlandoder das eigentlicheHellas reicht von der Einschnürung der Halbinsel durch die beiden
erwähnten Golfe bis zu dem grabenförmigen
Einbruch der Golfe von
Patras, von
Korinth
[* 7] und des Saronischen
Meerbusens im S.,
zwischen welchen letztern nur der schmale, flache
Damm des jetzt durchstochenen Isthmus von
Korinth zum
Peloponnes hinüberleitet.
Der westl.
Teil Mittelgriechenlands, die Landschaften
Akarnanien und
Ätolien, werden von den Fortsetzungen
der Epirotischen
Gebirge und des
Pindos, parallelen von NNW. nach SSO. streichenden
Ketten, eingenommen. Der eigentliche
Pindos
endigt mit dem
Tymphrestos
(Veluchi, 2319 m), doch erreichen seine südl.
Ausläufer Korax und
Giona (in
Doris und Photis) bedeutendere
Höhen (letzterer mit 2512 m der höchste
Berg des Königreichs). Am
Tymphrestos¶
mehr
verknüpfen sich zwei östlich streichende Gebirgsketten mit dem Pindossystem, die nördlichere, welche Thessalien im S. abschließt,
Othrys, die südlichere Öta und weiterhin Knemis genannt; zwischen beiden Ketten liegt die Thalebene des FlussesSpercheios.
Von der Giona aus zweigt sich eine dritte Bergreihe nach Oberflächengestaltung ab, die Nordküste des Golfes von
Korinth begleitend: Parnaß, Helikon, Kithäron, Parnes, und Pentelikon. Zwischen dieser und dem Ötagebirge liegt die Tiefebene
von Böotien mit dem Fluß Kephissos und dem Kopaïssee eingeschlossen; während sich südlich von Parnes und Pentelikon die
gebirgige Halbinsel Attika nach Südosten vorstreckt.
Der Peloponnes (s. d.) ist eine fast völlig gesonderte Halbinsel. IhrenKern bildet ein großes Hochland
(Arkadien), dessen Gebirge im N. und W., in den Landschaften Achaia und Elis in terrassenförmigen Stufen zu den ebenen Küstensäumen
herabsteigen, im O. und S. dagegen sich in selbständigen Bergketten fortsetzen und dadurch vier besondere Halbinseln (die
argolische, die östlichere und westlichere lakonische und die messenische) bilden, welche dem Peloponnes
seine eigentümlich ausgezackte Gestalt geben, die schon alte Geographen mit der des Blattes einer Platane
[* 9] verglichen haben.
Von den Flüssen ist keiner eigentlich schiffbar, und die meisten sind in der Regenzeit anschwellende, im Sommer gänzlich
austrocknende Gießbäche. Außer dem thessalischen Peneios, dem Spercheios, Acheloos und Kephissos sind
nur noch der Eurotas, Pamisos, Alpheios und der elische Peneios im Peloponnes zu erwähnen. Die Inselgruppen, die G. umgeben,
sind erst in jüngster geolog. Vergangenheit losgelöste Stücke des Festlandes, zu dem sie in ihrem Bau in innigster Beziehung
stehen. Das Gesamtareal G.s in der oben angenommenen Ausdehnung beträgt ungefähr 88000 qkm, wovon 53500 auf
das Festland, ziemlich 22000 auf den Peloponnes, der Rest auf die Inseln kommen.
Die Inselgruppe liegt am Rande der submarinen Fortsetzung des asiat.
Kontinents; unweit der Ostküste stürzt der Sockel bis auf 8000 m Tiefe hinab. An das leichtgebogene Nipon hängen sich im
SW. und im NO. die zwei andern Hauptinseln an, während Shikoku sich zwischen Kiushiu und die Halbinsel Kii von Nipon einschiebt.
Die Inseln bestehen aus Stücken einfacher Kettengebirge, die sich der Längsachse parallel und, aus krystallinischen
Schiefern, Granit und Gneis sowie paläozoischen Ablagerungen bestehend, in 12–1500 m Höhe zeigen.
Diese Bergzüge werden durch die vulkanische Kette, die als Fortsetzung der Oshima-Inseln mit dem Fusijama auf Hondo stößt
und hier durch zahlreiche vulkanische Vorkommnisse charakterisiert ist, in zwei Teile geteilt. Nach Kiushiu
greift der vulkanische Liu-kiubogen, nach dem Osten von Jesso der der Kurilen hinüber. Die innern Zonen der Ketten sind durch
einzelne oder Reihen von Vulkanen ausgefüllt. Von diesen sind zu erwähnen: auf den Kurilen der
Vulkan auf der Insel Alaid,
nordwestlich von der InselParamushir (3000–3500 m);
der Pik Sarytschew auf Matau, und die noch thätigen
Vulkane
[* 10] auf Urup, Iturup und Kunashir;
auf Jesso eine Anzahl teils ausgebrannter, teils noch thätiger Vulkane;
auf Nipon der 3745 m
hohe Fusijama (s. d.), japan. Fusi-no-jama, der Asama-jama,
der Haku-san und der Jako-jama;
auf Kiushiu der 1424 m hohe Onzen, japan. Onzen-notake, der Aso-jama, der
Mi-take und der Kiri-shima.
Die meisten von ihnen sind noch jetzt thätig. Auch auf den Liu-kiu, auf einigen kleinern Inseln
in der Nähe von Nipon und Kiushiu giebt es teils noch thätige, teils erloschene Vulkane. Sie alle bilden eins der Hauptglieder
der langen Kette, die sich durch sie von Hinterindien
[* 11] über die Sunda-Inseln, Molukken und Philippinen bis
nach Kamtschatka und den Alëuten hinzieht. Erdbeben, oft sehr verwüstender Art, sind sehr häufig, besonders an der pacifischen
Seite des Landes.
Ihre Zahl während des J. 1885 betrug 482, 1889: 930, darunter 767 örtlicher Natur; das größte Erdbebengebiet umfaßte 89000 qkm.
Die meisten Erdbeben suchen die Ostspitze von Jesso und das nördl. und mittlere Nipon, besonders Tokio
[* 12] selbst, heim. Zier wurde
das Erdbeben vom 28. Okt. bis besonders verderblich. Im südlichen J. werden hauptsächlich die Gegenden von Osaka,
Kioto und des Biwasees erschüttert. J. ist daher auch das klassische Land des Erdbebenstudiums. Die Zahl
der Flüsse ist sehr groß, aber sie sind meist zu reißend oder im Wasserstand zu wechselnd, als daß die Schiffahrt Nutzen
von ihnen ziehen könnte. Eine Ausnahme hiervon macht unter anderm der gegenwärtig sogar vielfach von Dampfschiffen befahrene
Fluß Jodo (japan. Jodogawa) auf Nipon.
Das Land ist mit Ausnahme der Saveebene und der Thalebene der Morava durchaus gebirgig. Die
serb. Gebirge sind in ihrem Bau noch wenig bekannt. Sie gehören zwei verschiedenen Gebirgssystemen an, zwischen denen sich
eine besondere dritte Gebirgsgruppe erhebt. Das Ostserbische Gebirge, zwischen der Donau im N. und Oberflächengestaltung und
der südlichen und vereinigten Morava im W., ist ein Teil des großen Gebirgsbogens, welcher die walach. Tiefebene umzieht
und die Transsylvanischen Alpen mit dem Balkansystem verbindet; es bildet die unmittelbare Fortsetzung des BanaterGebirges,
von welchem es durch das berühmte Engthal der Donau zwischen Bazias und Turn-Severin, dessen malerischste
Stelle das «EiserneThor» genannt wird, getrennt ist. Es besteht aus einer Anzahl von Faltengebirgen, welche nordsüdlich streichen
und nach S. zu sich allmählich in NNW.-SSO.-Richtung drehen.
Sie sind zusammengesetzt teils aus krystallinen und paläozoischen Schiefern, teils aus Kreidekalken, durchbrochen von Eruptivgesteinen,
in deren Nachbarschaft Erzlager und heiße Quellen auftreten. Im nördl. Teil des Ostserbischen Gebirges
erhebt sich die karstähnliche Kalkhochfläche der Golubinje-Planina (Lisac 1453 m) zwischen Morava und Timok; im Quellgebiet
des Crni-Timok erhebt sich die Lukavica-Planina im Rtanj zu 1566 m; noch weiter, zwischen der südl.
Morava und der Nišava die Suva-Planina im Rakoš zu 1980 m. Das zweite Gebirgssystem ist das Bosnisch-Serbische Grenzgebirge,
welches den ganzen SW. des Königreichs erfüllt, zwischen der Drina im W., der Kolubara und dem untern Teile der westl. Morava
im O. Es gehört dem großen Dinarischen Gebirge an, besitzt NW.-SO.-Streichen und besteht aus paläozoischen Schiefern, zwischen
denen Granit- und Serpentinmassive aufragen.
Nur untergeordnet treten Trias- und Kreidebildungen sowie jüngere Eruptivgesteine auf. Von NW. her beginnt das Gebirge, als
unmittelbare Fortsetzung der durch das Durchbruchsthal der Drina von ihm geschiedenen bosn. Ketten, mit dem niedrigen Bergland
zwischen der untern Drina und der Kolubara; dann folgt die Povlen-Planina (1272 m). Zu größerer Höhe
erhebt sich der mächtige Grenzzug zwischen S. und dem Sandschak Novipazar, die Golija-Planina (1931 m), an welcher die westl.
Morava entspringt, und der höchste Gipfel des Landes, die Kopaonik-Planina (2106 m), die von dem Ibar in engem Durchbruchsthal
durchsetzt wird.
Nach SO. findet er seine Fortsetzung in den Hochflächen zwischen dem Amselfeld und dem Thalbecken der
obern südl. Morava. Zwischen dem Ostserbischen und dem Bosnisch-Serbischen Gebirge erhebt sich, von dem erstern durch das
Thal
[* 13] der vereinigten Morava, von dem letztern durch das der westl. Morava getrennt, das Bergland
der Šumadija (d. i. Waldland), das eigentliche HerzS.s. Es ist ein von Eichen und Buchen reich bewaldetes,
sanft geformtes Bergland, aus krystallinischen und paläozoischen Gesteinen, untergeordnet auch aus Granit und Kreidekalk
bestehend, um welche sich ein ausgedehntes Hügelland jung-tertiärer Ablagerungen ausbreitet. Die Šumadija erreicht in dem
Rudnik 1169 m. Nach N. tritt sie mit Steilgehängen bei Belgrad
[* 14] unmittelbar an Save und Donau heran,
¶
mehr
während sich oberhalb der Kolubaramündung eine kleine Tiefebene am rechten Saveufer ausbreitet. Die Flüsse gehören sämtlich
zum Stromgebiet der Donau. Den westl. Teil bespült die Drina und die Kolubara (zur Save), den östlichen der Timok (zur Donau),
während die Morava (zur Donau) den eigentlichen centralen Strom darstellt. Das breite fruchtbare Thal
der südlichen und vereinigten Morava durchzieht S. in seiner ganzen Länge von SSO. nach NNW. und bildet nicht nur das kulturelle
Centrum, sondern auch die große Verkehrsader, auf welcher sich sein Handel bewegt, seine Festungen sich erheben und seine
Schlachten
[* 16] geschlagen wurden. In allmählichem Anstieg, ohne erhebliche Terrainschwierigkeiten, fast
stets in breiter fruchtbarer Thalaue führt hier die große Handelsstraße zwischen Österreich-Ungarn
[* 17] und der Türkei
[* 18] aufwärts
von Belgrad nach Nisch; während von hier die eine Straße nach Oberflächengestaltung die Nišava aufwärts über Pirot nach Sofia und Rumelien
abzweigt, folgt die andere weiter der Morava bis Vranja, um dann über Üsküp nach Saloniki
[* 19] zu ziehen.
Diesen Straßenzügen folgen jetzt die Eisenbahnen nach Sofia und Üsküp. Viel weniger wichtig ist die Straße, welche der
westl. Morava folgt. Die serb. Flüsse sind nur in den Unterläufen unvollkommen schiffbar.